Hamburg. Vor dem Länderspiel gegen die Niederlande beklagt Bundestrainer Joachim Löw nur den Ausfall von Leon Goretzka. Der Rest: superdupi.

Der Presseraum im ersten Stock des Volksparkstadions war Donnerstagmittag für regelmäßige Gäste beim HSV kaum wieder zu erkennen. Eine gemalte Raute links an der Wand, ein großes Stadionfoto rechts. Ansonsten: alles anders, alles neu, alles edel.

Bundestrainer Löw: "Gnabry spielt immer"

Eine knappe Stunde, nachdem die HSV-Profis ihrem Stadion Lebewohl gesagt und sich auf den Weg zu einem Testspiel in Wolfsburg gemacht hatten, bat Bundestrainer Joachim Löw die Fußballnation zur Audienz. Das Thema natürlich: das EM-Qualifikationsspiel an diesem Freitagabend (20.45 Uhr/RTL) gegen die Niederlande. Und nach nicht einmal 30 Minuten Löw pur konnte am Vortag des Prestigeduells festgehalten werden: auch noch alles super, alles toll.

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Von Kai Schiller und Sebastian Weßling

„Die Stimmung ist verdammt gut“, sagte der 59-Jährige, der sonst nicht für überschwängliche Gefühlsausbrüche bekannt ist. Seine junge Mannschaft stehe zwar am Anfang, so Löw, aber dieses Team könne in den kommenden Jahren einiges erreichen. Sein Zwischenfazit ein gutes Jahr nach der desaströsen WM und ein knappes Jahr vor der Europameisterschaft 2020: „Man hat in den vergangenen Monaten gemerkt, dass wir den Umbruch ganz gut hinbekommen haben.“

Besser als „ganz gut“ darf auch gerne das Spiel an diesem Abend gegen die Niederlande laufen. Die Elftal habe sich in den vergangenen Jahren zwar stark verbessert, spiele unter Bondscoach Ronald Koeman eine Mischung aus Ajax- und Barcelona-Fußball. Aber: „Unsere junge Mannschaft hat richtig Bock.“

Erst einmal in Form, wollte Löw auch an der einen oder anderen Stelle gar kein großes Geheimnis aus der Aufstellung machen. Serge Gnabry? „Gnabry spielt“, antwortete der Fußballlehrer. Und in bester Pep-Guardiola-Manier: „Gnabry spielt immer.“ Nur beim Ersatz von Manchester Citys verletzten Superstar Leroy Sané, der mit einem Kreuzbandanriss lange fehlt, wollte sich Löw am Vortag des Nachbarschaftduells noch nicht endgültig festlegen: Leipzigs Timo Werner könne für Sané spielen. Und Dortmunds Julian Brandt („habe sehr guten Eindruck“) natürlich auch.

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Definitiv nicht spielen wird Leon Goretzka. Der Bajuware fällt in Hamburg mit muskulären Problemen aus. „Er hat eine leichte Einblutung an einer Stelle, an der er schon länger Probleme hat. Er kann nicht spielen“, sagte Löw, der sich die Superdupi-Stimmung durch den Ausfall allerdings nicht verderben lassen wollte. Als dann auch noch nach Kai Havertz gefragt wurde, geriet der Bundestrainer endgültig ins Schwärmen. Große Fähigkeiten habe der Leverkusener. Havertz könne der Spieler der nächsten Jahre werden. Er könne verschiedene Positionen spielen, halbvorne rechts, halbvorne links, auf der Acht, auf der Sechs. „Für den Jungen werden wir immer einen Platz finden“, sagte Löw. Auch an diesem Abend im Volksparkstadion. Dann allerdings nur ein schönes Plätzchen auf der Bank. Nach knapp 30 Minuten stand Löw auf. Ein letztes Lächeln. Und ein freundliches „Tschüss.“ ks

Die voraussichtlichen Aufstellungen

Deutschland: Neuer – Ginter, Süle, Tah – Klostermann, Kimmich, Kroos, Schultz – Gnabry, Reus, Werner.

Niederlande: Cillessen – Veltman, de Ligt, van Dijk, Blind – de Roon, de Jong, Wijnaldum – Promes, Depay, Babel.