Berlin. Leroy Sané und Ilkay Gündogan sind wichtige Größen im Star-Ensemble von Manchester City - aber keine Stammkräfte in der Nationalmannschaft.

Sie sind Nachbarn. Vielleicht liegt es daran. "Ich mag Ilkay als Typ überhaupt nicht", sagt Leroy Sané. Er sitzt am Sonntagmittag in der obersten Etage eines gläsernen Gebäudes am Berliner Landwehrkanal. Neben ihm hat Ilkay Gündogan Platz genommen. Der brummt: "Das beruht auf Gegenseitigkeit." Weil aber Jägerzäune und herüberwachsende Bäume in dem schicken Appartement-Haus in Manchester, in dem die beiden Nationalspieler jeweils eine Wohnung gefunden haben, als Streitobjekt eher unwahrscheinlich sind, handelt es sich bei der bekundeten Antipathie um einen kleinen Spaß. Spaß unter zweien, die in einer vergleichbaren Lage sind.

Sané und Gündogan führen mit ManCity die Premier-League-Tabelle an

Beide spielen für Manchester City, eine der größten Ansammlungen von begabten Fußballspielern auf diesem Planeten, das die wohlhabendste Liga des Planeten mit einem erstaunlichen Vorsprung von 16 Punkten anführt. Flügelstürmer Sané (22) und Spielmacher Gündogan (27) sind wichtige Größen in diesem Ensemble, was Qualitätsmerkmal genug ist. Ihren sicheren Platz in der Nationalelf von Bundestrainer Joachim Löw suchen die beiden Profis allerdings noch. Womöglich hilft ihnen das Testspiel der deutschen Mannschaft gegen Brasilien am Dienstag (20.45 Uhr / ZDF live) in Berlin, ihn zu finden.

Der Bundestrainer hat dem gebürtigen Essener Sané und dem gebürtigen Gelsenkirchener Gündogan die Startelf-Einsätze gegen Brasilien fest zugesichert, was bedeutet, dass der Plan, die beiden einem nationalen Test zu unterziehen, zu einem wichtigen Anliegen gehört. Löw, so viel darf unterstellt werden, hält Sané und Gündogan für exorbitant gut. Gut genug, dem Weltmeister beim anstehenden Turnier im Sommer das Maß an zusätzlicher Qualität zu verleihen, das nötig ist, um den Coup zu wiederholen.

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Dabei könnte ihm ein weiterer Herr aus der Nachbarschaft in Manchester entscheidend helfen. Ein Spanier. Name: Pep Guardiola. Beruf: Trainer, nein, Startrainer. Er formt die Deutschen bei Manchester City, wie er es einst in München mit Joshua Kimmich, den er zum Rechtsverteidiger umschulte. Dessen Exzellenz in dieser Rolle macht ihn beim DFB mittlerweile fast unverzichtbar. Liefert Guardiola Löw jetzt wieder vollendete Weltklasse?

Sané habe "unter Pep gerade in dieser Saison einen riesigen Schritt nach vorn gemacht", urteilt Gündogan und meint vor allem die Arbeit an den Details, an den Kleinigkeiten, die sitzen müssen, ehe Sané tun kann, was er immer schon gut konnte: schwindelerregend schnell zu dribbeln, Tore vorzubereiten, Tore zu schießen. "Leroy hat gelernt, den Fokus auch auf einfache Dinge zu richten: den Pass über vier, fünf Meter, die einfache Ballannahme. Es war immer ein bisschen seine Schwachstelle, dass er da die Konzentration verliert." Dieser Fortschritt dokumentiere, führte Gündogan aus, "dass er sehr lernwillig ist, auch wenn das seiner Körpersprache nicht immer anzusehen ist und er manchmal einen Tritt in den Allerwertesten braucht. Aber da hat er mit mir und Pep die richtigen Personen zur Seite. Wir helfen ihm, er hilft uns."

Gündogan konnte dem DFB-Team noch nicht bei einem großen Turnier helfen

Sané fühlt sich gereift, verbessert - aber auch auf dem Prüfstand. "Wenn es dazu kommt, will ich zeigen, dass ich den Druck aushalten kann und auf diesem Niveau spielen kann", sagt er über die WM und mögliche Einsatzzeiten. Gündogan fehlt der Nachweis auch noch, einer deutschen Mannschaft bei einem großen Turnier helfen zu können. 2012 war er zu jung, 2014 und 2016 verletzt. Dieses Mal soll es gelingen. "Jedes Mal, wenn ich ihm im Training zuschaue, denke ich: Wow, das kann ich nicht so wie er", sagte Sané über Manchesters Schlüsselspieler: "Gerade für die Art, wie wir spielen wollen, hilft er uns sehr." Die feine englische Art Manchesters ist die der Nationalmannschaft nicht unähnlich.