Udine. Für Deutschland startet gegen Dänemark die Mission Titelverteidigung bei der U21-EM in Italien. Ein Schalker ist dabei ein Hoffnungsträger.

„Mein großes Ziel ist die A-Elf. Gerne so schnell wie möglich. Natürlich will ich eine Ära prägen.“ Mit diesen Worten wurde Alexander Nübel zwei Tage vor dem Beginn der U21-Europameisterschaft in Italien und San Marino in der BILD-Zeitung zitiert. Forsche Worte der Nummer eins des FC Schalke 04, die sein momentanes Selbstverständnis widerspiegeln. So war die Nachricht vom Samstagabend für den 22-Jährigen sicherlich keine große Überraschung mehr: Er geht als deutsche Nummer eins in das Turnier und soll vom 16. bis 30. Juni dafür sorgen, dass Deutschland zum ersten Mal in der Geschichte einer U21-Auswahl den EM-Titel verteidigt. Alexander Nübel - ein Schalker als Hoffnungsträger.

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Die Kampfansage von Nübel in Richtung Manuel Neuer und vor allem dessen Stellvertreter Marc-André ter Stegen wird seinem Trainer bei der U21-Nationalmannschaft, Stefan Kuntz, gefallen haben. Noch mehr aber haben ihn die starken Leistungen von Nübel in der Rückrunde der vergangenen Saison in der Bundesliga überzeugt, als der Torwart fast im Alleingang für den Klassenerhalt der Königsblauen gesorgt hat.

"Rennen auf gleicher Höhe" der Torhüter

Das Duell zwischen Nübel und Florian Müller sei "praktisch ein Rennen auf gleicher Höhe" gewesen, sagte Kuntz am Sonntag in Udine: "Es war ein bisschen wie beim Boxen. Wenn es unentschieden ausgeht, bleibt der Titelverteidiger Weltmeister." Der Schalker Nübel hatte schon in der EM-Qualifikation im Tor gestanden und setzte sich auch dank dieser Erfahrung gegen Müller (FSV Mainz 05) durch. "Wir sind im Trainerteam alle Facetten des Torwartspiels durchgegangen. Das war richtig schwierig. Am Ende haben wir uns für Alex entschieden", sagte Kuntz einen Tag vor dem EM-Start gegen Dänemark. Die Entscheidung gelte für das gesamte Turnier.

Doch einen Freifahrtschein hat auch Nübel nicht: Der gebürtige Paderborner muss starke Leistungen zeigen, ansonsten steht Konkurrent Florian Müller vom FSV Mainz 05 bereit. Aber da ergeht es dem Torwart nicht anders als seinen Mitspielern: Patzer und Pannen sind nicht erlaubt – der Turniermodus lässt sie nicht zu.

Auftaktspiel mit hoher Bedeutung

Nur der jeweils Erstplatzierte der drei Gruppen qualifiziert sich automatisch für die Halbfinal-Spiele, die gleichzeitig zu einer Teilnahme an den Olympischen Spielen 2020 in Tokyo berechtigen. Hinzu kommt dann noch der beste aller Gruppenzweiten. Die DFB-Auswahl ist 718 Tage nach ihrem EM-Triumph 2017 in Polen zwar der klare Favorit in Gruppe B, doch das Duell mit dem Nachbarn aus Dänemark ist an diesem Montag auch direkt ein Spiel von größter Bedeutung. Die Hypothek einer möglichen Niederlage wäre extrem hoch, das Turnier könnte schon früh gelaufen sein.

Mit einem Auftaktsieg könnten die deutschen Talente jedoch gestärkt auf die weiteren Spiele gegen Serbien (20. Juni) und EM-Neuling Österreich (23. Juni) blicken. Dänemark vor der Brust, das klare Ziel vor Augen: Die Deutschen um Mittelfeldmann Mahmoud Dahoud von Borussia Dortmund und Kapitän Jonathan Tah von Bayer Leverkusen wollen den Titel unbedingt erfolgreich verteidigen. Auch in dem Wissen, die Gejagten zu sein.

Zwei BVB-Mannschaftskollegen treffen sich im ersten Spiel

Jacob Bruun Larsen, neben Andreas Poulsen (Borussia Mönchengladbach) und Union-Berlin-Neuzugang Marcus Ingwartsin einer von drei Spielern aus der Bundesliga im dänischen Kader, ist einer von denen, die Deutschland vom EM-Thron stoßen wollen. Bruun Larsen gelang in der vergangenen Saison der Durchbruch bei Borussia Dortmund, er kennt viele Jungs aus dem DFB-Team persönlich.

„Die deutsche Mannschaft ist wirklich super“, sagte er vor der Partie im Stadion Friuli, der Heimat des italienischen Erstligisten Udinese Calcio: „Wir werden sicherlich eine sehr gute Leistung brauchen, um drei Punkte zu holen. Ich glaube aber, dass wir diese Qualität haben.“ Zu seinem BVB-Mannschaftskollegen Dahoud habe er bislang keinerlei Kontakt gehabt.

Essener Friseur im Teamhotel

Deutschlands Trainer Stefan Kuntz hat für das Auftaktmatch die Qual der Wahl: Sowohl Arne Maier (Hertha BSC) als auch Nadiem Amiri (TSG Hoffenheim) sind rechtzeitig fit geworden und haben gute Chancen auf einen Platz in der Startformation. Auch Jonathan Tah und der Leipziger Lukas Klostermann, die zuvor noch bei der A-Nationalmannschaft waren, dürften gesetzt sein. „Wir müssen von Anfang an hellwach sein“, fordert Stefan Kuntz.

Der U21-Nationaltrainer gibt sich aber auch großzügig, er sprang über seinen Schatten und ließ am Sonntag den Essener Star-Friseur Mustafa Mostafa ins Teamhotel nahe Udine kommen. „Ich kann die Jungs verstehen, das Aussehen spielt in der heutigen Zeit eine Rolle“, sagte der 56-Jährige, er garantierte aber auch: „Es färbt sich keiner die Haare rot oder blau.“