Essen/Frankfurt. DFB-Präsident Keller präsentiert einen Fünf-Punkte-Plan für den Fußball der Zukunft und dürfte mit seinen Vorschlägen Diskussionen auslösen.
Natürlich geht es auch ums Geld, es geht ja immer auch ums Geld. Auch ein so großer Sportverband wie der Deutsche Fußball-Bund kann ohne nicht existieren, und deswegen betont der Generalsekretär Friedrich Curtius: „Für uns ist das Allerwichtigste, dass die Nationalmannschaft so schnell wie möglich auf den Rasen zurückkehrt.“ Denn mit den Auftritten der Elite-Auswahl generiert der DFB den Löwenanteil seiner Einnahmen – und die sind auch beim DFB in der Corona-Pandemie drastisch eingebrochen. Deswegen hat Nationalmannschafts-Direktor Oliver Bierhoff kürzlich den Auftrag bekommen, ein Konzept zu entwickeln, wie sich die nächsten Länderspiele im Herbst umsetzen lassen.
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Das ist eine der kurzfristigen Fragen, die den DFB gerade umtreibt. Eine weitere ist, wie es mit der 3. Liga und der Frauen-Bundesliga weitergeht. Präsident Fritz Keller aber hat in den vergangenen Wochen auch über längerfristige Folgen der aktuellen Krise nachgedacht und einen Fünf-Punkte-Plan entwickelt, den er am Dienstag in einer Medienrunde vorstellt. Es geht um Gehaltsobergrenzen, es geht um Nachhaltigkeit – und auch ein wenig um die Frage, wo das Kraftzentrum des deutschen Fußballs liegt.
Der DFB soll wieder Stimme des Fußballs sein
In Frankfurt natürlich, das ist unstrittig. Aber eher nicht mehr in der recht unscheinbaren DFB-Zentrale in der Otto-Fleck-Schneise, wo man sich durch zahlreiche Affären und wechselnde Präsidenten in den vergangenen Jahren selbst schwächte. Sondern in einem rund acht Kilometer entfernten schicken Glasbau in der Guiollettstraße – wo die Deutsche Fußball-Liga residiert. Die Vereinigung der 36 Profiklubs hat in den vergangenen Jahren stetig an Bedeutung zugelegt und spätestens in der Corona-Krise erscheint ihr Geschäftsführer Christian Seifert endgültig als der starke Mann im deutschen Fußball, bei dem alle Faden zusammenlaufen.
Keller möchte den DFB wieder stärker positionieren als Stimme des Fußballs und Interessenvertreter seiner sieben Millionen Mitglieder. Und so sitzt er nun neben Curtius vor einer Bücherwand in der Verbandszentrale und erläutert in einer virtuellen Medienrunde seinen Plan – als Diskussionsgrundlage. „Ich will Anregungen geben, über die wir reden können“, sagt Keller.
Streit mit Rummenigge ist ausgeräumt
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Und vor allem über ein Thema dürfte reichlich geredet werden: „Es gibt unsinnige Gehälter und Ablösesummen, die nicht mehr glaubhaft sind. Wir müssen über Gehaltsobergrenzen reden“, sagt der DFB-Präsident. „Ich freue mich, dass ich da mit Karl-Heinz Rummenigge einer Meinung bin.“ Der Nachsatz kommt recht überraschend, denn noch am Sonntag hatte der Vorstandsvorsitzende des FC Bayern Keller scharf kritisiert und populistische Äußerungen vorgeworfen, nachdem der DFB-Boss einigen Profis großkotziges Auftreten attackiert hatte.
Das sei ausgeräumt, sagt Keller, man habe telefoniert – und Rummenigge stehe voll hinter der Idee. Die Unterstützung kann Keller brauchen, denn es dürfte anspruchsvoll sein, eine Lösung zu finden, die europaweit genügend Unterstützer findet und dann auch noch europarechtskonform ist. Bislang sind ja auch Kellers Vorschläge eher vage: Eine starre Obergrenze will er nicht, das Höchstgehalt soll sich orientieren an betriebswirtschaftlichen Kennzahlen der Klubs. „Denn wer erfolgreich wirtschaftet, soll belohnt werden.“
Keller will mehr „Enkeldenken“
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Zum richtigen Wirtschaften gehört auch, was Keller „Enkeldenken“ nennt: Die Klubs sollen sich nachhaltiger aufstellen, nicht nur dem kurzfristigen Erfolg nachhecheln, sondern langfristig denken und Rücklagen bilden – was auch Lizenzauflage werden soll. Außerdem will der DFB-Präsident das Ehrenamt stärken und einen breiten Dialog mit allen Interessengruppen auf Augenhöhe eingehen, insbesondere mit den Fans.
Und nicht zuletzt geht es um aktuelle Hilfe. Sollte sich die Politik zu flächendeckenden Sars-CoV2-Tests entschließen, werde der Fußball helfen: mit seiner Popularität, mit seiner Logistik und mit seiner Infrastruktur. Schon bald soll ein Pilotprojekt in einer kleinen Gemeinde im Odenwald starten.