Barcelona. Ousmane Dembélé fällt beim FC Barcelona erneut für längere Zeit aus. Sein Comeback nach vier Monaten Verletzungspause währte 143 Spielminuten.
Vorige Woche lief es endlich mal so, wie Ousmane Dembélé es sich ursprünglich wohl vorgestellt hatte. Ein wenig jedenfalls, denn er wurde nur eingewechselt im Pokalspiel gegen Celta de Vigo, was für einen 105-Millionen-Euro-Transfer natürlich zu wenig ist. Dafür feierte ihn die Fankurve mit einem persönlichen Lobgesang zur Melodie der französischen Nationalhymne und wiederholte den Chor, als er dann noch zwei wirklich spektakuläre Antritte zeigte.
Beliebt ist er also im Camp Nou. Wozu die Situation im Sommer beiträgt. Barça lag nach deftiger Supercup-Pleite gegen Real Ma-drid sowie dem Abgang von Neymar danieder. Und dann war da einer, der alles tat, um zum Klub zu dürfen, der dafür sogar ein irreparables Zerwürfnis mit seinem Klub Borussia Dortmund provozierte. Dembélé gab dem zweifelnden FC Barcelona den Glauben an seine Attraktionskraft zurück. Schon deshalb wollten sie ihn nur zu gern triumphieren sehen, gegen Celta und überhaupt. Was die Zuschauer nicht ahnten: Mit weiteren Antritten wird es sobald nichts. Wieder nicht. Selbst die zwei in diesem Spiel waren offenbar zwei zuviel.
Muskelfaserriss im Oberschenkel
Nach Spielschluss fasste sich Dembélé an den linken hinteren Oberschenkel. Dieselbe Region in der er im Herbst wegen eines Muskelrisses operiert worden war. Logische Befürchtungen wies Trainer Ernesto Valverde zwar zurück, doch am Sonntagabend in San Sebastián wurde der Franzose erneut nur eingewechselt. Warum war bald zu sehen. Dembélé zog keinen einzigen Sprint durch. Am nächsten Tag das Bulletin des Vereins: Muskelfaserriss, drei bis vier Wochen Pause. Zusatz: Die Operation am Nachbarmuskel habe damit nichts zu tun.
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Nicht alle Mediziner glauben das. Viele Experten halten einen chirurgischen Eingriff bei Muskelverletzungen für grundsätzlich falsch – zu hoch sei das Rückfallrisiko, weil die Wunde immer auf die Nebenmuskeln ausstrahle. Die Zeitung „El País“ erwähnt den Vergleichsfall Paul Pogba, dem mit derselben Verletzung vom selben finnischen Spezialisten ebenfalls eine Operation empfohlen worden war. Pogba entschied sich für eine konservative Behandlung. Der Star von Manchester United kam nach zwei Monaten zurück und stand seitdem in 13 Partien rund 1200 Minuten auf dem Platz.
Als „Mann aus Glas“ und „Dem-bale“ verspottet
Dembélé kommt seit seinem Comeback nach fast vier Monaten Pause gerade mal auf 143 Minuten in vier Spielen, was sich mit den 121 Minuten vor der ersten Verletzung zu einer so gruseligen Gesamtbilanz verdichtet, dass er schon als „Mann aus Glas“ verspottet wird oder als „Dem-bale“: in Anlehnung an den seit seinem Wechsel zu Real Madrid vor viereinhalb Jahren ständig verletzungsrückfälligen Waliser Gareth Bale. Dass Sprintertypen oft Muskelprobleme haben, ist nicht neu, siehe auch Arjen Robben. Gerade dessen Beispiel zeigt durch die deutliche Besserung seit dem Wechsel zu Bayern München aber auch, welche Rolle die richtige Behandlung spielt – und womöglich die Psyche.
Nicht nur BVB-Fans erinnern sich, dass Dembélé zu Dortmunder Zeiten kaum ein Spiel verpasste. Dass auch der Druck eines Preisschilds (101 Millionen bei Bale, bis zu 145 Millionen bei Dembélé) zu Verletzungen führt, lässt sich schwer belegen.
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Dembéle ist in der Kabine introvertiert
Dass er sich schwertut, ist kaum zu übersehen. Bei seinen wenigen Auftritten wirkte Dembélé verkrampft. Aus der Kabine wird berichtet, er sei introvertiert und gebe kaum Auskunft über sein Befinden. Wenig überraschend wächst im Verein die Nervosität. Die Modezahl 19 – so viele Punkte Vorsprung auf Real Madrid wie absolvierte Spiele gab es noch nie – hüllt zwar dieser Tage in Barcelona fast alles in Rosarot. Aber angesichts der Investition möchte man jedes Risiko vermeiden, dass aus dem 20-jährigen ein Dauerpatient wird.
Der nächste Behandlungsschritt muss sitzen. Auch wenn er eine noch längere Pause nach sich ziehen sollte.