Tallinn. Die deutsche Nationalmannschaft hat ihr EM-Qualifikationsspiel am Sonntagabend in Estland 3:0 (0:0) gewonnen. Emre Can sieht früh die Rote Karte.
Es war nun wahrlich kein einfacher Weg, den Emre Can schon nach knapp 14 Minuten zurücklegen musste. Gerade hatte er nach einer Notbremse an Frank Liivak verdientermaßen die Rote Karte gesehen. Jetzt marschierte er kopfschüttelnd fast über den gesamten Platz in Richtung Kabine, während die estnischen Fans aufgeregt pfiffen, schrien, eben für Getöse sorgten. Und das ausgerechnet, nachdem Can gemeinsam mit Ilkay Gündogan schon vor dem Anpfiff eine aufgeregte Debatte ausgelöst hatte, die abseits des Platzes ebenfalls für Getöse sorgte (siehe Zweittext).
Und da dieser Abend reich an Geschichten sein sollte, war es dann Gündogan, der dafür sorgte, dass dem Deutschen Fußball-Bund immerhin eine tiefgreifende sportliche Debatte erspart bleiben wird. Seine Tore in der 51. Minute und der 57. Minute leiteten den Erfolg ein. Am Ende gewann die Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw mit 3:0 (0:0) gegen den großen Außenseiter Estland.
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Durch den Sieg ist der dreifache Europameister der Qualifikation für die EM im kommenden Sommer einen großen Schritt näher gekommen. Deutschland hat nun wie Tabellenführer Niederlande 15 Punkte, steht aufgrund des verlorenen direkten Vergleichs aber nur auf dem zweiten Rang. Theoretisch könnte der DFB-Elf im kommenden Heimspiel in Mönchengladbach gegen Weißrussland bereits ein Punktgewinn für das EM-Ticket reichen, wenn der Dritte Nordirland gegen die Niederlande verliert.
Gündogan-Doppelpack erlöst DFB-Team
Im November sollte sich Löws Elf allerdings sportlich steigern, denn der Abend hätte auch anders verlaufen können. So aber schrieben Gündogan und Can ihre eigenen Geschichten. Gündogan traf erst per Außenrist, weil der Ball noch von Reus‘ Hacke abgefälscht wurde (51.). Dann nutzte Reus seine Hacke, um Gündogan freizuspielen, der nun ohne Hilfe verwandelte (57.).
Can wiederum sah früh Rot (der früheste Platzverweis in der deutschen Länderspiel-Historie). Niklas Süle hatte ihn mit einem ungenauen Pass in Bedrängnis gebracht, Can kam mit seiner Grätsche zu spät. Ab der 14. Minute war Deutschland also bereits in Unterzahl und hatte damit sichtlich Probleme, was die 12.062 Zuschauer in der nicht ganz ausverkauften A. Le Coq Arena in Tallinn verzückte. Denn der 102. der Fifa-Weltrangliste, der erst einen Punkt während der aktuellen EM-Qualifikation ergattert hat, kratzte sogar an der Führung.
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Karol Mets verfehlte das Tor nach einem Eckball (18.). Konstantin Vassiljevs Volleyschuss aus knapp elf Meter entschärfte DFB-Kapitän Manuel Neuer (30.). Der Torhüter musste mitansehen, wie sich seine Mitspieler in den ersten 45 Minuten schwertaten, in der Offensive Tempo zu entwickeln. Deutschland wirkte ideenlos, fahrig, schläfrig. Vor allem Serge Gnabry wurde vermisst, der überraschend aufgrund von Muskel-Problemen ausfiel. Luca Waldschmidt konnte ihn nicht ersetzen. Julian Brandt war in vielen Situationen unglücklich. Rückkehrer Reus schlenzte immerhin einen Freistoß an den linken Pfosten (40.). Kai Havertz schaffte es nicht, seine Qualitäten zu demonstrieren.
Timo Werner sorgt für den Endstand
In der zweiten Halbzeit blieb Estland auch nach den beiden Gündogan-Toren frech. Liivak kam im deutschen Fünfmeterraum an den Ball und hätte fast den Anschlusstreffer erzielt (62.). Die Esten versteckten sich nicht, versuchten, ihre Fans doch noch mit einem Treffer zu beglücken.
Bei Deutschland kam Timo Werner für den enttäuschenden Waldschmidt (66.). Werner erhöhte die deutsche Führung wenig später, als er von Gündogan freigespielt wurde und dann Torhüter Sergei Lepmets austanzte (71.). Suat Serdar wurde noch für Reus eingewechselt (77.), der Schalker mit türkischen Wurzeln hat sich damit beim DFB festgespielt. Dies war eine weitere Geschichte an diesem Abend.