Klagenfurt. Deutschland verlor das Testspiel in Österreich mit 1:2. Bundestrainer Joachim Löw hat noch jede Menge Arbeit vor sich. Ein Kommentar.
Wenn die deutschen Reflexe in der öffentlichen Fußball-Debatte funktionieren, dann dürfte diese Niederlage gegen Österreich die Alarmglocken schrillen lassen. In nicht einmal zwei Wochen ist WM und der Titelverteidiger präsentiert sich einigermaßen desolat. Es ließe sich mit großer Leichtigkeit Häme über die Mannschaft von Joachim Löw ausgießen. Schließlich war es in 32 Jahren zur Gewohnheit geworden, nicht gegen eine Nation von Skifahrern (Achtung: übertriebene Darstellung) zu verlieren. Doch zur Wahrheit gehören eben auch ein paar andere Dinge, die – bei aller angebrachter Kritik – nicht unerwähnt bleiben sollten.
Österreichs Mannschaft hat unter Foda alle fünf Spiele gewonnen
Zum Beispiel, dass die österreichische Mannschaft eine nicht zu unterschätzende Qualität hat. Dass sie seit dem Trainerwechsel – übernommen hat der frühere Bundesligaspieler Franco Foda – aus nun fünf Spielen fünf Siege geholt und in diesem Jahr noch kein Gegentor kassiert hat. Und vor allem, dass Österreich nicht an der WM teilnehmen wird und daher ohne Rücksicht auf eine mittelfristige Planung oder größere personelle Experimente in diese Begegnung gehen konnte.
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Der Bundestrainer hatte da andere Nöte. Er wollte den vorletzten Test aus vollem Training heraus nutzen, um Erkenntnisse zu gewinnen. Personelle und taktische. Ohne Rücksicht auf das Ergebnis.
Und Erkenntnisse gibt es nun wirklich ausreichend. Zum Beispiel, dass für eine erfolgreiche deutsche WM das Innenverteidigungsduo Mats Hummels und Jerome Boateng von größter Wichtigkeit ist. Dass der manchmal für seine unspektakuläre Spielweise belächelte Toni Kroos dem Spiel auf unglaubliche Weise gut tut, weil er die Bälle weniger leicht hergibt. Und dass die Offensive – mag sie vom Talent oder Namen her noch so beeindruckend sein – weiterhin an einem Malus leidet, den es schon lange zu beheben gilt: mangelnde Zielstrebigkeit. Die Folge: kaum Abschlüsse, dann auch noch fahrlässige Ballverluste.
Löw ist nicht alarmiert. Er weiß, dass nicht alles schlecht ist. Aber er weiß auch, dass er noch jede Menge Arbeit vor sich hat.