Essen. Der Fußball tut sich schwer, Verständnis für seinen Existenzkampf zu erzeugen. Dass er kämpft, sollte man ihm nicht vorwerfen. Ein Kommentar.

Die Aufregung um den Profifußball ist groß in diesen Tagen. Er ringt darum, die Saison und damit die Vereine zu retten, doch momentan können sich viele Menschen noch gar nicht vorstellen, dass im Mai wieder Spiele stattfinden könnten, auch wenn es wie geplant Geisterspiele wären. Und anfreunden können sie sich mit diesem Gedanken erst recht nicht, wenn dafür eine Sonderrolle beansprucht würde – zum Beispiel mit engmaschigen Corona-Tests.

Der Virologe Alexander Kekulé sagte im ZDF, speziell abgesicherte Geisterspiele seien machbar. Die Frage sei nur, „wie man den Menschen erklärt, dass der Fußball so eine Spezialbehandlung bekommt und die Menschen in der Gastronomie, in der Reisebranche und in vielen Dienstleistungsbereichen in ähnlichen oder viel größeren Schwierigkeiten stecken“.

Der VfL Bochum kämpft gerade um jeden Euro

Und doch muss man verstehen, was die Deutsche Fußball-Liga und jeder einzelne in ihr verankerte Verein derzeit versuchen. Die Führungskräfte probieren wie viele andere in diesem Land alles, um ihre Unternehmen zu retten. Und zu vielen Klubs, so viel ist klar, droht schon in Kürze die Insolvenz.

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Das sind vor allem die Vereine, die keine Rücklagen gebildet haben. Der VfL Bochum beispielsweise hat in der jüngeren Vergangenheit solide gewirtschaftet, zahlt aber immer noch einen hohen Preis für frühere Sünden. Der Zweitligist kämpft gerade um jeden Euro – und damit um jeden Arbeitsplatz. Und auch der FC Schalke 04 hat in dieser Krise schon früh von Existenzsorgen gesprochen, die gerade konkreter werden. Zwei Beispiele aus der Region – stellvertretend für zahlreiche andere. Müsste die Saison abgebrochen werden, würden nur wenige Klubs lediglich mit ein paar Schrammen davonkommen.

Am Profifußball hängen viele Arbeitplätze - und viele Herzen

Viele Stimmen behaupten derzeit, Profifußball sei nicht relevant. Aber auch an ihm hängen zahlreiche Arbeitsplätze – und zudem viele Herzen. Das Motiv des Fußballs für eine möglichst zügige Wiederaufnahme des Spielbetriebs ist allerdings nicht, den Menschen schon bald wieder Zerstreuung und Vergnügen zu schenken, das sollte man ihnen besser nicht vorgaukeln. Es geht allein darum, das Gebilde zu erhalten. So ehrlich sollte man schon sein.

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Leider liefert der Fußball Gründe dafür, dass man ihm Selbstüberschätzung vorwerfen kann. Und doch sollte man nicht von ihm verlangen, seinen Existenzkampf aufzugeben. Besser wäre es, besonnen zu bleiben und auch über diese Branche, obwohl es nur eine unterhaltende ist, nicht mit Schaum vor dem Mund zu urteilen. Die Lage ist schlimm genug.