Essen. Die Spendenaktion von Leon Goretzka und Joshua Kimmich entwickelt sich zum Erfolg. Die Nationalspieler wollen während der Corona-Krise helfen.

Wie fast alle Fußball-Profis, die derzeit aufgrund der Coronavirus-Pandemie alleine schwitzen müssen, blieb auch Leon Goretzka am Wochenende zu Hause. Dafür tippte der Spieler des FC Bayern München häufig in sein Smartphone, um den Kollegen zu danken, die sich an seiner Spendeninitiative #WeKickCorona beteiligen. Nach und nach wurde seine Dankesliste in den Sozialen Medien länger.

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Am Freitag hatte der Nationalspieler zusammen mit seinem Kollegen Joshua Kimmich die Hilfsaktion ins Leben gerufen. „Wir beide gehen voran und werden gemeinsam eine Millionen Euro spenden“, meinte Goretzka. Mittlerweile sind schon 2,5 Millionen Euro zusammenkommen. Karitative Vereine und deren soziale Einrichtungen aus allen gesellschaftlichen Bereichen, die auf sofortige Hilfe angewiesen sind, können bei #WeKickCorona Gelder beantragen.

BVB-Verteidiger Hummels lobt #WeKickCorona

Borussia Dortmunds Mats Hummels unterstützt die Initiative. Auch Julian Brandt. Leroy Sané. Benedikt Höwedes. Max Meyer. Lars Stindl. Lukas Klostermann. Julian Draxler. Thilo Kehrer. Sogar Ex-Schalke-Torjäger Klaas-Jan Huntelaar mischt sich unter die bislang 21 Unterstützer. „Wir als Fußballer wollen besonders in dieser Zeit versuchen, unserer Vorbildfunktion gerecht zu werden und vorleben, wie wir Solidarität verstehen“, erklärte Hummels.

Während sich zuletzt also die Stimmen mehrten, die den Profis genau jene Solidaritätsgedanken absprachen, basteln gerade zahlreiche Fußballer an einer großen Hilfsmaßnahme. Und es ist kein Zufall, dass Goretzka dabei vorangeht.

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Der 25-jährige Bochumer hat sich in München seit seinem Wechsel 2018 vom FC Schalke längst zu einem Profi entwickelt, der über das Sportliche hinausblickt, auch politische Meinungen äußert. Nachdem Zuschauer Leroy Sané bei einem Spiel der deutschen Nationalmannschaft rassistisch beleidigt hatten, sagte Goretzka: „Es hat mich entsetzt. Ich bin im Ruhrgebiet groß geworden, wo man die Frage nach der Nationalität eher mit Bochumer, Schalker oder Dortmunder beantwortet.“ Später ließ er sich bei einem Besuch der KZ-Gedenkstätte Dachau fotografieren und veröffentlichte dazu die Botschaft „Nie wieder“. Jetzt meint er: „Corona schlagen wir nur gemeinsam.“

#WeKickCorona zeigt: Eine neue, mutige Generation geht voran

Goretzka zählt wie der ebenfalls 25-jährige Kimmich zu der neuen Generation beim DFB, die Verantwortung auf dem Platz übernehmen soll. Eigentlich schon in diesem Sommer, jetzt ein Jahr später bei der verlegten Europameisterschaft. Die Spieler seien reifer, hätten den Mut, Kritik zu üben, hat Bundestrainer Joachim Löw über diese Generation gesagt. Dies bedeutet nun nicht, dass derzeit jeder Profi mit Mitte 20 staatstragend durch die Gesellschaft schreitet. Aber es gibt doch einige, die sich nicht scheuen, aufgrund ihrer Stellung voranzugehen.

Bei #WeKickCorona darf jetzt jeder mitmachen, auf der Internetseite kann gespendet oder Hilfe beantragt werden. 540 Kleinspenden seien bereits eingegangen, heißt es dort. 350 Mal wurde bislang um Hilfe gebeten. „Gerne beteilige auch ich mich und hoffe, dass ich so einen kleinen Beitrag dazu leisten kann, sozialen Einrichtungen unter die Arme zu greifen“, schrieb Benedikt Höwedes.

Überhaupt überweisen während der Corona-Krise immer mehr Profis Spenden. Die Nationalmannschaft sammelte 2,5 Millionen Euro für soziale Zwecke. „Die Aktion ist ganz schnell umgesetzt worden“, berichtete DFB-Direktor Oliver Bierhoff. Bayern-Stürmer Robert Lewandowski plant laut der Bild-Zeitung, eine Million Euro zur Verfügung zu stellen.

Allerdings geht es bei dieser Aktion nicht um Gehaltsverzicht, den viele fordern, um die durch die ruhende Bundesliga bedrohten Klubs zu entlasten. Bislang verzichten als Gruppe nur die Spieler von Borussia Mönchengladbach (insgesamt monatlich auf rund eine Million Euro). Fast alle Vereine wollen demnächst aber Gespräche führen, um diesem Beispiel zu folgen.