Berlin. Arjen Robben und Franck Ribéry haben beim FC Bayern eine Dekade geprägt. Sie waren Attraktionen – und doch umstritten. Es bleibt der Pokal.
Begeistert dürfte Arjen Robben nicht gewesen sein, dass er mit dieser Geschichte am Ende seiner Karriere beim FC Bayern noch einmal für Diskussionen gesorgt hat. Nicht wegen seines ungebrochenen Ehrgeizes, der damit belegt wurde. Sondern wegen der publik gewordenen Umstände, mit denen der 35-Jährige seinem Ehrgeiz Ausdruck verlieh.
Wenn es sich so zugetragen hat, wie die Münchener tz berichtete, dann stattete Robben dem Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge in der Woche vor dem letzten Bundesliga-Spieltag einen Besuch in dessen Büro ab, um einen Einsatz von Beginn an gegen Eintracht Frankfurt in seinem letzten Heimspiel für den FC Bayern zu fordern. Von Rummenigge erhoffte sich Robben, zu seinen Gunsten Einfluss auf Trainer Niko Kovac zu nehmen. Indirekt bestätigte Rummenigge diesen Vorgang, als er auf der Meisterfeier erzählte: „Ich habe dir am Donnerstag gesagt: ‚Du wirst sehen, der Trainer wird dich auf jeden Fall einsetzen. Du kommst rein und machst ein Tor.‘“
So kitschig kam es, wie auch bei dem Franzosen Franck Ribéry, 36, der vor dem Niederländer Robben eingewechselt worden war und vor dessen 5:1 zum 4:1 traf.
Immer mit einem Sonderstatus
Die Geschichte von Robbens Forderung erzählt vor dem Pokalfinale an diesem Samstag in Berlin gegen RB Leipzig vieles darüber, welchen Sonderstatus er und Ribéry beim FC Bayern immer eingenommen und auch für sich beansprucht haben. Bei Ribéry wurde das schon kurz nach seiner Verpflichtung aus Marseille im Sommer 2007 sichtbar, als er auf einem riesigen Werbeplakat seines Ausstatters Nike von der Münchener Theatinerkirche grüßte, trotz des Vereinspartners Adidas. „Bayern hat wieder einen König“ stand auf dem Plakat, das Ribéry im Gewand von Ludwig II. zeigte. 2009 kam Robben von Real Madrid hinzu und stieg zum zweiten Regenten im Bayern-Team auf, das seither von dem Flügelduo eine Dekade lang geprägt wurde.
Schwindelerregende Kunststücke des Artistenduos „Robbéry“
Zwei solche Attraktionen auf den Außenbahnen hatte der FC Bayern nie zuvor beschäftigt. Prägende Figuren wie Gerd Müller, Franz Beckenbauer, Lothar Matthäus oder Stefan Effenberg standen stets im Wortsinne im Zentrum des Münchener Denkens. „Rib und Rob“ oder „Robbéry“ kamen dagegen wie ein Artistenduo daher, das von links und rechts auf dem Trapez durch die Manege schwingt und schwindelerregende Kunststücke aufführt. Seit ihrer berühmtesten Nummer, Ribérys Hackenvorlage zu Robbens 2:1-Siegtor im Champions-League-Finale 2013 gegen Dortmund in Wembley, zeichnete sich ab, dass sie Könige bis zum Schluss bleiben würden.
Bayernführung würdig Franck Ribéry
Ribéry sei von seinem ersten Spiel an „der Hero“ gewesen, sagte Rummenigge. Für Präsident Uli Hoeneß, bei dem Ribéry oft vorstellig wurde, um sich über die Trainer zu beklagen, gehört Robben ebenso in die „Phalanx der ganz Großen“ beim FC Bayern – und in der Bundesliga. Ribéry ist dort mit nun neun Titelgewinnen Rekordmeister, Robben bringt es auf acht.
Ribérys Unsportlichkeiten und Robbens Fallsucht
Unumstritten waren beide dennoch nicht. Gegnerische Fans ärgerten sich über Ribérys Unsportlichkeiten und Robbens Fallsucht. Ribéry erlaubte sich zudem Fehltritte, die skandalös gerieten. Die französische Justiz stellte ein Verfahren gegen ihn ein, weil er nach eigener Aussage nicht gewusst hatte, dass jene Prostituierte minderjährig war, die er einfliegen lassen hatte. Einmal schlug er einen französischen Journalisten, ein anderes Mal, in der Halbzeitpause beim Halbfinale der Champions League gegen Real Madrid 2012, tatsächlich den Kollegen Robben. Anfang des Jahres pöbelte er im Zuge der Goldsteak-Affäre gegen seine Kritiker. Aber immer fand er Schutz bei Hoeneß, der „wie ein zweiter Vater“ für ihn gewesen sei, wie Ribéry dankbar sagt. Der FC Bayern ließ ihn nach Eskapaden nie fallen. Auch deshalb widerstand Ribéry zwischenzeitlich Angeboten.
Robben haben sie ebenfalls gehegt und gepflegt, wenngleich bei dem Niederländer weniger väterliche Fürsorge nötig war. Die Beliebtheit des aus einfachen Verhältnissen stammenden Ribéry erreichte der Musterprofi Robben jedoch nie. Sein gelegentlicher Eigensinn wirkte wie sein kontrolliertes Auftreten weniger betörend.
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