Essen. Die Bundesliga will am 9. Mai wieder spielen, die Ministerpräsidenten Laschet und Söder signalisieren Zustimmung – doch es gibt Diskussionen.

Es ging hin und her am Montagnachmittag: Erst verkündeten die für Sport zuständigen Minister der Bundesländer nach einer Telefonkonferenz, dass sie Bundesliga-Fußball vor leeren Rängen „nach derzeitigem Diskussionsstand“ für vertretbar halten, und zwar ab Mitte oder Ende Mai. Auf ein genaues Datum konnten oder wollten sie sich nicht einigen. Dann preschten Armin Laschet (CDU) und Markus Söder (CSU) vor, die Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen und Bayern, und nannten der Bild einen exakten Termin: Ab dem 9. Mai sei eine Wiederaufnahme der Bundesliga denkbar. Auch Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) zeigte sich dafür offen.

Dass dies nur mit viel Wohlwollen als Mitte Mai zu bezeichnen wäre, dass zudem die Sportminister darauf verzichteten, dieses Datum zu nennen, lässt darauf schließen, dass es im Kreis der Bundesländer nicht unumstritten ist. Der Deutschen Fußball Liga (DFL) aber gefällt der Vorstoß der größten und bevölkerungsreichsten Länder, aus denen neun der 18 Bundesligisten kommen. „Das sind positive Signale, die ausgesendet wurden. Das gibt beiden Ligen eine wichtige Perspektive“, sagte Geschäftsführer Christian Seifert. Borussia Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke sprach von einem „Vertrauensvorschuss der Politik“ und meinte: „Hätte die Liga nicht so ein durchdachtes Konzept vorgelegt, hätte die Politik womöglich anders entschieden. Wir sind jetzt in der Bringschuld.“

Mitgliederversammlung am Donnerstag

Am Donnerstag befinden die 36 Profiklubs in einer DFL-Mitgliederversammlung darüber, wie und wann es weitergeht im deutschen Fußball. Schon in der vergangenen Woche berichtete diese Zeitung darüber, dass die Klubs den 9. Mai als Datum für den Neustart ins Auge gefasst haben. Nun bekommen sie dafür gewichtige Unterstützung aus der Politik – und von Spielervertretern: „Die Spieler favorisieren einen pragmatischen Ansatz. Der Ball soll natürlich schnellstmöglich wieder rollen – doch nur, sofern es medizinisch und moralisch vertretbar ist“, erklärte Ulf Baranowsky, Geschäftsführer der Vereinigung der Vertragsfußballer (VdV) dieser Zeitung.

„Voraussetzung ist, dass es ein durchdachtes Konzept gibt“, betonte Laschet. „Das, was die DFL in diesen Tagen vorgelegt hat, lässt erkennen, dass es Schutzvorkehrungen gibt.“ Die Bremer Sportsenatorin Anja Stahmann (Grüne), die der Sportministerkonferenz derzeit vorsteht, nannte als Bedingung, dass die Partien mit geringstmöglichem Personal und unter strengen hygienischen Auflagen stattfinden.

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Es geht nur mit regelmäßigen Tests

Darüber wollen die 36 Profiklubs am Donnerstag sprechen. Sie haben sich von einer Task Force Sportmedizin und Sonderspielbetrieb, geleitet von Nationalmannschaftsarzt Tim Meyer, ein Konzept erarbeiten lassen. Über die Inhalte wird zwar eisern geschwiegen, schon jetzt aber ist klar Es wird nur mit regelmäßigen Tests funktionieren. Denn schon ein, zwei unentdeckte Infektionen könnten dazu führen, dass das Virus in eine ganze Reihe von Mannschaften eingeschleppt wird und der Spielbetrieb wieder zum Erliegen kommt.

„Die Profis sind diesbezüglich grundsätzlich offen“, sagt Baranowsky. Es dürfe aber „nicht der Eindruck entstehen, dass Fußballer Testkapazitäten blockieren, die andere Menschen dringender benötigen könnten. Sie wollen auf keinen Fall eine Vorzugsbehandlung zulasten von Kranken und Betroffenen.“

Karl Lauterbach übt Kritik

Genau darüber aber wird derzeit heftig diskutiert. „Es ist falsch, Zehntausende Tests für Geisterspiele zu verbrauchen, während in den Pflegeheimen und bei Lehrern noch nicht ausreichend getestet werden kann“, twitterte der SPD-Abgeordnete und Gesundheitsexperte Karl Lauterbach. Rund 20.000 Test sollen insgesamt nötig sein, um den Bundesliga-Spielbetrieb zu sichern. DFL-Chef Seifert verspricht: „Es wird nicht der Fall sein, dass auch nur eine Ärztin, ein Arzt, eine Krankenschwester oder ein Krankenpfleger, die für das System wirklich relevant sind, nicht getestet werden kann, weil Fußballspieler getestet werden müssen.“ Auch der Berufsverband Akkreditierte Labore in der Medizin (ALM) erklärte jüngst, dass es genügend Testkapazitäten gebe und die Labore bei weitem nicht ausgelastet seien.

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Andere Experten äußern sich kritischer, verweisen darauf, dass die Laborkapazitäten ungleich verteilt seien – und warnen davor, dass selbst die besten Tests nicht garantieren können, dass infizierte Profis rechtzeitig erkannt werden, bevor die die Kollegen anstecken.