Essen. Die Olympia-Verschiebung hat für die Fußballer drastische Folgen. U21-Trainer Stefan Kuntz muss ein neues Team bilden.

„Viele tausend Fragen“ seien noch zu beantworten, erklärte IOC-Präsident Thomas Bach im Zuge der historischen Verschiebung der Olympischen Sommerspiele in Tokio. Sowohl Sportler, Organisatoren als auch Fans stehen vor unzähligen Baustellen. Eine dieser Baustellen ist der Terminplan der Fußballer.

Denn neben den Olympischen Spielen wurde vor wenigen Tagen bereits die Europameisterschaft auf 2021 verschoben. Das Jahr, in dem ohnehin die Endrunde der Nations League und die EM-Endrunde der U21-Junioren ausgetragen werden sollten. „Noch ist die Lage für uns nicht abzusehen“, sagte Junioren-Bundestrainer Stefan Kuntz, der die deutsche Auswahl bei den Spielen in Tokio trainieren wird. „Wir warten gespannt auf die nächsten Entscheidungen – vor allem auf die genaue Terminierung.“

Olympia als Turnier der U23-Junioren

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Kritisch wird die Situation vor allem bei den Junioren, denn auch das olympische Fußballturnier wird seit 1992 von Jungprofis bestritten. Dem 18-Mann-Kader qualifizierter Nationen müssen mindestens 15 U23-Spieler angehören. Nur für drei Profis gilt keine Altersgrenze. Zahlreiche Spieler wie Torwart Markus Schubert von Schalke 04 wären sowohl für das olympische Turnier als auch für die U21-EM fest eingeplant. Wann das Turnier in Slowenien und Ungarn nun „irgendwo reingewurschtelt“ wird, so formuliert es Kuntz, ist völlig offen. Auch auf Nachfrage dieser Redaktion wollte sich die Uefa nicht zu einem möglichen neuen Termin äußern.

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Ungeklärt ist auch, wie sich die Olympia-Verschiebung auf die Altersgrenze des Fußballturniers auswirkt. Wäre in Tokio in diesem Sommer gespielt worden, dürften (mit Ausnahme von drei Spielern) nur Akteure auflaufen, die am oder nach dem 1. Januar 1997 geboren wurden – also zum Zeitpunkt des Turniers nicht älter als 23 Jahre alt sind. Bleibt es bei diesem Höchstalter, dürften im Jahr 2021 keine Fußballer des Jahrgangs 1997 in Japan an den Start gehen.

Gladbachs Florian Neuhaus war noch 2019 für die U21 bei der EM am Ball.
Gladbachs Florian Neuhaus war noch 2019 für die U21 bei der EM am Ball. © credit /honorarfrei | imago

„Dann müssten wir einen ganz anderen Kader zusammenstellen und die Jungs entsprechend beobachten“, merkt Kuntz an, der auch die U21-Nationalelf trainiert. Konkret müsste die deutsche Auswahl in Tokio dann auf Spieler wie (Schalke 04), Florian Neuhaus (Borussia Mönchengladbach), Benjamin Henrichs (AS Monaco), Maximilian Mittelstädt (Hertha BSC) oder Marco Richter (FC Augsburg) verzichten, die bei der U21-Europameisterschaft im vergangenen Jahr allesamt feste Größen im DFB-Team waren.Suat Serdar

Diskussionen um die Altersgrenze

Während man sich beim Deutschen Fußball-Bund noch mit Forderungen nach einer Verschiebung der Altersgrenze zurückhält, preschte der australische Verband bereits vor. Verbandschef James Johnson fordert eine Anhebung der Altersbeschränkung auf 24 Jahre: „Das würde den Spielern, die ihrer Nation zur Qualifikation verholfen haben, im nächsten Jahr aber nicht mehr spielberechtigt wären, die Möglichkeit geben, ihren Traum von den Olympischen Spielen zu erfüllen.“

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Wie IOC-Präsident Thomas Bach findet auch Kuntz, dass es rund um Olympia noch viele offene Fragen gibt. „Wir Fußballer sind mal gar nicht so wichtig“, relativiert er allerdings. Denn schon im Bundesliga-Alltag sowie bei Welt- und Europameisterschaften stehen die Fußballer im Fokus der Öffentlichkeit – im Gegensatz zu den vielen Weltklasse-Athleten der meisten anderen Sportarten. „Für uns ist Olympia eine tolle Sache, aber lange nicht so toll wie für einzelne Athleten, die vier Jahre oder sogar ihr ganzes Leben nur auf dieses eine Highlight hintrainieren“, sagt Kuntz.