Essen. Der FC Bayern hat seinen Trainer Carlo Ancelotti entlassen. Als Nachfolger wird auch Ex-BVB-Trainer Thomas Tuchel gehandelt. Ein Kommentar.
In seinen zwei Jahren bei Borussia Dortmund hat Thomas Tuchel Fehler gemacht. Das ist so, ja. Soll er deswegen nicht Bayern-Trainer werden können?
Tuchel bringt als Trainer alles mit, was Bayern braucht. Modernste Trainingsmethoden. Taktisches Kalkül. Erfahrung aus sieben Jahren Bundesliga und zwei Jahren Champions League. Nicht zu vergessen: Tuchel war erfolgreich. Im ersten Jahr beim BVB Vizemeister mit einer Rekordpunktzahl, im zweiten Jahr DFB-Pokalsieger und ungeschlagen gegen Real Madrid.
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Dass Tuchel überhaupt als erster Kandidat auf die Nachfolge von Carlo Ancelotti gehandelt wird, zeigt den gesamten Missstand beim FC Bayern München auf.
Unter Ancelotti verfiel die Bayern-Mannschaft einer barocken Spielweise, die mit dem Hochgeschwindigkeitsfußball von Paris Saint-Germain oder Real Madrid nicht mithalten kann. Die Unruhe beim Rekordmeister wuchs: Seit Mittwoch, dem 0:3 bei PSG in der Champions League, war das Erbe aus der Zeit mit Ancelotti-Vorgänger Pep Guardiola aufgebraucht.
Das Ancelotti-Aus erfolgte nur logisch
Nichts war mehr zu sehen von der klugen Raum- und Ballverteilung, von Überzahl und Torgefahr bei jedem Angriff, von einer Spielweise, die Guardiola nahezu perfekt gestaltet hatte. Das Ancelotti-Aus erfolgte nur logisch: Vom italienischen Startrainer ging kein Impuls mehr aus. Die Mannschaft: zwar Meister, aber im Frühjahr vorzeitig im Europacup raus — und jetzt saftlos.
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Bayern lief Gefahr, nach fünf Meistertiteln in Folge den Anschluss zu verlieren. Die Stars — allen voran Müller, Ribéry und Robben — zeigten kein Verständnis für Ancelottis Personalrochaden. Tatsächlich war die Aufstellung nicht mehr nachvollziehbar. Mit Süle statt Hummels gegen PSG, Coman statt Ribéry eingewechselt: Auf solche Ideen kommt nur, wer die Kontrolle verloren hat.
Auch Tuchel hatte Schnapsideen und handelte nicht immer geradeaus bei der Mannschaftsführung. Aber er zeigte eine Idee von Fußball, die an Guardiolas beste Zeit erinnerte. Mit 44 Jahren ist Tuchel jung genug, um aus seinen Schwächen beim BVB zu lernen. Die Bayern wären verrückt, wenn sie dieses Wagnis nicht eingingen.