Kiew. Jürgen Klopps großer Traum vom Champions-League-Titel mit Liverpool ist geplatzt. Er kritisierte nach dem 1:3 gegen Madrid Real-Kapitän Ramos.
Die Parallelen zu Wembley 2013 waren unverkennbar. Vor dem Spiel und während des Spiels. Wie schon vor fünf Jahren mit Borussia Dortmund führte Jürgen Klopp eine Mannschaft ins Finale, die vor der Saison in der Königsklasse nicht zu den großen Favoriten zählte. In Kiew gab es für Klopp ein weiteres Déjà-vu-Erlebnis. Wie schon vor fünf Jahren mit dem BVB gegen die Bayern dominierte seine Mannschaft auch dieses Mal die Anfangsphase des Endspiels.
Salah-Verletzung laut Klopp "schwerwiegend"
Liverpool spielte druckvoll, mutig und voller Energie nach vorne. So wie es die Reds schon über weite Strecken der Saison gemacht haben und wie es der BVB in seinen besten Zeiten unter dem 50-Jährigen tat. "Wir haben guten Fußball gespielt", analysierte Klopp. "Wir haben das Spiel gut verlagert, hatten Zug zum Tor, wir konnten den Gegner mit einem guten Timing pressen und hatten sogar Chancen. Aber wir haben trotzdem 1:3 verloren."
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Die Pleite gegen den Titelverteidiger hatte offensichtliche Gründe. Liverpool musste ab der 30. Minute ohne seinen Star Mohamed Salah auskommen. Real-Kapitän Sergio Ramos hatte den Ägypter rüde zu Boden gerissen und ihn dabei an der Schulter verletzt. Weinend verließ Salah den Platz. Die Verletzung sei "schwerwiegend", sagte Klopp. Englands Fußballer des Jahres droht sogar das WM-Aus. "Ramos hat sich damit auch in Ägypten keine Freunde gemacht", erklärte Klopp, der die Gangart des Spaniers kritisierte: "Das hatte etwas von Wrestling. Ich weiß, dass man wie ein schlechter Verlierer klingt, wenn man so etwas nach einem verlorenen Spiel sagt. Er zieht ihn auf die Schulter, das ist schon brutal. Meine Spieler waren danach offensichtlich schockiert. Irgendwie konnten wir das 0:0 in die Pause retten."
Klopp: "Wünscht man seinem schlimmsten Feind nicht"
Nach dem Seitenwechsel begann das Drama um Klopps Landsmann Loris Karius. Der 24-jährige Ex-Mainzer erlebte in Kiew den wohl schwärzesten Tag seiner noch jungen Karriere. Zwei Mega-Patzer des Torhüter brachten Liverpool auf die Siegerstraße. Erst warf er Karim Benzema bei Reals 1:0 den Ball ohne Bedrängnis an den Fuß (51.), dann ließ er beim 1:3 Gareth Bales harmlosen Schuss durch die Hände gleiten (83.). Karius saß nach dem Abpfiff einsam in seinem Strafraum und weinte. Erst trösteten ihn Spieler von Real Madrid, dann nahm ihn Klopp mit in Liverpools Fankurve. Dort erhielt er trotz seiner schlimmen Fehler aufmunternden Applaus, nachdem er sich mehrmals gestenreich bei den Anhängern entschuldigte.
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Doch Klopp weiß, dass Karius noch eine Weile brauchen wird, um dieses Trauma zu bewältigen: "Das wünscht man seinem schlimmsten Feind nicht. Ganz hart, aber so ist das Leben", sagte Klopp im Sky-Interview. Klopp, der sein sechstes Finale in Folge verloren hat und bei der Pressekonferenz angeschlagen wirkte, hatte noch einen Rat für seinen Torhüter: "Manche Leute sind doof genug, ihm das ein Leben lang aufs Brot zu schmieren. Die Leute werden schreiben, was sie wollen. Am besten liest man es nicht."