Düsseldorf/Oberhausen. Frankreichs Serienmeister Paris Saint-Germain eröffnet eine Fußball-Akademie in NRW – und plant, bald sogar am Spielbetrieb teilzunehmen.
Der französische Spitzenklub Paris Saint-Germain sucht ab sofort auch in Deutschland verstärkt nach jungen Talenten. Wie PSG bekanntgab, wird der Verein eine Fußball-Akademie in NRW eröffnen – Standorte sind Düsseldorf und Oberhausen. Die Akademie soll es dem Klub ermöglichen, „seine Vision vom Fußball mit jungen Deutschen zu teilen, die von dem qualitativ hochwertigen Training profitieren werden“, erklärte Profitrainer Thomas Tuchel.
Eigene Gebäude und Trainingsplätze wird der französische Serienmeister dafür jedoch nicht errichten. Vielmehr betreibt PSG seine Zentren auf der ganzen Welt nach einem Franchise-System und nutzt bereits bestehende Strukturen. In Deutschland wird ab sofort und zunächst für drei Jahre die Football Academy Düsseldorf GmbH als deutsche Vertretung von PSG agieren, als Stützpunkt soll das Gelände des Düsseldorfer Klubs DSV 04 Lierenfeld dienen. In Oberhausen wiederum stellt der SV Adler Osterfeld seine Anlage zur Verfügung.
Peter Knäbel: S04 bei Talentsuche gut aufgestellt
Nach eigenen Angaben ist der Verein in insgesamt 14 Ländern mit 75 Zentren und mehr als 150 Feriencamps vertreten. Nun reiht sich auch Deutschland ein. Noch in diesem Monat soll es in Düsseldorf (22.6.) und Oberhausen (29.6.) so genannte Entdeckungstage geben, am 13. Juli können dann rund 600 Kinder und Jugendliche zwischen sechs und 16 Jahren kostenlos an Trainingscamps teilnehmen. Ab September wird die Akademie schließlich dauerhaft und ganzjährig an beiden Standorten die Arbeit aufnehmen.
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Peter Knäbel, technischer Direktor der Schalker Knappenschmiede, sieht im PSG-Vorstoß die Fortsetzung eines allgemeinen Trends: „Vereine als Marken werden dominanter. Es wäre deshalb fatal, von der Akademie nicht Kenntnis zu nehmen – man muss aber auch wissen, was man selbst kann“, so der 52-Jährige. Bei der Suche nach Talenten werde sich am Ende Qualität durchsetzen – „und mit seinem Ausbildungsangebot muss sich Schalke 04 gewiss nicht verstecken.“
Zwei weitere Standorte sollen folgen
Unterklassige Vereine sehen das Engagement der Franzosen dagegen durchaus mit Sorge. „Eine solche Akademie vereinfacht uns die Arbeit sicherlich nicht“, erklärt etwa Thorsten Sterna, Pressesprecher von Rot-Weiß Oberhausen. „Wir kämpfen schon jetzt um jedes Talent“, so Sterna weiter, jedoch könne RWO finanziell und strukturell schlichtweg nicht mit Vereinen wie PSG mithalten. Ein Klub dieser Größenordnung spreche aber ohnehin eine „völlig andere Zielgruppe“ an – etwa Jugendliche, die bereit sind, schon früh für den Sport ihre Heimat zu verlassen.
Derweil plant die Football Academy Düsseldorf GmbH, mit seinen Talenten über kurz oder lang sogar am regulären Spielbetrieb teilzunehmen: „Die besten Kinder sollen Mannschaften bilden und als Nachwuchsteams von Paris Saint-Germain am Ligensystem sowie an Turnieren teilnehmen“, sagt Ranisav Jovanovic, Ex-Profi und Pressesprecher des PSG-Vertreters, im Gespräch mit dieser Redaktion.
Zwei weitere Standorte in NRW sollen folgen
Dass in den Amateurligen Nordrhein-Westfalens dadurch schon bald Vereine gegen PSG antreten werden, sei indes eher ausgeschlossen, erklärt Henrik Lerch, Sprecher des Fußballverbandes Niederrhein. Weder können Franzosen von einem bestehenden Verein die Zulassung für den Spielbetrieb übernehmen noch ohne Zustimmung des Verbandes den Vereinsnamen ändern. Denkbar hingegen wäre, dass die Akademie mit ihren Talenten eine weitere, neue Mannschaft anmeldet – und unter dem Namen des Heimatklubs antritt. Die Fußballverbände des Landes hätten das Engagement von PSG jedenfalls auf dem Schirm, versichert Lerch: „Wir beobachten das.“
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Trotz potenzieller sportrechtlicher Hürden sollen laut Jovanovic in den kommenden anderthalb Jahren indes noch zwei weitere, bislang nicht näher genannte Scouting-Standorte in NRW folgen. Langfristig wolle man gar in jedem deutschen Bundesland vertreten sein, um Talente für die Pariser Profis zu finden. Die besten Spieler aller Akademien weltweit kommen dann einmal pro Jahr zu einem Turnier in Paris zusammen. Die zwei stärksten Spieler jedes Landes dürfen zudem an einem einwöchigen Trainingscamp teilnehmen, in dem sie an die Anforderungen des Profifußballs herangeführt werden – und die PSG-Verantwortlichen womöglich von sich überzeugen können.