Düsseldorf. Das Löw-Team kann sich am Samstag für die EM qualifizieren. Doch haben Spieler wie Schalkes Suat Serdar auch das Format für ein großes Turnier?
Robin Koch gehört sicherlich noch zu der Sorte Nationalspieler, die in der Öffentlichkeit schnell mal untergehen kann. Was zum einen daran liegt, dass 23-jährige Verteidiger in dieser Woche erst zum zweiten Mal im Kreis der besten deutschen Fußballer mitmischt und er zudem beim SC Freiburg unter Vertrag steht, bei dem vor allem Trainer Christian Streich Aufsehen erregt. Zum anderen hebt sich Koch äußerlich (anders als sein Vater Harry) aber auch nicht groß von anderen Fußball-Profis seiner Generation ab. Die Frisur glänzt, die Schuhe ebenfalls. Ein Tattoo erregt Aufmerksamkeit, unterm Knie prangt ein schwarzes Kreuz.
So steht Koch am Donnerstagmorgen im Kabinentrakt des Düsseldorfer Stadions, das Training hat noch nicht begonnen, und spricht über die Verletztenserie, die ihn überhaupt erst zur Nationalmannschaft katapultiert hat. In der Defensive fehlen Bayern Münchens Niklas Süle (Kreuzbandriss) und Antonio Rüdiger (Leistenverletzung) vom FC Chelsea.
Hummels ist für Löw kein Thema - derzeit jedenfalls
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Mats Hummels (aussortiert) von Borussia Dortmund darf nicht mehr wiederkommen. Nur was des einen Leid ist, ist des anderen Chance. Denn plötzlich darf sich Koch Hoffnung auf die Teilnahme an der Europameisterschaft 2020 machen. Weil er nicht nur aussieht wie die meisten Fußballer seiner Generation, sondern ebenfalls genauso gut ausgebildet ist.
Wie er profitieren noch andere Profis von der Verletztenserie der Nationalspieler. Etwa Kochs Freiburger Vereinskollege Luca Waldschmidt (23). Auch Suat Serdar (22) vom FC Schalke 04. Oder der Leverkusener Nadiem Amiri (23) und der Herthaner Niklas Stark (24). Emre Can (25) von Juventus Turin war bei der WM-Blamage 2018 nicht dabei, wird nun regelmäßig eingeladen.
Kölner Hector und Ex-Schalker Rudy waren schon abgemeldet
Selbst Profis wie Jonas Hector (29) vom 1. FC Köln und Sebastian Rudy (29) von der TSG Hoffenheim, die schon abgemeldet schienen, werden wieder von Bundestrainer Joachim Löw angerufen. Für sie alle geht es in den kommenden beiden EM-Qualifikationsspielen am Samstag gegen Weißrussland (Mönchengladbach) und drei Tage später gegen Nordirland (Frankfurt/beide 20.45 Uhr/RTL) auch um ihre persönliche EM-Qualifikation. Denn wie Koch erklärt: „Natürlich ist es ein Ziel, dann dabei zu sein.“
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Für die Bewerber-Gruppe ist diese Woche also eine Art Assessment-Center bei Bundestrainer Löw, das alle mit ganz unterschiedlichen Voraussetzungen absolvieren. Nützen würde es aber jedem, wenn die Nationalmannschaft am Samstag gewinnt und durch ein Unentschieden oder eine Niederlage von Nordirland gegen die Niederlande das Ticket für die Europameisterschaft bereits sicher hat. Da dann die Chancen auf einen Einsatz im letzten Spiel gegen Nordirland erheblich steigen würden.
Freiburgs Robin Koch spielt sich in der Abwehr ins Rampenlicht
Davon könnte auch Koch profitieren, der bislang einen guten Eindruck hinterlassen hat. Genauso wie Verteidiger Niklas Stark, selbst wenn seinem ersten Länderspiel bislang immer eine kurzfristige Verletzung dazwischenkam. Aufgrund der begrenzten Plätze im Abwehrzentrum müssen sich jedoch beide strecken, wenn sie die EM nicht im Urlaub am Strand verfolgen wollen. Das gilt ebenfalls für Suat Serdar und Nadiem Amiri, die im Mittelfeld nicht mehr als Außenseiterchancen besitzen.
Emre Can und Luca Waldschmidt hingegen sollten noch kein Reisebüro für den Sommerurlaub aufsuchen. Can besticht durch seine Robustheit, sein Selbstvertrauen. Fähigkeiten, die Löw bei seiner Ankunft in Düsseldorf gefordert hat. Allerdings meinte DFB-Direktor Oliver Bierhoff: „Man benötigt für Robustheit regelmäßige Spiele in der Meisterschaft.“ Und Can kommt beim italienischen Meister Juventus Turin derzeit nicht über die Rolle des Ergänzungsspielers hinaus. Stürmer Waldschmidt steht stattdessen in Freiburg wie sein Mannschaftskollege Koch regelmäßig in der Startelf. Seine EM-Chancen sind gut.
Hector erfreut über Rückkehr in die Nationalmannschaft
Dann wären da noch Sebastian Rudy und Jonas Hector, die Löw schon lange kennt. Bei denen er weiß, dass er zuverlässige Fußballer einlädt. Beide sind turniererprobt. Rudy war nach seinem dramatischen Jahr auf Schalke außen vor, bei der TSG Hoffenheim dirigiert er wieder. Hector erlebt mit Köln gerade turbulente Tage. Trotzdem berichtet er, dass er sich freue, wieder bei der Nationalelf dabei zu sein. „Es ist ein Ansporn für mich, in die Mannschaft zu kommen“, meint er.
Denn zumindest bei Löw will keiner der Bewerber untergehen.