Stuttgart. Der VfB Stuttgart hält zumindest bis zur Winterpause an Coach Markus Babbel fest. Gleichzeitig kündigte VfB-Präsident Erwin Staudt Konsequenzen an, welche die Mannschaft beträfen.
Als die Mannschaft des VfB Stuttgart am Dienstagvormittag auf den Trainingsplatz ging, fehlte der Trainer. Markus Babbel erschien mit einer Dreiviertelstunde Verspätung - und mit der Gewissheit, dass er zumindest bis zur Winterpause nicht um seinen Arbeitsplatz füchten muss. Am Abend zuvor hatten Aufsichtsrat und Vorstand des abstiegsbedrohten Bundesligisten getagt und entschieden: Babbel bleibt trotz der Krise, und schuld an der Misere ist die Mannschaft. Sie muss nun Konsequenzen fürchten.
"Lizenz zum Gasgeben"
"Der Trainer hat vom Vorstand und vom Aufsichtsrat die Lizenz zum Gasgeben", sagte VfB-Präsident Erwin Staudt, als er am Dienstag von der Sitzung der verantwortlichen Funktionäre sowie dem Gespräch mit Babbel am Morgen berichtete. Das bedeutet: Der Trainer soll hart durchgreifen. Die erste Maßnahme von Babbel: Nationalspieler Thomas Hitzlsperger wird die Kapitänsbinde abgeben. "Er ist aber nicht der Sündenbock", betonte der Trainer, er wolle Hitzlsperger nur Ballast abnehmen: "Er hat im Moment zu viele Baustellen."
Der VfB steht nach nur zwei Siegen in 14 Spielen derzeit auf dem vorletzten Platz in der Bundesliga. Aufsichtsrat und Vorstand aber kamen bei ihren Diskussionen zu einer durchaus bemerkenswerten Erkenntnis. "Die Konsequenz kann nicht sein, einen Trainer und sein Team in Frage zu stellen, die hier einen aufopferungsvollen Job machen", sagte Staudt: "Probleme wird nur derjenige haben, der nicht an der Zielerfüllung des Vereins arbeitet, der nicht für den Erfolg arbeitet, den wir uns erhoffen."
"Wir müssen Resultate bringen"
Babbel zeigte sich erfreut über die erneute Rückendeckung, sagte aber auch: "Ich bin ja nicht blauäugig. Wir müssen Resultate bringen." Jetzt, und zumal nach der Blamage bei Bayer Leverkusen am Sonntag (0:4), sei allerdings die "Mannschaft in der Verpflichtung", betonte auch der Trainer. Er werde genau hinsehen, wer bereit sei, alles für den Verein zu tun: "Es geht nicht darum, die eigene Haut zu retten, sondern den VfB." Bei der "kleinsten Kleinigkeit" werde er deshalb durchgreifen, drohte der 37-Jährige an.
Die Wende soll nun das Heimspiel am Samstag in der Bundesliga gegen den Tabellennachbarn VfL Bochum bringen. "Wir müssen uns am Samstag so präsentieren, dass wir wieder in die Erfolgsspur zurückkommen", sagte Staudt und betonte: "Nach Bochum haben wir noch zwei weitere Spiele, in denen es um die Wurst geht. Der vorletzte Tabellenplatz ist für den VfB unwürdig, deshalb ist das eine Frage der Ehre, das werden wir den Spielern noch mal in aller Deutlichkeit sagen." Die Frage bleibt: Verstehen das die Spieler, die der VfB hat?
Erkenntnisse in der Rückrunden-Vorbereitung umsetzen
Am 9. Dezember kann der VfB mit einem Sieg gegen Rumäniens Meister Unirea Urziceni auch noch ins Achtelfinale der Champions League einziehen. Staudt kündigte an, dass die Verantwortlichen im Anschluss an die Bundesliga-Hinrunde eine weitere Bestandsaufnahme vornehmen wollen. "Wir werden uns in der Winterpause zusammensetzen und Kassensturz machen." Dann sei zu klären: "Was haben wir falsch gemacht?" Gemeinsam, betonte der Klub-Chef, sollten die Erkenntnise anschließend in der Rückrunden-Vorbereitung umgesetzt werden.
"Unsere Situation ist prekär"
Eines, versicherte Staudt, sei freilich schon jetzt klar: "Es ist keine Frage: Babbel ja oder nein." Sondern? "Wie kriegen wir die Individuen zusammen zu einer Einheit." Dies wiederum ist im Hinblick auf die Mannschaft vor allem die Aufgabe des Trainers. Und Babbel ist sich der Aufgabe bewusst, die er da zu bewältigen hat. "Unsere Situation ist prekär. Ausgenommen von meiner schweren Krankheit ist das die schwierigste Situation für mich", sagte er.
Ab November 2002 hatte Babbel seine Karriere als Spieler vorübergehend wegen einer Nervenkrankheit Guillain-Barre-Syndrom unterbrechen müssen. (sid)