Essen. Die DFL plant für den Wiederbeginn der Liga im Mai. Dabei sollen auch regelmäßige Corona-Tests helfen. Doch Experten bezweifeln, dass das reicht.

Es hat sich einiges verändert im Stadion von Borussia Dortmund: In der vierten Etage unter der Nordtribüne, wo sonst während Bundesligaspielen Gäste bewirtet werden, ist nun ein Corona-Behandlungszentrum. Der BVB hat diesen Teil seines Stadions gemeinsam mit der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe umgebaut. Hier können ab sofort täglich von 12 bis 16 Uhr Verdachtsfälle untersucht werden.

Der Kampf gegen das Virus, er bestimmt den Fußball derzeit auf vielen Ebenen. Bei der Europäischen Fußball-Union Uefa etwa ist man alarmiert, weil der belgische Verband entschieden hat, seine Liga vorzeitig abzubrechen. „Ich denke, das ist nicht der richtige Weg“, schimpfte Uefa-Präsident Aleksander Ceferin im ZDF-Sportstudio. „Die Belgier und andere, die jetzt vielleicht darüber nachdenken, riskieren ihre Teilnahme am Europapokal in der nächsten Saison.“

Für die deutsche Bundesliga hätte es diese Warnung nicht gebraucht. Die Verantwortlichen sind wild entschlossen, die Spielzeiten trotz Corona-Pandemie zu einem ordentlichen Ende zu bringen. Deswegen wird bei der Deutschen Fußball-Liga (DFL) an Plänen gefeilt, wie man ab Mai wieder spielen könnte. So soll eine medizinische Kommission ein Konzept erarbeiten, wie durch engmaschige Corona-Tests Infektionen vermieden werden können.

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Auch engmaschige Tests können Infektionen nicht ausschließen

Laut MDR gibt es bereits erste Ideen: Alle drei Tage soll geschultes Personal Schnelltests an den Spielern vornehmen. Sollte sich ein Profi infiziert haben, wird nur dieser in Quarantäne geschickt – und nicht wie bisher die gesamte Mannschaft. Die DFL wollte dies zunächst nicht bestätigen. „Die Task Force hat ihre Arbeit aufgenommen, es liegen aber noch keine Ergebnisse vor“, hieß es.

Experten sind ohnehin skeptisch, weil selbst PCR-Tests, die die genauesten sind, keine hundertprozentige Sicherheit bieten: „Wir wissen nicht, wie häufig das ist, aber es gibt belegte Einzelfälle, dass Personen schon das Virus übertragen, bevor sie die ersten Symptome zeigen“, sagt Ulf Dittmer, Leiter der Virologie der Universitätsmedizin Essen. „Diese Personen würde man auch mit PCR-Tests wahrscheinlich eher negativ testen, sie können aber schon Personen anstecken. Man kann also auch mit engmaschigen Tests Infektionen nicht hundertprozentig ausschließen.“ Ähnlich beurteilt es der Virologe Prof. Jonas Schmidt-Chanasit vom Bernhard-Nocht-Institut in Hamburg – und schiebt hinterher: „Wollen Vereine wirklich das Risiko eingehen, dass ein Spieler verstirbt?“

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Laborkapazitäten sind am Anschlag

Dittmer sieht weitere Probleme: „Die DFL kann nicht einfach selbst entscheiden, keine Quarantänemaßnahmen durchzuführen. Wenn das Gesundheitsamt Quarantäne anordnet, kann sich dem niemand widersetzen.“ Und nicht zuletzt: „Wir sind ziemlich am Anschlag der Laborkapazitäten in Deutschland. Ich weiß nicht, welches Labor sich dann zur Verfügung stellt, um gesunde Bundesligaprofis zu testen, obwohl wir diese Tests doch dringend für schwer erkrankte Personen brauchen.“

Schmidt-Chanasit sieht nur eine Möglichkeit: Man könne „alle Spieler auf Antikörper testen, um herauszufinden, wer das Virus schon einmal in sich getragen hat und immun ist. Nur diese Spieler sollte man dann spielen lassen.“ Doch niemand weiß, ob man dann genug Profis für ein Spiel hätte.