Tallinn. Bundestrainer Joachim Löw hat während der Länderspielwoche vier neue Spieler getestet. Darunter auch Suat Serdar. Wer darf zur EM? Eine Analyse.

Suat Serdar huschte nur schnell an den Journalisten vorbei, ohne über den Abend zu sprechen, der für ihn ein entscheidender war. Denn beim 3:0-Erfolg der deutschen Nationalmannschaft in Estland wurde der Schalker in der 77. Minute für Marco Reus eingewechselt. Was für den Verlauf der Partie – nun ja – eher uninteressant war, wird auf den Verlauf von Serdars Karriere enormen Einfluss haben. Durch dieses erste Pflichtspiel für Deutschland kann Serdar, der sich aufgrund seiner Wurzeln auch für die Türkei hätte entscheiden können, nämlich künftig nur noch für den DFB auflaufen. Er hat sich festgespielt, wie man auf fußballerisch so sagt.

Viele Ausfälle ermöglichen vier Debüts

Auch interessant

Dass es überhaupt soweit kommen konnte, lag an den vielen Ausfällen, die Bundestrainer Joachim Löw kompensieren musste. Deswegen war Serdars Debüt nicht das einzige in der vergangenen Woche, die neben dem Estland-Auftritt noch für ein Testspiel in Dortmund gegen Argentinien (2:2) genutzt wurde. Luca Waldschmidt, Robin Koch und Nadiem Amiri rannten ebenfalls zum ersten Mal für die A-Nationalmannschaft über einen Fußballplatz. „Es ist gut, dass sie ihre Chance individuell genutzt haben. Da können wir uns noch ein bisschen was erhoffen“, meinte Bundestrainer Joachim Löw.

Das sind die EM-Chancen der Debütanten

Hoffnungen machen sich alle vier auch auf einen Platz im Kader für die Europameisterschaft 2020. Zurecht?

Suat Serdar (22): Der Schalker muss sich im Mittelfeld gegen eine enorme Konkurrenz behaupten. Gegen Argentinien (2:2) patzte er vor dem Ausgleich, in Estland spielt er unauffällig. In der Liga bei Schalke gefällt er. EM-Chancen? Mäßig.

Robin Koch (23): Gegen Argentinien verteidigte er erst souverän, unterschätzte dann eine Flanke. Der Freiburger weiß, dass er es schwer haben wird. EM-Chancen? Gering.

Luca Waldschmidt (23): In Estland sollte er Serge Gnabry ersetzen, was ein bisschen zu viel des Guten war. Aber Waldschmidt ist flink, seine Schüsse sind gefürchtet. EM-Chancen? Ganz gut.

Nadiem Amiri (22): Noch so ein Offensivspieler mit Potenzial, der in Leverkusen spielerischen Glanz mit Torgefahr paart. EM-Chancen? Gegeben.

Und dann wäre da noch Niklas Stark (24), im Grunde der Debütant der Herzen. Schon häufig sollte er spielen. In dieser Woche kam zunächst der Magen dazwischen, anschließend verletzte er sich an einer Tischkante. Klingt kurios, war es auch. Seine EM-Chancen sind trotzdem hoch, denn Löw schätzt der Verteidiger.