Madrid. Die Spieler von Real Madrid nahmen einen erneuten Triumph nach dem 2:2 gegen den FC Bayern vorweg: Sie trugen T-Shirts mit der Nummer 13.

Wo Selbstbewusstsein aufhört und Arroganz anfängt, ist eine alte Debatte. Real Madrid eignet sich als Studiengegenstand dabei hervorragend, das verbindet den insgesamt zwölfmaligen Sieger der Champions League und deren Vorgänger-Wettbewerb ja durchaus mit dem FC Bayern. Wie sie die Münchener diesmal eliminiert hatten, wussten zwar nach Abpfiff des 2:2 selbst viele im eigenen Verein nicht so recht. Und doch hatten die Ma­drilenen kein Problem damit, schon den nächsten Triumph vorwegzunehmen. Auf den Final-T-Shirts, die den Spielern zur Party gereicht wurden, stand groß die „13“.

Dem Endspielgegner wird das vortrefflich als Motivation dienen. Aber was die anderen denken, hat sie bei Real noch nie gestört. „Immer werden unsere Erfolge zu minimieren versucht“, maulte Luka Modric nach Spielschluss, als sich das Gespräch mal wieder in Richtung Glück und Schiedsrichter bewegte.

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Besondere Liebe zur Champions League

Real als Opfer, das ist natürlich ungewohnt, auch daraus bezieht man dieser Tage die Motivation – wie ohnehin aus dem „Grundbewusstsein“, wie Toni Kroos es nannte, dieser Liebesbeziehung zur Champions League. „Irgendwie steckt das in Real Madrid, jeder Spieler bekommt das mit“, sagte der deutsche Weltmeister. „Viertes Finale in fünf Jahren: Das erreichst du nicht nur mit gutem Spiel – die Qualität haben viele Mannschaften in Europa –, da brauchst du das gewisse Etwas.“

Warum die Liga mit 15 Punkten Rückstand längst verloren ist, war angesichts der taktischen und körperlichen Unterlegenheit gegen die Bayern nicht zu übersehen. „Glückwünsche für ein großartiges Spiel“, entbot Trainer Zinédine Zidane den Deutschen. „Sie sind eine Riesenmannschaft“, sagte Sergio Ramos.

Der eigene Mythos vom unbeugsamen Rekordeuropapokalsieger strahlt dadurch natürlich umso heller. „Reals DNA zwingt dich dazu, immer bis zum Ende zu gehen“, dozierte Kapitän Ramos inmitten der Jubeltrauben, derweil die vereinsgeneigten Kommentatoren endgültig in den Bereich der Mystik auswichen. „Nach dem Tod kommt nichts mehr, außer Real Madrid“, dichtete ein Kolumnist bei „El País“.

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Und so erklären sich eben wohl auch die günstigen Schiedsrichterentscheidungen zur rechten Zeit. Wie gegen die Bayern, als Marcelo ungestraft eine Flanke mit der Hand abwehrte. „Es war Elfmeter, ich will nicht lügen“, räumte der Brasilianer ganz unarrogant ein – nach einem Abend, an dem manche fast so etwas wie ein schlechtes Gewissen verspürten gegenüber diesen Bayern, die mal ihr Angstgegner waren.