Essen. Viele Stars des internationalen Fußballs sind bei der WM in Russland nicht dabei. Ein Team aus Quali-Verlierern könnte beim Turnier weit kommen.
Ausgerechnet der letzte WM-Teilnehmer sorgt zumindest in Teilen des Reviers noch mal für leuchtende Augen. Peru holte sich zum Schluss der Qualifikation noch einen Startplatz bei der Weltmeisterschaft im kommenden Sommer. Bühne frei also auch für Jefferson Farfan. Schalke-Fans haben den schnellen Rechtaußen, der 170 Bundesliga-Spiele für die Königsblauen bestritt, noch immer in besonderer Erinnerung – und damit einen Grund mehr, sich auf die WM zu freuen.
Leider müssen Schalke-Fans jetzt aber auch sehr tapfer sein. Wie so oft hat der Rivale aus Dortmund im Gesamtvergleich der Revierklubs die Nase eine Idee weit vorn. Vom BVB fahren jenseits der deutschen Nationalspieler, auch wenn man natürlich angesichts der Zeitspanne noch den Lottosatz „Alle Angaben ohne Gewähr“ mitdenken muss, fünf Spieler (Bürki, Guerreiro, Piszczek, Kagawa und Bartra) nach Russland, von Schalke nur deren drei (Embolo, Nastasic und Harit). Ähnlich verhält es sich mit Nationalspielern, die auf dem Weg zur WM gescheitert sind. Da hat der BVB sechs in seinen Reihen, S04 fünf.
Spieler für Gänsehautmomente
Weshalb sind diese Zahlen jenseits des meist von Schadenfreude begleiteten Revier-Duells interessant? Es sind oft die Stars, die uns beim Fußball die Augen glänzen lassen, sorgen sie mit ihren genialen Einfällen, mit spielerischer Leistung, aber auch mit großem Sportsgeist doch immer wieder für Gänsehautmomente. Der Fußballfan kann sich im kommenden Sommer also auf viele klangvolle Namen freuen. Bei genauem Hinsehen fehlen aber eben auch viele Fußballgrößen, die man beim Turnier gerne gesehen hätte.
Weltelf der Gescheiterten - diese Stars fehlen bei der WM
David Alaba beispielsweise ist bei der Weltmeisterschaft in Russland im kommenden Sommer nicht dabei, weil Österreich in der Qualifikation scheiterte. Wäre der Bayern-Profi Deutscher, wäre er in der qualitativ hochwertig besetzten Nationalmannschaft von Joachim Löw als Linksverteidiger gesetzt. Leider hat Alaba den falschen Pass.
Er sitzt nicht alleine im Besenwagen des Fußballs. Es kommt eine erlesene Schar zusammen, die die WM auf dem heimischen Sofa erleben muss, eine Weltelf der Gescheiterten. Wer die Nationalmannschaften der Quali-Verlierer durchgeht, findet auch Gianluigi Buffon, die italienische Torwartlegende, den Dortmunder Ausnahmestürmer Pierre-Emerick Aubameyang, der es mit Gabun nicht schaffte, den Ex-Dortmunder Henrikh Mkhitarian aus Armenien, Bayern-Star Arjen Robben und den Waliser Gareth Bale, immerhin in Diensten von Real Madrid.
Beim Marktwert auf Rang acht
Wie sähe die Elf konkret aus? Im Tor Buffon; in der Verteidigung Sokratis (Griechenland), Giorgio Chiellini (Italien) und Alaba; im Mittelfeld Robben, Arturo Vidal (Chile), Mkhitaryan und Riyad Mahrez (Algerien); im Sturm Bale, Aubameyang und Alexis Sanchez (Chile).
Wenn man sich dieser Weltelf ganz nüchtern von den Zahlen her nähert, sieht man einen Kader mit einem Marktwert, der laut Transfermarkt.de etwa 398 Millionen Euro beträgt. Damit stünde die Mannschaft im Vergleich der Nationen immerhin auf Platz acht. Die großen Länder sind innerhalb dieses (selbstverständlich künstlichen) Rankings, das Brasilien mit 671 Millionen Euro anführt, nicht erreichbar. Auch Spanien (643 Mio. Euro), Deutschland (636 Mio. Euro) und Frankreich (636 Mio.) sind enteilt. Aber schon die gescheiterten Italiener sind beim Marktwert, der eine virtuelle Einschätzung des Leistungsvermögens darstellt, mit 477 Millionen gar nicht so weit weg.
Natürlich könnte man an dieser Stelle die ewig junge Diskussion darüber wieder aufnehmen, ob Geld Tore schießt. Wenn man die Schweden zum Maßstab nimmt, die die beinahe fünfmal so teuren Italiener rauskegelten, ist man geneigt, die Frage zu verneinen.
Das Viertelfinale – oder sogar mehr?
Wer sich die Weltelf der Gescheiterten anschaut, wird unweigerlich anfangen zu spekulieren. Was könnte die Mannschaft bei dem Turnier erreichen? Geschätzt: mindestens das Viertelfinale. Auch ein Blick auf die Einzelkönner lässt Raum für reichlich Optimismus für einen guten Auftritt in den Finalrunden – und eine Mannschaft, die von einem Gentleman und Charismatiker wie Gianluigi Buffon angeführt würde, dürfte auch die Sekundärtugenden Team- und Kampfgeist auf den Platz bringen.
Natürlich braucht es ein wenig Fantasie, der Mannschaft Chancen einzuräumen, man müsste über Kleinigkeiten wie nicht einstudierte Automatismen, Verständigungsprobleme oder auch eine fehlende ordentliche Vorbereitung hinwegsehen, wenn man diese Auswahl Richtung Endrunde träumt.
Für eine Position fehlt dann am Ende doch die Fantasie: So lang die Liste unglücklich gescheiterter Spieler ist, so klein ist im Gegensatz dazu der Kreis unschuldig ausgeschiedener Trainer. Advocaat? Ventura? Kaum vorstellbar, dass man einen dieser Quali-Versager bei einer Weltelf auf die Bank setzen würde.