Essen. Die deutsche U21-Nationalmannschaft hat bei der EM Titelchancen. Doch das darf nicht über Probleme beim Nachwuchs hinwegtäuschen. Ein Kommentar.

Emmanuel Iyoha. Lukas Nmecha. Marco Richter. Janni Serra. Kennen Sie nicht? Oder nicht alle? So heißen die Stürmer der U21-Nationalmannschaft, von denen man also annehmen muss, dass auf ihnen auch die Zukunftshoffnungen der deutschen Nationalmannschaft ruhen. Das Problem: Nur Richter spielt in einem Erstligaklub, beim FC Augsburg. Die anderen bei Erzgebirge Aue, Preston North End und Holstein Kiel.

Man könnte nun daraus eine Nachwuchskrise des deutschen Fußballs ableiten, aber das wäre unfair. Der Sturm ist schon lange keine Paradeposition mehr, auch in der A-Nationalmannschaft ist dieses Ressort ja alles andere als üppig besetzt. Und der Rest der U21 ist dafür mit viel Prominenz bestückt, mit Spielern wie Mahmoud Dahoud, Nadiem Amiri, Jordan Torunarigha, Juhannes Eggestein.

Dazu kommen Spieler wie Leroy Sané, Julian Brandt, Kai Havertz und noch einige mehr, die alle noch in der U21 spielen dürften, aber längst von Joachim Löw eine Etage höher gebraucht werden. Liest man diese Namen, scheint es um den Nachwuchs exzellent bestellt.

Nach 1996 kommt Havertz - dann wird es mau

Was stimmt denn nun? Antwort: beides. Die Jahrgänge 1995 und 1996 mit all den Brandts und Sanés sind überragend besetzt, weshalb es kurzfristig für gut aussieht für die A-Nationalmannschaft - und auch für die U21. Die darf sich durchaus berechtigte Hoffnungen auf die Titelverteidigung bei der Europameisterschaft im Sommer in Italien machen.

Aber: In den jüngeren Jahrgängen wird es mau, dann kommt noch Havertz – und dann nicht mehr viel. Der deutsche Nachwuchs hat gehörig an Boden verloren, Frankreich und England sind in Höchstgeschwindigkeit vorbeigezogen. Dort reifen die Top-Talente heran, die schnellen, dribbelstarken Spieler, die den deutschen Junioren derzeit fehlen. Darüber darf auch eine möglicherweise erfolgreiche U21 nicht hinwegtäuschen.