Essen. Reinhard Grindel war beim DFB nicht mehr tragbar. Nun plant der Verband, sich breiter, moderner, professioneller aufzustellen. Ein Kommentar.

Reinhard Grindel ist zurückgetreten. Vordergründig mag man das als gute Nachricht für den deutschen Fußball bewerten. Doch tatsächlich ist es eine schlechte. Der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes, des mit rund sieben Millionen Mitgliedern größten nationalen Sport-Fachverbandes der Welt, hat unter Druck die Brocken hingeworfen. Das löst ein Beben aus, das den Verband nicht nur intern durchschüttelt, sondern auch einen schweren Imageschaden hinterlässt.

Der Fall Mesut Özil wurde zum Desaster

Welch eine Symbolik: Am Ende lief durch eine teure Uhr, die er sich schenken ließ, Reinhard Grindels Zeit ab. Aber dieser zwielichtige Vorgang war nur der letzte Anlass, längst waren zu viele Führungskräfte im Verband und in den Vereinen von ihm abgerückt. Die öffentliche Meinung hatte sich ohnehin verfestigt: Dieser Präsident war nicht mehr tragbar.

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Reinhard Grindel, früher ZDF-Journalist und Bundestags-Abgeordneter für die CDU, hat es während seiner relativ kurzen Amtszeit nicht geschafft, Menschen für sich zu begeistern oder zumindest von sich zu überzeugen. In der Verbandszentrale in Frankfurt wurde hinter vorgehaltener Hand sein Führungsstil bemängelt, auch Selbstverliebtheit wurde ihm vorgeworfen. Und als er sich als Krisenmanager bewähren musste, enttäuschte er schwer: Der Fall Mesut Özil wurde zum Desaster – auch, weil der DFB-Präsident tagelang geschwiegen hatte. Am Ende konfrontierte ihn Özil gar mit Rassismus-Vorwürfen.

Dass Grindel beträchtliche Zusatzeinnahmen verschwieg, war anrüchig – und unklug. Es waren die Amateur-Vertreter, die den früheren Schatzmeister ins höchste Amt des Verbandes gehievt hatten. Die Abgesandten der vielen Ehrenamtlichen also, die mit ihrem Herzblut den gigantischen Sportbetrieb erst ermöglichen. Sie alle fühlen sich extrem brüskiert, wenn ihr Boss den Eindruck erweckt, gierig zu sein.

DFB plant, sich breiter aufzustellen

Und nun? Wer kommt nach Grindel? Offenbar muss auch die Frage gestellt werden: Was kommt nach Grindel? Denn der Verband plant, sich an der Spitze breiter, moderner, professioneller aufzustellen. Der DFB braucht eine Strukturreform, denkbar ist dabei auch eine Doppelspitze: ein Chef für die Amateure, ein Chef für die Profis.

Nach Reinhard Grindel wird es Zeit für große Lösungen.