Essen/Norwich. Der ehemalige Dortmunder Trainer Daniel Farke ist mit Norwich City auf Aufstiegskurs. Dabei helfen ihm frühere Bundesligaspieler. Auch der Ex-Schalker Teemu Pukki.

Für Daniel Farke ist Dortmund eigentlich weit weg. Und doch immer irgendwie ein wenig präsent. Neulich bekam der Cheftrainer von Norwich City die kleine Lobes-Nachricht eines berufenen Schreibers auf sein Mobiltelefon geleitet. Thomas Tuchel, der einstige BVB-Cheftrainer, zollte beim Blick auf die Tabelle der zweiten englischen Fußball-Liga seinem ehemaligen U23-Coach verdienten Respekt. „Dabei“, sagt Farke entspannt im Gespräch mit dieser Redaktion, „ist ja noch gar nichts passiert. Nach der Premier League können Sie mich fragen, wenn Spiel 40 absolviert ist und wir dann immer noch oben stehen sollten.“ Also mindestens als Tabellenzweiter. Wie im Moment.

Klopp und Wagner als Vorbilder

Gelänge dem 42-jährigen Lippstädter der Coup, wäre Farke der dritte Dortmunder Trainer nach Jürgen Klopp (FC Liverpool) und David Wagner (Huddersfield Town), der es in die reichste Fußball-Liga der Welt schaffen würde.

In Norwich, das im Osten Englands einen Sympathiestatus ähnlich wie Kaiserslautern oder Freiburg genießt, würden Sie ihn vermutlich auf Händen über die Pot­tergate tragen. Über die Fußgängerzone der putzigen Unistadt mit ihren 190.000 Einwohnern.

In Farkes Arbeit steckt viel Tuchel. Ballbesitz-Fußball etwa, eine starke Pass-Quote, eine große Zahl an Torchancen, dazu ein enormer Fitness-Level. Norwichs junge Truppe hat in den finalen 20 Spielminuten bisher 34 Treffer erzielt, gleich sechsmal aus einem Rückstand heraus noch gewonnen.

All dies liegt auch an einer gehörigen Portion Bundesliga. Gleich zehn ehemalige Erst- und Zweitligaprofis stehen im Kader. „Wir mussten auf den Märkten kreativ sein“, sagt Farke mit Blick darauf, in den vergangenen 18 Monaten einen Transferüberschuss von 70 Millionen Euro erzielt zu haben. „Wir finanzieren uns aus dem laufenden Geschäft und haben keinen reichen Teambesitzer, der andauernd finanzielle Löcher stopft.“ Die Norwich-Eigentümer, BBC-Fernseh-Köchin Delia Smith und ihr walisischer Mann, Verleger Michael Wynn-Jones, tragen Farkes Kurs ebenso mit wie die Fans.

Torjäger bei Norwich City: der ehemalige Schalker Teemu Pukki.
Torjäger bei Norwich City: der ehemalige Schalker Teemu Pukki. © dpa pa

Der im Sommer ablösefreie Ex-Schalker Teemu Pukki ist dabei ein gewichtiger Faktor. Der finnische Nationalspieler, der von 2011 bis 2013 Königsblau trug, erzielte in dieser Saison bislang 13 Tore in 20 Punktspielen. In der Abwehr sind Timm Klose (ehemals Wolfsburg) und der gebürtige Düsseldorfer Christoph Zimmermann (BVB) gesetzt. Drei ehemalige Dortmunder wirbeln im Mittelfeld: Moritz Leitner, der aus Bochum geholte Marco Stiepermann sowie Mario Vrancic. Hinzu kommen der Ex-St.-Paulianer Tom Trybull, der Paderborner Dennis Srbeny sowie der Deutsch-Kubaner Onel Hernandez (ehemals Bielefeld).

Kandidat bei Eintracht Frankfurt

Nur einer aus der deutschen Zehn hat sein Glück in Norwich nicht gefunden: BVB-Leihverteidiger Felix Passlack, der durch den 18-jährigen Max Aarons eines der aktuell größten Talente im englischen Fußball vor der Nase hat. Eines, das bei Liverpool, Arsenal und Tottenham bereits Begehrlichkeiten weckt.

Ein wenig gilt das auch für Farke. Sein Vertrag in Norwich läuft zum Saisonende aus. „Ich bin mit 18 Monaten Amtszeit fast schon der dienstälteste Trainer der Championship und ganz entspannt“, versichert Farke, der im Sommer bereits ein Kandidat für die Nachfolge von Niko Kovac in Frankfurt gewesen sein soll. Das lässt der Ostwestfale unkommentiert: „Ich bin in Norwich froh und glücklich.“