München. Leroy Sané, Wunschspieler des FC Bayern München, muss am Knie operiert werden. Der mögliche Transfer könnte dadurch vorerst platzen.
Manche fühlen sich mittlerweile an einen Agententhriller erinnert oder an eine geheime Kommandosache, wie sie Staaten in Auftrag geben, nicht selten mit schlimmen Folgen. Streng geheim ging es zuletzt jedenfalls zu im scheinbar unendlichen Ablösepoker um Leroy Sané, 23. Erst recht seit seiner Verletzung am rechten Knie, die sich der Flügelspieler von Manchester City am Sonntag im Community Shield, dem englischen Supercup, gegen den FC Liverpool zugezogen hatte. Wie Bild und Kicker am Donnerstagnachmittag meldeten, soll es sich bei der Verletzung um einen Kreuzbandanriss handeln, der eine OP nötig mache und Sané zu einer mehrmonatigen Pause zwingen dürfte.
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Offen blieb zunächst, wie der FC Bayern auf die Schocknachricht reagiert und ob nun vorerst Abstand genommen wird von der angestrebten Verpflichtung. Dass der Transfer zumindest in diesem Sommer platzt, wird nun wahrscheinlicher.
Verkäufe in England noch möglich
Ein medizinisches Bulletin wurde von Manchester City am Donnerstag zunächst nicht verkündet, am Abend wurde eine Knieverletzung, die operiert werden muss, bestätigt. Das war an jenem Tag, an dem die Transferfrist in England endete. Verkäufe – wie von Sané – sind in der Premier League weiter möglich, aber mit dem Nachteil, keinen Ersatz mehr verpflichten zu können. Der von City aus Turin geholte João Cancelo ist das kaum, weil er im Gegensatz zu Sané rechts spielt und zudem schwerpunktmäßig in der Defensive, aus der sich Rechtsverteidiger Danilo im Gegenzug gen Juventus verabschiedete. In Deutschland darf noch bis zum 2. September auf dem Sommerbasar geshoppt werden.
Doch für die Münchener mit ihren bisher 17 Feldspielern sind auch diese noch gut drei Wochen knapp bemessen, zumal sie sich „noch einige Transfers“ vorgenommen haben, wie Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge unlängst ankündigte. Es ist ein Schlussverkauf mit hohem Handlungsdruck, durch den Rabatte oder gar Schnäppchen kaum zu erwarten sind, eher im Gegenteil. Nun steht offenbar auch noch der angestrebte Königstransfer von Sané vor dem Aus, den die Bayern zunächst vollziehen wollten, ehe sie sich näher mit den weiteren angestrebten Zukäufen beschäftigen. Allein schon, weil erst einmal feststehen sollte, wie viele Millionen das Gesamtvolumen für den deutschen Nationalspieler verschlingt und wie viele danach noch guten Gewissens ausgegeben werden können. Nun spitzt sich der anhaltende Transferstau bei den Münchenern weiter zu.
Rekordeinkauf Hérnandez verletzt
Wenn sich der Nebel in diesem Transferthriller weiter gelichtet hat, dürfte unabhängig vom Ausgang der Eindruck bleiben, in welch missliche Lage sich die Münchener durch den offensichtlich nicht besonders gut vorbereiteten Kaderumbau gebracht haben. Von diesem sprachen sie vor Jahren für die Zeit nach dem Flügelduo Franck Ribéry und Arjen Robben. Nach vollmundigen Ankündigungen und dem öffentlichen Werben um Nachfolger folgte zuletzt die Kehrtwende zum großen Schweigen, um nicht auch noch Sanés angestrebten Transfer zu gefährden. Im Gegensatz zu anderen Profis seiner Preisklasse jenseits der 100 Millionen Euro, jedenfalls vor seiner Verletzung, ist Sané bei seinem Arbeitgeber aber kein Superstar, nicht einmal Stammspieler. Bei diesem Transfervorhaben kam nun noch Pech hinzu – neben jenem Risiko, das Gehaltsgefüge der Bayern aus dem Gleichgewicht zu bringen, mögliche Folgeforderungen von Spielern wie Robert Lewandowski für die angedachte Vertragsverlängerung inklusive.
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Ganz abgesehen davon, dass Sané nach dem 80 Millionen Euro teuren Verteidiger Lucas Hernández, 23, der zweite Rekordeinkauf nacheinander wäre, der mit einer Knieverletzung zu den Münchenern überläuft. Wenn man so will, läuft die inzwischen geheime Kommandosache Kaderumbau der Bayern unter dem Codenamen Operation wackelige Knie. Diese dürften nun wohl zunehmend auch die Münchener Klubführung befallen – weitere Pointen nicht ausgeschlossen.