Essen. Wird sich PSG-Chef al-Khelaifi als Teil des UEFA-Exekutivkomitees um Financial Fairplay bemühen? Das scheint naiv. Ein Kommentar.
In der Politik gehört ein gesunder Realitätssinn dazu, die Fähigkeit erkennen zu können, welche Kämpfe sinnvoll sind, welche Auseinandersetzungen nicht gewonnen werden können. Wenn sich der Uefa-Kongress zusammensetzt, geht es um Sport, viel mehr aber noch um Sportpolitik.
Wenn DFB-Boss Reinhard Grindel im Vorfeld der Sitzung sagt, sich nicht gegen die Wahl des PSG-Klubchefs Nasser al-Khelaifi stellen zu wollen, zeugt das von eben diesem politischem Realitätssinn. Al-Khelaifi ist der Kandidat der European Club Association (Eca), die zwei Vertreter in die das Exekutiv-Komitee entsenden darf. Die Eca gilt innerhalb der Uefa als mächtig. Ein Machtkampf wäre für Grindel, der sich als Uefa-Vertreter bei der Fifa wiederwählen lassen will, also möglicherweise riskant.
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Dennoch mag man nicht ohne weiteres über die Personalie al-Khelaifi hinweggehen. Dem Klub des katarischen Geschäftsmannes wird immer wieder ein eher entspannter Umgang mit den Financial-Fairplay-Regeln vorgeworfen. Außerdem ist er CEO des Rechte-Inhabers beIn Media Group, der die TV-Rechte für die Champions League im arabischen Raum innehat.
Al-Khelaifi soll sich also in Sachen Financial Fairplay selber beaufsichtigen und am Ende möglicherweise mit sich selber über Verträge verhandeln. Irgendwie kommen einem unweigerlich die Metaphern vom Bock zum Gärtner oder dem Fuchs im Hühnerstall in den Kopf.
DFB-Präsident Grindel redet sich sein Handeln schön
Dass Reinhard Grindel keine Kraft für Widerstand gegen den Klub-Boss mit multiplen Ämtern aufwendet, mag man als politischer Realist noch akzeptieren, dass der DFB-Boss sein Handeln aber damit schön redet, dass al-Khelaifi durch das neue Amt mehr Verantwortung spüren und leben werde, scheint nicht nur politisch außerordentlich gewagt.