Essen. Jürgen Klinsmann hat sich in einem Facebook-Video zu seinem Rücktritt bei Hertha BSC geäußert und dabei sein Verhalten hinterfragt.

Am Tag nach seinem überraschenden Rücktritt als Trainer des Bundesligisten Hertha BSC hat sich Jürgen Klinsmann zu Wort gemeldet. In einem Live-Video im sozialen Netzwerk Facebook erklärte der ehemalige Nationalstürmer die Gründe für seinen Abgang nach knapp zehn Wochen und entschuldigte sich für die Art und Weise der Kommunikation seiner Entscheidung. Wenige Stunden zuvor hatte er das Video an gleicher Stelle angekündigt: „Dass es eine Menge Unklarheit und auch Unmut gibt, verstehe ich voll und ganz. Dem will ich mich stellen.“

Auch interessant

Nach 13 Minuten und 21 Sekunden war das Video beendet, ohne dass der Ex-Hertha-Trainer einer weiteren Ankündigung gefolgt war. „Ich freue mich auf euch und hoffe, dass ich eure Fragen – gerade die kritischen – beantworten kann“, hatte er um 14:18 Uhr geschrieben. Die knappe Viertelstunde enthielt jedoch nur einen Monolog des Weltmeisters von 1990.

„Vielleicht hätte ich mir mehr Zeit lassen sollen“, reflektierte er seine Facebook-Meldung, mit der er seinen Rücktritt verkündet, und den Hauptstadt-Klub so dessen Meldungshoheit beraubt hatte. Er hätte sich mehr Zeit lassen und vorab mit Ratgebern sprechen sollen, betonte er.

Hertha-Verantwortliche geben Pressekonferenz

Die Berliner haben für Donnerstag, 13. Februar (11.30 Uhr), eine Pressekonferenz einberufen. Es ist davon auszugehen, dass sich die Verantwortlichen, allen voran Manager Michael Preetz, zur Personalie Klinsmann äußern werden. Dass kritische Aussagen fallen werden, gilt als wahrscheinlich. Damit, so Klinsmann, habe sein Video am Tag vor der Presserunde jedoch nichts zu tun.

Er wolle lediglich Gründe für sein emotionales Handeln nennen. Zum einen haben sich, so der 55-Jährige, im internen Umfeld „viele kleine Dinge“ ereignet, „die sehr schwer für mich waren“. Diese sollen sich im „intimsten Bereich der Mannschaft“ zugetragen haben.

Auch interessant

Klinsmann beklagte in seinem Statement vor allem den Einfluss von Manager Michael Preetz. Nicht etwa dessen Transfer-Aktivitäten in der Winterpause, diesbezüglich habe der Hertha-Funktionär in den Augen des Ex-Trainers gut gearbeitet. Anders als er es aus England kenne, habe er auch während des Spiels den Einfluss des Managers gespürt.

Kritik an Rolle von Manager Preetz

Klinsmann: „In Deutschland ist man es gewohnt, dass ein Manager mit auf der Ersatzbank sitzt und sich dort mit einbringt. Ich war das nicht gewohnt. In England ist es so: Man hat nur einen Vorgesetzten, und das ist der Chef des Klubs. Das ist mir aufgestoßen, diese Art der Arbeit.“ Dabei solle es doch der Trainer sein, der für alle Entscheidungen verantwortlich ist.

Der ehemalige Bundestrainer, der die deutsche Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft 2006 im eigenen Land auf Platz drei führte, der aber anschließend als Trainer des FC Bayern krachend scheiterte, sprach in seinem Statement auch über die in den Augen vieler Fußball-Fans zu hoch gegriffenen Ziele des zuweilen etwas dröge erscheinenden Hauptstadt-Klubs, der immer noch in Abstiegsgefahr ist. „Der Klub geht in die richtige Richtung“, betonte der gebürtige Göppinger, „Erst muss es um den Klassenerhalt gehen, dann um die Europa League, dann um die Champions League.“ Aktuell hat Hertha sechs Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz.