Essen. Dass Sportler ihren Reichtum zur Schau stellen, kommt nicht immer gut an. Das können oder wollen sie nicht verstehen. Eine Kolumne.
Ein Friseur erregt die Gemüter. Wieder einmal. Dass sich Spieler von RB Leipzig vor der Partie in Frankfurt einen Meister seiner Zunft aus London hatten einfliegen lassen, ließ sogar Ralf Rangnick, den Fußballboss bei Red Bull, nicht unberührt. Es sei nur noch ein kleiner Schritt zum Goldsteak, schimpfte er. Goldsteak? Da war doch mal was.
Jadon Sancho macht sein Privatleben öffentlich
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Vor einigen Wochen geisterte ein kurzes Video von BVB-Profi Jadon Sancho durch die Sozialen Medien. Wie einst Franck Ribéry demonstrierte Sancho während der Weihnachtsferien in Dubai beim Besuch eines Restaurants, zu dessen Spezialität mit Goldstaub bepuderte Fleischbrocken im kolportierten Wert von 1200 Euro zählen, sehr öffentlich seinen Wohlstand. Viele Reaktionen lassen sich kurz so zusammenfassen: „Ekelhaft. Diese Sportler sind doch alle geldgeil.“
Dazu gibt es einiges zu sagen. Zunächst mal stimmt das natürlich so nicht. Alexander Zverev hatte angekündigt, sein gesamtes Preisgeld für die Opfer der Waldbrände in Australien zu spenden, hätte er dort das Grand-Slam-Turnier gewonnen. Fußballprofi Neven Subotic hat eine eigene Stiftung, unterstützt Projekte in Äthiopien. Freiburgs Trainer Christian Streich, die personifizierte Bodenständigkeit, ist dafür bekannt, mit dem Fahrrad zum Training zu fahren – auch wenn der Mann Wert darauf legt, dass sein Fahrrad ein teures sei. Drei Beispiele aus drei Generationen, die andeuten, dass die Sportler in Selbstverständnis und Lebensführung so unterschiedlich sind wie der Rest der Bevölkerung.
Die Folgen eine Lebens im Rampenlicht
Sportler, Fußballprofis zumal, fallen häufiger auf. Sie stehen im Rampenlicht, insbesondere die jüngeren Spieler kennen ein Leben ohne die Inszenierung in Sozialen Medien gar nicht mehr. Reichweite bei Instagram oder anderen einschlägigen Anbietern erhöht den eigenen Wert – sei es den hochdotierter Werbeverträge, sei es den des Selbstwertgefühls.
Gleichzeitig werden Fußballprofis von den Klubs mit derart hohen Summen zugeschüttet, dass durch den dicken Schleier von Geldbündeln sich der Blick auf die Realität fast schon zwingend verzerren muss.
Sind die jungen Stars also schlimmer als vorherige Generationen? Vermutlich nicht. Auch Netzer, Hoeneß und Co. haben damals gerne gezeigt, was sie hatten. Dafür, dass sich die Skala des Reichtums beinahe unanständig weit verschoben hat, kann die aktuelle Generation nichts. Allerdings brauchen die Jungstars heute keine Klatsch-Reporter mehr, um ihre Fehltritte, wenn man denn teures Fleisch und aufwändige Friseurtermine so nennen will, aufzudecken. Das erledigen sie mit einem Klick längst selbst. Auch, weil sie das Verwerfliche nicht mehr sehen können – oder wollen.