Sportler nutzen ihre Bühne für politische Botschaften. Es ist ihr gutes Recht, ihre Überzeugung zu äußern. Doch es gibt Grenzen. Ein Kommentar.
Sportler sind Influencer, ihr Protest kann Menschen inspirieren und den Wandel einer Gesellschaft beschleunigen. Toni Kroos etwa folgen auf Instagram fast 25 Millionen Abonnenten – das sind zehn Mal mehr Menschen, als die größte deutsche Einzelgewerkschaft IG Metall an Mitgliedern hat. Und 60 Mal mehr, als die CDU an Parteimitgliedern vorweisen kann.
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Die Solidaritätsbekundungen nach dem gewaltsamen Tod des Afroamerikaners George Floyd, mit denen am vergangenen Wochenende unter anderem die Bundesliga-Spieler Jadon Sancho, Achraf Hakimi, Weston McKennie und Marcus Thuram Gerechtigkeit forderten, setzten ein gewaltiges Zeichen gegen Rassismus. Und doch zeigt dieser Fall und die sofort einsetzende Debatte über eine mögliche Bestrafung, dass die Statuten von Verbänden noch zu grob sind, wenn es um politische Meinungsäußerungen von Sportlern geht.
Was ist, wenn Botschaften spalten, statt zu versöhnen?
Zwischen Star und Prügelknabe liegt wenig, das weiß wohl Mesut Özil am besten. Özil, der 22 Millionen Instagram-Fans hat, durchlebte es, als er und Ilkay Gündogan sich mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan trafen und ein gemeinsames Foto ins Netz stellten. Es ist dieser schmale Grat: Sportler sind eine Marke, die sich etablieren muss. Von ihnen wird es erwartet, dass sie in den sozialen Medien auch zu gesellschaftspolitischen Dingen Stellungen nehmen. Jeder kleinste Fehler aber kann verheerend sein.
Sportler haben politische Überzeugungen – und ein Recht darauf, diese auch zu äußern. Wo aber liegen die Grenzen? Was ist, wenn Botschaften spalten, statt zu versöhnen? Es ist Zeit für neue Diskussionen.