Bukarest. Die deutsche Fußball-Nationalelf trifft bei der EM auf Frankreich und Portugal. Das ergab die Auslosung. Der dritte Gegner steht noch nicht fest.
Joachim Löw verzog zunächst keine Miene, dann rang sich der Bundestrainer ein gequältes Lächeln ab. Die schlimmsten Befürchtungen sind bei der EM-Auslosung wahr geworden, die deutsche Nationalmannschaft trifft schon in der Vorrunde des Turniers auf Weltmeister Frankreich und Titelverteidiger Portugal mit Superstar Cristiano Ronaldo. Das ergab die Auslosung in Bukarest 195 Tage vor dem Anstoß der paneuropäischen EM (12. Juni bis 12. Juli).
DFB-Team sucht noch zwei Testspiel-Gegner
Nach der Auslosung der EM-Gruppen ist ein mögliches Testspiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gegen Portugal im Vorfeld der Europameisterschaft 2020 kein Thema mehr. Das bestätigten Bundestrainer Joachim Löw und auch DFB-Direktor Oliver Bierhoff am Samstagabend in Bukarest.
„An Portugal waren wir dran. Aber wir haben gesagt, natürlich nur, wenn wir nicht bei der EM in der Gruppe aufeinandertreffen“, sagte Löw. Deutschland trifft am 20. Juni 2020 in München auf den Europameister um Cristiano Ronaldo. „Wir müssen uns jetzt anders orientieren. Wir haben noch ein paar Optionen“, ergänzte der Bundestrainer.
Von den vier verbleibenden Länderspielen vor der EM-Endrunde sind zwei fest nun fix. Ende März 2020 wird die deutsche Mannschaft in Madrid gegen Spanien antreten. Und während des EM-Trainingslagers im österreichischen Seefeld wird gegen den EM-Teilnehmer Schweiz in Basel getestet. Im März soll gegen einen weiteren Top-Gegner in Deutschland gespielt werden. Löw hatte vor der Auslosung Belgien als einen weiteren Wunschgegner benannt. „Um so stärker die Gegner, um so besser für uns“, sagte Löw: „Diese Spiele brauchen wir. Gegner, die in der Weltklasse sind.“ (dpa)
Der dritte Gegner in der Hammergruppe F steht erst nach den Play-offs der Nations League Ende März fest. Ungarn, Island, Bulgarien, Georgien, Weißrussland, Nordmazedonien oder der Kosovo kommen infrage. Einziger Trost für die Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB): Bei allen drei Gruppenspielen genießt sie in München Heimvorteil.
„Das ist die Hammergruppe schlechthin. Jeder muss in dieser Gruppe ans Limit gehen“, sagte Löw, der aber betonte, dass „meine Vorfreude weiter gestiegen“ ist: „Das sind super Paarungen. Da können sich die Fans drauf freuen.“ DFB-Direktor Oliver Bierhoff sieht auf „unsere junge Truppe eine große Herausforderung“ zukommen. „Das ist die schwierigste Gruppe, die man sich vorstellen konnte“, so Bierhoff.
DFB-Präsident Keller: "Angst habe ich keine"
Der dreimalige Europameister startet am 16. Juni gegen die Franzosen in die EURO, vier Tage später geht es gegen Portugal. Das letzte Gruppenspiel findet am 24. Juni statt. Die beiden erstplatzierten Teams der sechs Gruppen sowie die vier besten Dritten erreichen das Achtelfinale.
„Mit diesem los kann man sofort Fußball-Fieber in Deutschland entfachen. Das ist ein Hammerlos“, sagte DFB-Präsident Fritz Keller und fügte an: „Angst habe ich keine.“
Löw hatte als einer der letzten Gäste im dunklen Anzug den Saal im Romexpo Exhibition Centre betreten. Für den ausgestellten überdimensionalen EM-Pokal hatte er nur einen flüchtigen Blick übrig.
Die „Losfeen“, darunter Rio-Weltmeister Philipp Lahm, kannten dann vor den über 500 Gästen kein Pardon und sorgten für einen ernsten Gesichtsausdruck in der deutschen Delegation mit Keller und Bierhoff. „Ich muss mal mit ihm reden, was er sich dabei gedacht hat. Eigentlich muss man ihn sofort entlassen“, scherzte Keller über Münchens EM-Botschafter Lahm.
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Das deutsche Team will im kommenden Sommer Wiedergutmachung für das peinliche Vorrunden-Aus bei der WM 2018 in Russland betreiben - dafür muss man angesichts der Gegner von Beginn an in Topform sein. Der in der Qualifikation errungene Gruppensieg vor dem Erzrivalen Niederlande erwies sich am Samstag nicht als Vorteil, obwohl er einen Platz in Lostopf 1 sicherte.
Belgien-Star De Bruyne: "Eine Schande"
Dem Zufall war bei der Auslosung deutliche Grenzen gesetzt. Da die Gastgeberländer automatisch Heimrecht besitzen und politisch brisante Duelle wie Russland gegen die Ukraine zumindest in der Vorrunde ausgeschlossen werden, standen einige Paarungen schon vorher fest.
Für die Gruppe B mit Russland, Belgien und Dänemark wurde nur noch der vierte Gegner (Finnland) gesucht. Dass vier EM-Starter erstmals in der Geschichte bei der Auslosung noch nicht feststanden, machte das Prozedere noch unverständlicher. Der Modus sei eine „Schande“ und nehme für die Auslosung „alle Spannung und jedes Vergnügen“, hatte Belgiens Mittelfeldstar Kevin De Bruyne im Vorfeld kritisiert. (sid)