Essen. Der europäische Fußball ruht wegen der Corona-Pandemie. Die großen Ligen planen den Neustart, aber die Ungewissheit bleibt. Ein Überblick
Die Aufregung war groß: Luis Rubiales, Präsident des spanischen Fußballverbands, hatte angesichts der Corona-Krise einen Saisonabbruch ins Spiel gebracht und vorgeschlagen, die aktuelle Tabelle zu werten. „Der Plan des Verbandes führt nur zu Konflikten zwischen den Klubs“, schimpfte Miguel Angel Gil Marin, Hauptaktionär von Atlético Madrid. „Was wir brauchen, ist Einigkeit.“ Und Liga-Präsident Javier Tebas attestierte schnippisch: „Rubiales ist doch gar nicht zuständig für diese Entscheidung.“
Wieder einmal wurde vor allem klar, wie wenig klar ist rund um den Spitzenfußball in Europa. Die Spiele sollen weitergehen, aber wie und wann vermag kaum jemand zu sagen. Die Zeit drängt, die Europäische Fußball-Union Uefa wünscht, dass die nationalen Ligen bis Ende Juli beendet sind, um im August die Europapokalwettbewerbe abschließen zu können. Während man aber in der deutschen Bundesliga den 9. Mai als Termin für den Wiederbeginn schon fest ins Auge fasst und die 36 Profiklubs an diesem Donnerstag darüber befinden wollen, ist in den übrigen vier großen Ligen vieles im Ungewissen. Ein Überblick.
Spanien
Ende Mai sowie Anfang und Ende Juni gelten als mögliche Termine für eine Wiederaufnahme des Spielbetriebs. Laut Liga-Boss Tebas ist allerdings wegen der strikten Ausgangsbeschränkungen nicht vor dem 26. April an Training zu denken. Sollten diese gelockert werden, könnten die Teams auch wieder das Training aufnehmen. Quique Setién, Trainer des aktuellen Meisters FC Barcelona, ist skeptisch: „Ich habe gehört, dass die Liga vorhat, dass alle Teams für einige Monate an einem Ort isoliert werden sollen. Ich denke, das geht zu weit, das kann man nicht machen. Das würde zu viele Probleme verursachen“, sagte er dem katalanischen Radiosenders RAC1.
Italien
Am 4. Mai will die Regierung die strengen Restriktionen ein wenig lockern und dann möchte auch der Fußball erste Schritte in Richtung Normalität wagen. Mitte der Woche wollen alle Beteiligten in einer Videokonferenz über das genaue Vorgehen entscheiden. Es dürfte intensive Diskussionen geben: Acht der 20 Klubpräsidenten sind dagegen, die Saison bis Juli zu Ende zu bringen.
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Es gibt aber bereits sehr detaillierte Pläne: Anfang Mai sollen Spieler, Trainer und Betreuer getestet und dann komplett isoliert werden. Zunächst wäre Training in Kleingruppen und unter Einhaltung des Mindestabstands möglich. Nach weiteren Tests könnte eine Woche später die Rückkehr ins Mannschaftstraining folgen und Ende Mai der Spielbetrieb beginnen.
Die große Frage ist nur: wo? Niemand geht davon aus, dass bald schon wieder im besonders schlimm betroffenen Norden des Landes, also etwa in Bergamo oder Brescia, gespielt werden kann. Die Idee, alle Spiele in Rom abzuhalten, wurde verworfen, die Partien werden wohl zwischen der Hauptstadt und Süditalien ausgetragen.
England
Bis 7. Mai sind die strikten Restriktionen der Regierung terminiert, erst danach ist an Fußball zu denken. Die Premier League will die Saison auf jeden Fall abschließen und am 13. Juni fortsetzen. Der englische Verband FA hat das Londoner Wembley-Stadion als neutralen Spielort angeboten. Ein weiteres Szenario: zentralisierte Geisterspiele in dichter Folge in mehreren Londoner Stadien und weiteren Arenen in der näheren Umgebung. Die 20 Teams würden „kaserniert“ werden.
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Doch es bleibt Skepsis: „Wenn wir auf dem Spielfeld Kontakt haben, würden wir vielleicht das Virus weitergeben. Ich könnte meine Frau und meine Töchter anstecken. Wir müssen vorsichtig sein“, sagte der Brasilianer Willian vom FC Chelsea. Karren Brady, Vize-Chefin des Londoner Fußballclubs West Ham United, warnte in einer Kolumne für die Zeitung „The Sun“ vor beträchtlichen Risiken auch ohne Zuschauer.
Frankreich
Der Spielbetrieb ist „bis auf Weiteres“ ausgesetzt, konkrete Pläne über eine Fortsetzung gibt es nicht. Es soll aber in jedem Fall weitergehen, zumindest für die Profis. Sämtliche Amateurmeisterschaften hat der Verband FFF bereits eingestellt.