Gelsenkirchen. Schalkes Klub-Ikone spricht sich gegen Boateng und Hummels, aber für Augsburgs Linksverteidiger Max und ein Festhalten an Löw aus.
Olaf Thon (52), Fußball-Weltmeister von 1990, spricht sich vor dem Nations League-Spiel zwischen Frankreich und Deutschland (Dienstag, 20.45 Uhr/ARD) für Bundestrainer Joachim Löw aus. „Der DFB tut gut daran, an Löw festzuhalten“, sagt Thon im Gespräch mit dieser Zeitung, „ich finde, dass man ihm als Trainer das komplette Jahr 2019 geben muss und dann eine Entscheidung fällen sollte, ob es gemeinsam bei der Europameisterschaft 2020 weitergeht. Ich möchte Löw jedenfalls bei diesem EM-Turnier noch als Bundestrainer sehen.“
Allerdings regt Thon dringend Veränderungen in der Kader-Zusammensetzung an. „Joachim Löw muss jetzt verstärkt auf junge Spieler setzen. Da gibt es aus meiner Sicht gar keinen anderen Weg. Neben dem zuletzt nur eingewechselten Leroy Sané von Manchester City muss auch Linksverteidiger Philipp Max vom FC Augsburg in der Nationalmannschaft spielen“, fordert Thon.
Thon würde künftig auf Boateng verzichten
Seine Begründung: „Bei Max führt in die Bundesliga fast jede zweite Flanke zu einem Tor. Und das schon seit Jahren. Anstatt einen Zweitliga-Spieler wie Jonas Hector einzuladen, sollte Max für Deutschland spielen. Durch solche Dinger macht sich Löw angreifbar.“
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In der Innenverteidigung regt Schalkes Klub-Ikone ebenfalls Veränderungen an. „Ich sehe ehrlich gesagt kein Risiko darin, hinten künftig auf Niklas Süle und Jonathan Tah zu setzen. Was ich beim 0:3 gegen Holland von Jerome Boateng und Mats Hummels gesehen habe, das grenzte an Altherren-Fußball. Für mich stellt sich wirklich die Frage, ob es nicht besser wäre, künftig auf Boateng zu verzichten. Und Hummels sehe ich auch nicht mehr in der guten Verfassung, die er mal hatte. Das ist mir mittlerweile viel zu pomadig in der Rückwärtsbewegung“, analysiert Thon.
"In der Zentrale braucht Deutschland einen Özil-Typ"
Nicht nur bei der personellen Besetzung, sondern auch bei der taktischen Ausrichtung der deutschen Mannschaft würde Olaf Thon Korrekturen vornehmen. „Joshua Kimmich hat gegen Holland zwar einen Traum-Pass auf Sané gespielt, aber grundsätzlich ist Kimmich ein Arbeiter, der in die Abwehr gehört. In der Zentrale braucht Deutschland jetzt einen Özil-Typ, der technisch stark ist. Für mich könnte das Leroy Sané sein. Ich würde den Jungen auf der Zehn spielen lassen.“ Bei der Besetzung des Angriffs zuckt auch Thon etwas mit den Schultern: „Vorne fehlt uns aktuell die Klasse.“
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Das Nations League-Spiel in Frankreich wird sich der 53-fache Ex-Nationalspieler auf jeden Fall anschauen. „Es wird eine sehenswerte Herausforderung für unsere Mannschaft. Die Einschalt-Quote wird riesig sein. Ich glaube aber nicht, dass Deutschland gegen Frankreich 0:5 untergeht. Wenn es eine Niederlage gibt, dann wird sie eher knapp ausfallen“, so Thon.