Dortmund. Die erste Elf wurde im Dortmunder Fußballmuseum in die Hall of Fame aufgenommen. Thema auf dem roten Teppich war vor allem DFB-Präsident Grindel.
Im Grunde brachte es schon Uwe Seeler auf den Punkt. „Das ist nicht schön“, sagte der legendäre Torjäger, als er am Montag über den roten Teppich des Deutschen Fußball-Museums in Dortmund marschierte. Eigentlich hatte sich das Museum ja herausgeputzt, um an diesem Abend die Hall of Fame des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) zu ehren, zu der auch Seeler gehört. Doch da der Druck auf DFB-Präsident Reinhard Grindel immer größer wird, überschattete die Zukunftsdebatte über den mächtigsten Mann im deutschen Fußball die Ehrung der besten Fußballer Deutschlands.
Lothar Matthäus: "Beim DFB wird zu oft rumgeeiert"
So wurden die Legenden in Abendgarderobe bei ihrem Gang über den roten Teppich alle zur mangelhaften Außendarstellung des DFB befragt. Die meisten wichen aus. Lothar Matthäus, ebenfalls Mitglied der Liste der Besten, wollte erst nichts sagen, erklärte dann aber doch: „Beim DFB wird oft zu lange rumgeeiert. Wenn man in so einer Position ist und es solche Vorwürfe gibt, sollte man zumindest gute Argumente haben, um sie auszuräumen.“ Grindel zog es allerdings vor, sich durch den Hintereingang ins Fußballmuseum zu schleichen, damit er erst gar nicht die Fragen der wartenden Journalisten beantworten musste.
Die hätten sich vor allem um die 78.000 Euro gedreht, die der Präsident als Aufsichtsratsvorsitzender einer DFB-Tochter erhielt – obwohl ihm der DFB zusätzlich zur monatlichen Aufwandsentschädigung von 7200 Euro einen sogenannten Verdienstausfall von 7200 Euro pro Monat zahlte. Das war zwar legal, aber in den Augen der Kritiker anrüchig.
Schon am Wochenende sollen ihm mehrere Präsidiumsmitglieder nahegelegt haben, am 27. September nicht zur Wiederwahl anzutreten. Im Gegenzug dürfe er seine Posten in der Uefa und der Fifa behalten, wo er jährlich etwa 500.000 Euro verdient. Öffentliche Aussagen von der DFB-Spitze gibt es dazu nicht. Rainer Koch, der mächtige 1. Vizepräsident des DFB, bestritt gegenüber dieser Zeitung lediglich, dass eine außerordentliche Präsidiumssitzung geplant sei.
Alle noch lebenden Mitglieder kommen - abgesehen von Gerd Müller
Die Ehrengäste versuchten, die Personaldebatte in Dortmund möglichst auszublenden. Schließlich hatte es so einen Getummel an ehemaligen Weltklassespielern in Deutschland noch nie gegeben. Abgesehen vom erkrankten Gerd Müller nahmen alle noch lebenden Mitglieder der Gründungself an der Gala teil: Seeler, Matthäus, Franz Beckenbauer, Paul Breitner, Matthias Sammer, Sepp Maier, Andreas Brehme und Günter Netzer. Ehrenspielführer Fritz Walter und Helmut Rahn, Helden des Wunders von Bern 1954, wurden ebenso posthum geehrt wie der damalige Weltmeistertrainer Sepp Herberger.
Auserwählt wurden die Legenden von führenden Sportjournalisten aus Deutschland. Bedingung war, dass die Ex-Spieler im Zeitraum von 1900 bis heute herausragende Leistungen gezeigt haben, außerdem mussten sie bereits seit fünf Jahren ihre Karriere beendet haben. Die Weltmeister von 2014 schieden so vorerst aus. Herausgekommen ist eine Mannschaft, die vieles vereint, was den Fußball in Deutschland geprägt hat. Wille, Kampfkraft, aber auch Finesse und Technik.
„Das ist eine große Ehre aufgrund der Tradition des deutschen Fußballs, zumal ich ja noch in der DDR gespielt habe“, erklärte Matthias Sammer, Europameister von 1996, dieser Redaktion. „Überbewerten sollte man es nicht, aber man darf sich schon freuen.“
Ähnlich klangen auch die anderen großen Fußballer. „Ich empfinde große Zufriedenheit“, sagte etwa Paul Breitner, Weltmeister von 1974, und ergänzte: „Vor allem, weil ich es auf meine Art gemacht habe.“ Andreas Brehme, der 16 Jahre nach Breitner den WM-Pokal in die Luft stemmen durfte, erklärte: „Ich bin schon stolz. Das ist eine der höchsten Anerkennungen.“ Franz Beckenbauer hingegen huschte möglichst schnell über den roten Teppich, viel sagen wollte der Weltmeister von 1974 nicht.
Besucher können die Hall of Fame ab Dienstag bestaunen
Ab Dienstag können dann auch die Besucher die Hall of Fame bestaunen. Am Ende der Ausstellung wartet die Ruhmeshalle. Dabei werden die Gesichter der Besten mit der Hilfe von Metallplatten auf die umliegenden Wände projiziert. Mal groß. Mal klein. Immer in Bewegung. „Sie schweben im Raum“, sagte Museumsdirektor Manuel Neukirchner. Ein Jahr saß er mit seinem Team an der Planung. Die Kosten liegen bei mehreren 100.000 Euro. In jedem Jahr sollen nun vier bis fünf Persönlichkeiten hinzukommen.
Ob Reinhard Grindel dann noch DFB-Präsident ist, bleibt fraglich. Der 57-Jährige versuchte, sich bei der Ehrung nichts anmerken zu lassen. Schon jetzt werden als mögliche Nachfolger unter anderem Oliver Bierhoff, Christoph Metzelder und Philipp Lahm gehandelt. Letzter war auch in Dortmund zu Gast, sagte aber nur: „Das ist aktuell nicht mein Thema.“