Bochum. Moderatorin Laura Papendick erklärt im Interview, warum Frauen in der Branche besser vorbereitet sein müssen als ihre männlichen Kollegen.
Am Dienstagabend meldet sich Laura Papendick (30) live aus Bochum. Der VfL empfängt den großen FC Bayern. Ruhrstadion, Flutlicht, David gegen Goliath. Papendick moderiert das Traditionsduell ab 18 Uhr auf Sport 1. Im Interview spricht die Sportjournalistin über Frauen in der Branche, die Krux der sozialen Medien und warum eine gute Vorbereitung die halbe Miete ist.
Frau Papendick, müssen Sie sich manchmal dafür rechtfertigen, dass Sie als Frau den besten Spielern des Landes in der Männerdomäne Fußball Fragen stellen?
Laura Papendick: Ehrlich gesagt musste ich solche Erfahrungen noch nicht machen. Ich habe das Gefühl, dass ich in der Branche akzeptiert werde. Zudem ist es ja auch so, dass sich meine männlichen Kollegen regelmäßig blöde Reaktionen gefallen lassen müssen. Das liegt vor allem an unserer Gesellschaft, nicht an der Tatsache, dass Frauen Fußballspiele moderieren: Durch die sozialen Medien kann einfach jeder zu allen möglichen Themen seinen Kommentar abgeben. Ich bin sehr glücklich darüber, dass ich im vermeintlichen Männersport Nummer eins so weit gekommen bin.
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Fühlen Sie sich denn besonders kritisch beäugt?
Papendick: Ich denke schon, dass ich als Frau besonders gut vorbereitet auf das Spiel sein muss, um keine Angriffsfläche zu bieten.
Vor kurzem hat Marco Reus sein bekanntes - erlauben Sie mir den Ausdruck - „Mentalitätsscheisse“-Interview gegeben. Anschließend wurde über Reus‘ fehlende Selbstkontrolle gesprochen, nicht aber hinterfragt, ob die Fragestellung des Moderators eventuell unpassend war. Wäre das anders gewesen, hätte eine Frau gefragt?
Papendick: Das kann tatsächlich so sein. Ein gutes Beispiel ist Carmen Thomas, die sich vor vielen Jahren verplappert hat und plötzlich von Schalke 05 sprach. Einem Mann wäre das vielleicht einfach als Versprecher durchgegangen. Ihr als Frau wurde sofort unterstellt, sie habe keine Ahnung.
Männliche Fußballfans ärgern sich oft noch mehr über Frauen als Kommentatorinnen. Dabei bekam zum Beispiel Stephanie Baczyk viel Lob für ihre Sportschau-Übertragungen von der Frauen-WM in Frankreich. Dauert es noch, bis Kommentatorinnen, ähnlich wie Moderatorinnen, akzeptiert werden?
Papendick: Das ist wohl noch mal ein Extra-Schritt, der zu gehen ist. Vielleicht haben Frauen eine andere Art, Fußballspiele zu kommentieren. Die ist nicht besser oder schlechter. Das gute Feedback ist auf jeden Fall ein Schritt in die richtige Richtung. Grundsätzlich ist die Akzeptanz für Frauen im TV-Sportjournalismus gestiegen. Monica Lierhaus hat meiner Generation da den Weg geebnet.
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Und nun zum Sport: Schafft der VfL die Überraschung und schlägt den FC Bayern?
Papendick: Das ist definitiv möglich und ja auch das Spannende an diesem Wettbewerb, den ich sehr mag. Die Bayern kommen nicht unbedingt in Bestbesetzung nach Bochum. Und die Atmosphäre im Ruhrstadion und allgemein im Ruhrpott ist einfach besonders. Man spürt, wie sehr die Menschen hier Fußball und ihren Verein lieben.