Essen. Can entschied sich offenbar gegen ein Treffen mit Erdogan. Seine DFB-Kollegen Gündogan und Özil sorgten mit einem Besuch für einen Eklat.
Emre Can, deutscher Nationalspieler mit türkischen Wurzeln, soll eine Einladung zu einem Treffen mit Recep Tayyip Erdogan abgelehnt haben. Das berichtet die Welt. Damit handelte der Profi des FC Liverpool anders als seine DFB-Kollegen Mesut Özil und Ilkay Gündogan.
Die beiden Nationalspieler hatten sich mit dem türkischen Staatspräsidenten Erdogan getroffen und Vereinstrikots vom FC Arsenal und Manchester City überreicht. Gündogan schrieb noch eine Widmung darauf: „Mit großem Respekt für meinen Präsidenten.“
Kritik durch DFB-Präsident Grindel
Diese PR-Aktion wirkte nach. DFB-Chef Reinhard Grindel reagierte mit deutlicher Kritik. Teammanager Oliver Bierhoff äußerte Unverständnis und kündigte eine Aussprache mit den Spielern an. Auch deutsche Politiker kritisierten die Fußballer.
Can soll ebenfalls eine Einladung für die Veranstaltung in London vorgelegen haben, doch der 26-Jährige entschied sich dagegen, sie anzunehmen und sich von Erdogan für politische Zwecke instrumentalisieren zu lassen.
Wahlen in der Türkei am 24. Juni
Der Besuch der beiden Nationalspieler ist in mehrerlei Hinsicht brisant. Zum einen politisch, da Erdogan vorgeworfen wird, die Pressefreiheit zu beschneiden, Journalisten und Oppositionelle verhaften zu lassen. Gerade erst hat er die Parlaments- und Präsidentschaftswahlen auf den 24. Juni vorgezogen: Die Fotos mit Özil und Gündogan sind in Erdogans Kampf für den Umbau der Türkei zu einem Präsidialsystem willkommen. Etwa 1,5 Millionen in Deutschland lebende Türken sind wahlberechtigt, hierzulande ist Erdogan der Wahlkampf untersagt.
Es gibt aber auch eine starke sportliche Komponente: Deutschland und die Türkei konkurrieren um die Ausrichtung der EM 2024.
Gündogan hatte sich am Montag noch für die Aktion gerechtfertigt. „Sollten wir uns gegenüber dem Präsidenten des Heimatlandes unserer Familien unhöflich verhalten? Bei aller berechtigten Kritik haben wir uns aus Respekt vor dem Amt des Präsidenten und unseren türkischen Wurzeln – auch als deutsche Staatsbürger - für die Geste der Höflichkeit entschieden“, hatte der gebürtige Gelsenkirchener erklärt. Nach der Nachricht von Cans vermeintlicher Absage erscheint dieses Statement in einem anderen Licht.