Rottach-Egern. Das Wechsel-Theater begleitet den FC Bayern auch im zweiten Trainingslager am Tegernsee. Um die Personalie Leroy Sané gibt es noch Verwirrung.
s Stück „Warten auf Godot“ von Samuel Beckett wird dem Genre der Tragikomödie zugeordnet, die Literaturwissenschaft sieht es als Paradebeispiel für die Gattung des absurden Theaters. So langsam bekommt der in die Redewendungen aufgenommene Klassiker allerdings Konkurrenz, und für Teile des Publikums trägt der anhaltende Transferpoker um den deutschen Nationalspieler Leroy Sané, 23, von Manchester City schon Züge einer Realsatire. Zumindest hat die angestrebte Verpflichtung des Flügelstürmers mit immer neuen Wendungen und Spekulationen längst etwas vom Zupfen am Gänseblümchen, das den FC Bayern nach dem ersten Trainingslager in den USA nun auch in sein zweites Camp des Sommers am Tegernsee begleitet.
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Als die Mannschaft von Trainer Niko Kovac am Dienstag im FünfSterne-Hotel Überfahrt in Rottach-Egern eintraf und dabei schon im Ortszentrum mit einem bayerisch blau-weißen Plakat „ganz herzlich“ begrüßt wurde, überlagerte die Frage aller Transferfragen jedenfalls noch immer die finale Phase der Saisonvorbereitung. Das wochenlange Zupfen (Er kommt, er kommt nicht) soll aber ein zeitnahes Ende finden, zumal Einkäufe – wie ein möglicher Sané-Ersatz – für Pep Guardiolas Premier-League-Klub nur bis zur Transferfrist in England an diesem Donnerstag, um 18 Uhr, möglich sind. Oder zieht sich das Warten auf Sané sogar noch länger? Verkäufe sind ja auch darüber hinaus erlaubt, nach Deutschland theoretisch bis zum 2. September, wenn in der Bundesliga das Transferfenster schließt.
City hält Sané-Diagnose geheim
Warten wollen und können die Bayern so lange aber eigentlich nicht, da vom Transfervolumen für Sané auch abhängt, wie viele Millionen in die weiteren nötigen Verstärkungen investiert werden können. Die jüngsten Ereignisse in der Causa haben die Sache weiter verkompliziert. Zunächst verletzte sich Sané am Sonntag im englischen Supercup (Community Shield) gegen den FC Liverpool (5:4 i.E.) früh am rechten Knie, begleitet von der Aussage eines City-Offiziellen, dass man 150 Millionen Euro Ablöse verlange. Am Montag folgte das Warten auf eine Diagnose, die aber offiziell nicht verkündet wurde. Angeblich wurde auch der FC Bayern im Unklaren gelassen und musste sich mit Guardiolas vagen Aussagen begnügen („Der erste Eindruck war nicht gut. Aber ich glaube, es ist nicht so schlimm“).
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Es folgten Meldungen, wonach der Transfer so gut wie fix sei. Laut France Football sollen sich beide Vereine sogar seit Wochen einig sein, was jedoch nicht glaubhaft erscheint. Wie es in dem Bericht heißt, soll sich die Ablöse auf 110 Millionen Euro belaufen, Sané einen Vertrag bis 2024 erhalten und ein Jahresgehalt von 18 Millionen Euro. Übernehmen werde er die Trikotnummer 10 von Arjen Robben, der im Sommer seine Karriere beendet hatte. Das englische Portal The Athletic berichtete, Sané habe seine Teamkollegen bereits über seinen Wechsel informiert, für den City allerdings 146 Millionen Euro Ablöse fordere.
Kovac hat viel Arbeit vor sich
Für Kovac geht es bis Samstag in den täglich meist zwei Einheiten am Tegernsee unweit vom Anwesen des noch amtierenden Bayern-Präsidenten Uli Hoeneß in Bad Wiessee derweil darum, seine aktuelle Belegschaft nach der 0:2-Niederlage im Supercup bei Borussia Dortmund auf das Pokalspiel beim Viertligisten Energie Cottbus (12. August) und den Bundesligaauftakt gegen Hertha BSC (16. August) vorzubereiten. „Strecken“ werde man sich, kündigte Kovac nach dem ersten Pflichtspiel beim BVB an, „wir haben noch viel Arbeit vor uns“. Immerhin soll der Fußballlehrer neben dem jüngst angeschlagenen Serge Gnabry (Oberschenkel) auch den bisherigen Rekordzugang Lucas Hernández (Knie-Verletzung) allmählich ins Teamtraining integrieren können.