Köln. Der 1. FC Köln und Trainer Peter Stöger gehen nun doch getrennte Wege. Ein riskanter Zeitpunkt nach einem 2:2 auf Schalke. Ein Kommentar.

Jetzt hat es Kölns Trainer Peter Stöger doch erwischt. Der Österreicher hat den FC im Juni 2013 übernommen - da lagen die Kölner am Boden. Sportlich und finanziell. Stöger hat den FC zurück in die Bundesliga geführt. Zusammen mit den anderen Verantwortlichen hat man es geschafft, Ruhe in den Verein zu bekommen. Es waren grandiose vier Jahre für die Kölner - mit dem Höhepunkt im Mai, da erreichte der FC zum ersten Mal seit 25 Jahren wieder das europäische Geschäft.

Knapp sechs Monate später ist Stöger weg - offiziell hat man sich auf eine einvernehmliche Auflösung des bis Ende Juni 2020 laufenden Vertrags geeinigt. Nach 168 Spielen, 61 Siegen und einem Punkteschnitt von 1,4. Ein Absturz, der in dieser Geschwindigkeit seinesgleichen sucht. Ein Trainerwechsel nach 14 Spielen ohne Sieg - kann passieren. Der Zeitpunkt der Trennung könnte den Verantwortlichen noch um die Ohren fliegen. Hätte der Klub vor einigen Wochen reagiert, man hätte von den gängigen Mechanismen im Geschäft gesprochen. Nach Katastrophen-Auftritten gegen Hoffenheim oder Berlin, es hätte Sinn gemacht. Aber jetzt? Nach einem 2:2 auf Schalke? Die Fans verstehen das nicht, sie lieben Stöger. Auch nach der Horrorserie. Viele würden mit ihm in die 2. Liga gehen. Das Umfeld - es war bisher trotz des historisch schlechten Saisonstarts ruhig. Das war in Köln auch schon ganz anders.

Aktionismus und Unruhe haben wieder Hochkonjunktur

Und könnte sich auch jetzt wieder ändern. Denn der FC droht das Fahrwasser zu verlassen, das er in den letzten Jahren so erfolgreich befahren hat. Statt Ruhe und Besonnenheit haben derzeit wieder Aktionismus und Unruhe Hochkonjunktur. Der Abschied von Stöger - er spiegelt nicht das wider, was der Erfolgstrainer verdient hat. Einen Abgang mit Stil, denn der 51-Jährige hat in seiner Ära Begriffe wie Menschlichkeit und Respekt bis zum Ende gelebt. Er hat Klasse nach Köln gebracht. Was hat er dafür bekommen? Zum Schluss Wochenbekenntnisse, mit denen niemand etwas anfangen kann. Zumal Stöger nach diesem Bekenntnis gegen Schalke geliefert hat - er holte mit einer Rumpftruppe ein 2:2 beim Dritten - nach zwei Rückständen.

Mittlerweile wurde bestätigt: Das Spiel hatte keinen Einfluss auf die Entscheidung, Stöger hätte auch so gehen müssen. Eine Posse. Weil die Verantwortlichen kein Bekenntnis auf Dauer abgeben können. Weil sie vielleicht selber nicht wissen, wie sie mit der Situation umgehen sollen. Schließlich fehlt auch ein Sportdirektor, der so einen Bereich verantwortet. Man taumelt von einer Verlegenheit in die nächste, Präsident Werner Spinner tauchte in der Krise bisher völlig ab. Es hakt an allen Ecken und Enden.

Sportliche Alarmzeichen in der letzten Rückserie wurden ignoriert

Fehler der letzten Monate ziehen nun die Konsequenzen nach sich: Im Sommer setzte der Klub die wichtigste Transferperiode seit Jahren - mit den Taschen voller Geld - in den Sand. Sportliche Alarmzeichen in der letzten Rückserie wurden ignoriert. Platz fünf hat viel kaschiert. Dazu kamen in der laufenden Saison Fehlentscheidungen der Schiedsrichter, ein großes Verletzungspech, zudem auch Fehler von Stöger, der unter anderem zu lange auf Spieler gesetzt hat, die das nicht mal mehr im Ansatz mit Leistung zurückzahlen konnten (Lehmann, Osako, Jojic, Olkowski). Die Quittung gibt es im Dezember 2017. Letzter in der Bundesliga, den Abstieg vor Augen, kein Trainer, kein Sportdirektor.

Die gute Nachricht für die Kölner: Finanziell sieht es viel besser aus als beim letzten Abstieg - die Schulden sind bald abgearbeitet, auch nach einem Abstieg würde Köln eine Mannschaft auf die Beine stellen können, die den direkten Wiederaufstieg packen muss. Wenn es der Verein bis dahin schafft, sich wieder auf das zu besinnen, was Köln in den letzten Jahren stark gemacht hat. Denn das, was gerade passiert, entspricht nicht dem Kölner Slogan "Spürbar anders".