Grenoble. . Nach Protesten bei der Frauen-WM rudert die Fifa bei der neuen Elfmeterregel ein wenig zurück. Doch es bleibt ein Geschmäckle. Ein Kommentar.

Eigentlich sollte Stürmerin Alexandra Popp es richten. Sich die Torwarthandschuhe überstreifen und zwischen die Pfosten gehen, wenn es nun in der K.o.-Phase der Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen zum Elfmeterschießen gekommen wäre und Deutschlands Torhüterin Almuth Schult in diesem Gelb-Rot gesehen hätte. Ein Szenario, das bis gestern durchaus hätte Realität werden können. Doch dann ruderten die Regelhüter des Fußball-Weltverbandes Fifa zurück. Zumindest ein bisschen.

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Dreimal wurde bei der WM in Frankreich bereits ein Elfmeter wiederholt, weil die Torfrau nicht mit einem Fuß die Linie berührt hatte. Zuvor mussten es gar beide Füße sein, aber zuvor wurde diese Regel großzügig ignoriert.

Nun gibt es seit 1. Juni die neue Vorschrift mit nur einem Fuß, die eigentlich für größere Chancen des Torhüters sorgen sollte. Allerdings sorgt der ebenfalls neu eingeführte Videobeweis bei diesem Turnier dafür, dass die Regel auch millimetergenau überwacht wird. Die Folge in der Vorrunde: Gelb für die Torhüterin, neuer Elfmeter. Der Eindruck bisher: Der Elfmeter wird so oft wiederholt, bis er drin ist.

Der Blick aufs Millimeterband wird sich auch nicht ändern. Immerhin wird ab der K.o.-Phase im Elfmeterschießen nun auf die zusätzliche Bestrafung mit der Gelben Karte verzichtet, damit ein Platzverweis einer bereits verwarnten Torfrau vermieden wird – während des Elfmeterschießens sind keine Wechsel erlaubt. Fifa-Schiedsrichterchef Pierluigi Collina kündigte an, dass über die Verwarnungen nach dem Turnier noch einmal neu diskutiert werde.

Lobenswert, dass die Fifa auf den Protest der Teilnehmer reagiert hat. Ein Geschmäckle bleibt trotzdem. Vor vier Jahren haben die Frauen in Kanada eine komplette WM auf Kunstrasen gespielt. Sie waren damals Versuchskaninchen. Und sind es auch jetzt wieder.