Köln/Gelsenkirchen. Peter Stöger hat sich nach dem 2:2 auf Schalke emotional von den Kölner Fans verabschiedet. Sein Nachfolger Stefan Ruthenbeck übernimmt nur bis Weihnachten und eckte noch vor dem ersten Training beim Präsidium an.

Die Markenbotschaft des 1. FC Köln lautet: spürbar anders. In der ganzen Stadt klebt dieser Slogan an Litfaßsäulen, an Häuserwänden oder an Straßenbahnen. In den letzten Jahren hatte der Traditionsklub dieses Leitbild erfolgreich mit Leben gefüllt, weil er sich von einem Sorgenkind zu einem Musterschüler mauserte, weil er nach 25 Jahren Abstinenz erstmals wieder im Europapokal spielte und dafür nur einen Trainer brauchte, der so lange an der Außenlinie der Kölner stand wie keiner vor ihm: Peter Stöger.

Diese Ära ist nun vorbei. Nach 1636 Tagen muss der Österreicher gehen. Die Klubführung gab am Sonntag die Trennung bekannt. Auf einer Pressekonferenz erklärte Präsident Werner Spinner: „Bis zuletzt haben wir gehofft, dass wir es in der Konstellation mit Peter, seinem Team und der Mannschaft schaffen können. Leider ist diese Überzeugung jedoch trotz des positiven Resultats auf Schalke nicht mehr ausreichend vorhanden. Deshalb halten wir es in der aktuellen Situation für unabdingbar, auf der Trainerposition ein Zeichen zu setzen, auch wenn uns diese Entscheidung sehr schwer fällt und weh tut.“

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Großer Kampf beim 2:2 auf Schalke

Es war – vielleicht ist das ja auch dem Kölner Slogan geschuldet – eine spürbar andere Trennung. Bereits vergangenen Freitag wusste Stöger, dass er in der Partie bei Schalke 04, dem der abgeschlagene Tabellenletzte nach großem Kampf ein 2:2 abtrotzte, letztmals auf der Trainerbank Platz nehmen würde. „Am Freitag war klar, dass das Spiel auf Schalke unser letztes sein wird“, bekannte der Fußballlehrer gestern.

Nach dem Abpfiff marschierte Stöger deshalb auch in die Fankurve, zog seine Mütze und verneigte sich vor den FC-Anhängern. Bereits auf der Rückfahrt von Gelsenkirchen nach Köln wanderte Stöger im Mannschaftsbus durch die Sitzreihen, um sich von jedem einzelnen Profi und sogar dem Busfahrer per Handschlag zu verabschieden.

Am Sonntagvormittag tauchte er noch am Trainingsgelände am Geißbockheim auf, um den Auflösungsvertrag zu unterschreiben. Stöger, dessen Vertrag bis 2020 lief, soll dem Vernehmen nach 750 000 Euro Abfindung erhalten.

Kölns Führung gab bekannt, dass der bisherige FC-U19-Trainer Stefan Ruthenbeck (zuvor bei Zweitligist Greuther Fürth tätig) und Ex-FC-Profi Kevin McKenna die Mannschaft bis zur Winterpause übernehmen werden. Es ist der vorläufige Höhepunkt einer nicht für möglich gehaltenen Talfahrt eines Klubs, der vor vier Monaten noch so erfolgreich war wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Ein Verein, dessen vorbildliche Arbeit allseits gelobt wurde.

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Rüffel von FC-Präsident Spinner

Das Stöger-Aus sickerte bereits vor der Partie gegen Schalke durch, weil Ruthenbeck am Vormittag in einer Ansprache an seine U-19-Mannschaft verraten hatte, dass Stöger entlassen werde und er für ihn einspringen würde. „Natürlich ist das nicht glücklich. Punkt“, erteilte Spinner Ruthenbeck am Sonntag einen Rüffel. Es ist eine kleine Panne, die allerdings zu dem bedenklichen Bild dieser Tage passt.

Beim Werben um Manager Horst Heldt legten sich die Kölner mit Hannovers Klubchef Martin Kind an. Das führte dazu, dass der Wechsel platzte.

Auch das Geheimnis des Stöger-Nachfolgers scheint kein Geheimnis mehr zu sein. Markus Anfang, Trainer des Zweitliga-Spitzenreiters Holstein Kiel, soll die Kölner in der Winterpause übernehmen, heißt es. Der 43-Jährige stieg mit Kiel gerade erst auf und führt überraschend die Tabelle an. Kiels Geschäftsführer Ralf Becker erklärte jedoch, dass es noch keine Anfrage aus Köln gäbe.