München/Düsseldorf. . Bayerns Nationaltorwart Manuel Neuer ist erstmals nach seiner OP wieder gelaufen. Er weiß genau, dass er nicht zu früh zu viel belasten darf.
Trotz des verpassten Starts ins WM-Jahr mit der deutschen Fußball-Nationalmannschaft präsentierte sich Manuel Neuer am Freitag gut aufgelegt. Ein halbes Jahr nach seinem dritten Mittelfußbruch hat Deutschlands Weltmeister-Torwart auf dem langen und beschwerlichen Weg zurück ins Tor ein Etappenziel erreicht.
"Ich habe einen tollen Tag hinter mir, einen emotionalen Tag: Ich bin das erste Mal bei hundert Prozent gelaufen - und das dreimal fünf Minuten. Es gab keine Reaktion vom Fuß, der rechte und der linke fühlen sich gleich an. Das war ein wichtiger Schritt für mich", berichtete der Kapitän des FC Bayern München am Freitag.
In einem ausführlichen Interview im vereinseigenen TV-Sender gab Neuer Einblicke in seinen Gemütszustand. Er spricht über die lange Phase der Reha, über den Wechsel von "Höhen und Tiefen" beim langen Kampf um ein Comeback, erst beim deutschen Rekordmeister und dann auch im Nationalteam bei der Weltmeisterschaft in Russland.
Neuer glaubt, zu alter Stärke zurückzufinden
Wenn eine weitere Untersuchung des operierten linkes Fußes positiv verläuft, geht der Torwart davon aus, im Laufe der kommenden Woche erstmals auch auf dem Platz laufen zu können. Aber überstürzen will er nach den schlechten Erfahrungen des vergangenen Jahres nichts.
"Jetzt muss man besonders vorsichtig sein. Es ist wirklich wichtig, dass dem Fuß nichts mehr passiert. Sonst könnte es wirklich um die Karriere gehen", sagte Neuer. Er sei aber "sehr zuversichtlich", wieder spielen zu können und "zur alten Stärke" zurückzufinden. Neuer traut sich zu, rasch wieder das frühere Topniveau erreichen zu können. "Ich bin kein junger Spieler, der wenig Erfahrung hat, sondern der diese Automatismen im Blut hat", betonte er.
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Mitte Mai endet die Bundesliga-Saison, kurz darauf startet die Nationalmannschaft in die WM-Vorbereitung. Aber Garantien auf eine rechtzeitige Rückkehr könne kein Arzt, kein Physiotherapeut und auch er nicht geben, sagte Neuer: "Es ist noch nicht sichergestellt, dass ich dann oder dann wieder zurückkehren und spielen werde."
Zu Besuch bei der Nationalmannschaft
Man müsse erst einmal sehen, wie der Fuß reagiere, wenn er wieder Fußballschuhe anhabe. "Ich wünsche mir, dass ich für den FC Bayern noch Spiele mache in der Saison. Es ist auch realistisch, aber der Zeitpunkt ist nicht zu nennen", bekannte Neuer offen und ehrlich. "Es tut einem weh, wenn man über eine lange Zeit zuschauen muss. Ich bin eigentlich Protagonist und stehe lieber auf dem Platz und im Tor."
Der DFB-Kapitän besuchte in dieser Woche auch für einen Tag die Nationalelf in Düsseldorf. "Es ist extrem lange her, dass ich bei der Nationalmannschaft dabei war." Aber ein persönliches Gespräch mit Bundestrainer Joachim Löw und Torwarttrainer Andreas Köpke sei ihm wichtig gewesen. "Ich habe schon ein WM-Fieber gespürt. Man merkt, dass es ein kleines Rangeln um die Kaderplätze gibt", berichtete er vom Besuch im DFB-Quartier. Auf ihn übe auch dort keiner aus.
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Sein Ziel sei es, "nicht ohne ein Spiel gespielt zu haben" zur Nationalmannschaft zurückzukehren und in die WM-Vorbereitung zu starten. Löw rechnet noch mit seiner langjährigen Nummer 1. "Der Manuel liegt absolut im Fahrplan", sagte der Bundestrainer vor dem Länderspiel am Freitagabend gegen Spanien. Neuer verpasst es ebenso wie das am Dienstag in Berlin gegen Brasilien an seinem 32. Geburtstag.
In der Endphase will Neuer eingreifen
Ein großes Lob sprach Neuer seinem Vertreter im Bayern-Tor aus. "Es ist unglaublich, wie der Sven (Ulreich) sich entwickelt hat und was für einen Sprung er gemacht hat in der Zeit", sagte Neuer. Ulreich habe es mit seinen guten Leistungen auch ihm leichter gemacht, in den vergangenen Monaten "loszulassen".
In der heißen Endphase der Saison würde Neuer nur zu gerne wieder selbst aktiv eingreifen. "Im Prinzip ist alles drin", sagte er zur Triple-Chance. Der Meistertitel ist praktisch fix. "Wir haben alle Möglichkeiten und große Ziele vor Augen, die greifbar sind. Wir legen den Fokus auf die Cup-Wettbewerbe." Das "Wir" schloss ihn mit ein. (dpa)