Udine. Durch das 0:0 gegen Frankreich treffen die Rumänen bei der U21-EM im Halbfinale auf das deutsche Team. Italien ist ausgeschieden.
Die italienische Renaissance vom 14. bis zum 17. Jahrhundert brachte nicht nur die berühmte Mona Lisa von Leonardo da Vinci hervor, sondern auch den Piazza della Liberta in Udine - den ältesten öffentlichen Platz in der gesamten Friuli-Venedig-Region. Zwischen einem Uhrenturm und einer Herkules-Statue hofften am Montag italienische Fußballfans beim Public-Viewing auf den Einzug der eigenen U21 in das Halbfinale der Europameisterschaft im eigenen Land. Während der Partie zwischen Rumänien und Frankreich hallte vereinzelt ein Raunen über den Platz, doch nach dem Abpfiff der Partie standen alle Zuschauer teilnahmslos auf, als wäre nichts passiert. Dabei hatten sie gerade eben „den schlimmsten Albtraum“ erlebt.
So hatten zumindest die italienischen Zeitungen die Ausgangslage vor dem rumänisch-französischen Duell beschrieben. Der Grund: Beiden Nationen reichte ein Unentschieden, um Italien aus dem Turnier zu eliminieren und selber den Einzug in die nächste Runde zu schaffen. Erinnerungen an die sogenannte „Biscotto-Verschwörung“ aus dem Jahr 2004 machten sich in der stolzen Fußballnation breit. Damals wie heute war damit weniger die erste Übersetzung, der Keks gemeint, sondern das Ausscheiden der italienischen A-Elf nach einem 2:2 zwischen Schweden und Dänemark bei der Europameisterschaft. Nachdem sich die Rumänen in der vierminütigen Nachspielzeit in der eigenen Hälfte den Ball zugespielt hatten und nicht von den Franzosen attackiert worden waren, sahen sich die italienischen Medien bestätigt.
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Zwischen unverdaulichem Keks und Wut auf den Trainer
„Ein unverdaulicher Keks - die U21 aus dem Turnier eliminiert“, titelte die Gazetta dello Sport auf ihrer Titelseite. Der Hashtag „#biscotto“ trendete passend dazu auf Twitter. Ein Nutzer stellte das 0:0 zum Beispiel mit zwei runden Keksen in einer Grafik da. Doch für viele Italiener trägt der eigene U21-Trainer Luigi di Biagio die Hauptschuld am Versagen der eigenen Mannschaft. Im Gespräch mit dieser Redaktion betonte der italienische Sportjournalist Matteo Suanno (AIPS): „Er hatte die beste Mannschaft des Turniers, es ist ein Fiasko. Wenn Spanien fünf Tore gegen Polen schießt und Italien keines, dann ist das Ausscheiden verdient.“ Wenige Minuten nach dem Gespräch mit Suanno verkündete di Biagio auf einer außerplanmäßigen Pressekonferenz seinen Rücktritt.
Auch der deutsche Fußball hat seine Erfahrungen mit Verschwörungen gemacht, man denke zurück an die „Schande von Gijon“ bei der WM 1982, als Deutschland früh mit 1:0 gegen Österreich in Führung ging und beide Mannschaften aufgrund eines Nichtangriffspakts in die nächste Runde kamen. Um die deutsche U21-Nationalmannschaft ergab sich sowohl vor zwei Jahren als auch bei dieser EM eine ähnliche Situation. Beim abschließenden Gruppenspiel während der EM 2017 reichte eine 0:1-Niederlage gegen Italien zum Weiterkommen. Genau das Ergebnis, das am Ende auch auf der Anzeigetafel stand, langte auch für die „Azzurini“ zur Qualifikation für das Halbfinale.
Kuntz und DFB wollten gegen Österreich unbedingt gewinnen
Nach zwei Siegen zum Auftakt bei diesem Turnier brauchte die Elf von Stefan Kuntz gegen Österreich mindestens einen Punkt zum Weiterkommen. Der U21-Trainer gegenüber dieser Redaktion: „Wir hatten gegen Österreich dieselbe Ausgangslage wie Rumänien und Frankreich. Wir haben da alles andere als auf ein Unentschieden gespielt, sondern wollten das Spiel unbedingt gewinnen - so habe ich meine Mannschaft auch eingestellt.“
Zu den Verschwörungstheorien rund um den Gegner Rumänien in der Partie am Donnerstag (18 Uhr/ZDF) sagte Kuntz: „Ich finde, man hat nicht gemerkt, dass beide Mannschaften auf Unentschieden gespielt haben. Gerade zum Schluss gab es noch einige gute Chancen in dem Spiel.“ Zwei Sachen sind vor dem Halbfinale ohnehin sicher: Absprachen bringen nichts und es wird heiß. In Bologna soll es zum Spiel bis zu 39 Grad warm werden. Wie passend, dass viele Klimaanlagen auf den Zimmern der U21-Spieler seit ein paar Tagen streiken und Probleme machen.