Essen. Während Polen bei der Auslosung gesetzt ist, befindet sich Spanien nur im zweiten Topf. Auch weil die Polen weniger Spiele absolviert haben.

Wenn am Freitag, dem 1. Dezember, die Gruppenphase der Fußball-Weltmeisterschaft 2018 in Russland ausgelost wird, reibt sich der ein oder andere Zuschauer vielleicht verwundert die Augen. Denn große Fußballnationen wie England oder Spanien, immerhin 2010 noch Weltmeister, haben es nicht in den ersten Lostopf der gesetzten Mannschaften geschafft. Stattdessen ist beispielsweise die polnische Nationalmannschaft als Gruppenkopf gesetzt. Frankreich landete noch gerade so im ersten Topf.

Die Erklärung: Die Verteilung der Töpfe hängt maßgeblich von der FIFA-Weltrangliste ab. Dort stand Polen zum Stichtag auf dem sechsten Platz, Spanien auf acht, England nur auf Rang zwölf. Mit rechten Dingen geht die Verteilung also zu. Wie der "kicker" berichtet, hat das Weltranglisten-System, welches an dieser Stelle aufgrund seiner Komplexität nicht im Detail erläutert werden soll, jedoch einige Schwächen, die sich manche Nationen in der Vergangenheit augenscheinlich zunutze gemacht haben.

Testspiele bringen in der Wertung wenig

Klar ist: Ohne starke Ergebnisse hätten es auch die Polen in der Weltrangliste nicht so weit nach oben geschafft. Das Team um Robert Lewandowski sammelte in zehn Quali-Spielen bärenstarke 25 Punkte. Die halbe Miete. Allerdings resultiert die Punktzahl in der Weltrangliste nicht aus der Gesamtzahl der erspielten Punkten, sondern aus dem Punkteschnitt aller Partien. Dabei werden Pflichtspiele mit einem deutlich höheren Faktor als Testspiele bewertet. Es spielt zugleich aber auch eine Rolle, wie gut die Gegner in der Weltrangliste platziert waren. Italien fiel 2013 in der Liste zurück, weil es ein Benefizspiel gegen Haiti ausgetragen hatte.

So sehen die Lostöpfe bei der WM 2018 aus

Topf 1

Russland (Gastgeber), Deutschland (Weltranglistenposition: 1), Brasilien (2), Portugal (3), Argentinien (4), Belgien (5), Polen (6), Frankreich (7)

Topf 2

Spanien (8), Peru (10), Schweiz (11), England (12), Kolumbien (13), Mexiko (16), Uruguay (17), Kroatien (18)

Topf 3

Dänemark (19), Island (21), Costa Rica (22), Schweden (25), Tunesien (28), Ägypten (30), Senegal (32), Iran (34)

Topf 4

Serbien (38), Nigeria (41), Australien (43), Japan (44), Marokko (48), Panama (49), Südkorea (62), Saudi-Arabien (63)

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Testspiele - vor allem gegen schwächere Gegner - bringen also für die Weltranglisten-Platzierung wenig Ertrag und machen im schlimmsten Fall den Schnitt kaputt. Wohl auch deshalb haben die Polen ein Jahr lang einfach gar keine Freundschaftsspiele absolviert. Erst in der jüngsten Länderspielpause im November haben die Polen mal wieder gegen Uruguay und Mexiko getestet. Man konnte es sich leisten, denn für die Verteilung der Lostöpfe waren diese Partien nicht mehr entscheidend. In Deutschland wäre der Verzicht auf Freundschaftsspiele wohl kaum denkbar.

Rumänien und Wales machten es ähnlich

Der polnische Verband ist aber mitnichten der erste, der die Schwächen des Systems zu seinem Vorteil nutzt. Wales absolvierte zwischen 2014 und 2015 13 Monate lang kein einziges Testspiel und tauchte plötzlich in der Top Ten der Weltrangliste auf. Auch Rumänien schaffte es so vor einigen Jahren weit nach vorne, war schließlich bei der Auslosung für die WM-Qualifikation im ersten Topf - und machte es dadurch ausgerechnet den Polen leichter, die nämlich in ihrer Quali-Gruppe auf Rumänien trafen.