Essen. Rehhagel will mit Griechenland zur WM, Trapattoni mit Irland, auch Domenech mit Frankreich, Hiddink mit Russland und Queiroz mit Portugal: Die Play-off-Spiele versprechen viel Spannung.
Die WM-Teilnahme als Krönung oder Sturz vom Trainer-Thron: Für "König" Otto Rehhagel geht es ausgerechnet im Jubiläumsspiel mit der griechischen Nationalmannschaft in der Ukraine um alles oder nichts. Doch beim Showdown am heutigen Mittwoch in Europa, Amerika und Afrika um die letzten sechs Tickets für die WM 2010 in Südafrika könnte auch die Ära von Guus Hiddink in Russland sowie "Maestro" Giovanni Trapattoni in Irland oder Kontrahent Raymond Domenech bei Vize-Weltmeister Frankreich ein jähes Ende nehmen.
Rehhagel hat die drohende Rente trotz des dürftigen 0:0 im Hinspiel vor der 100. Begegnung als Coach des Europameisters von 2004 aus seinen Gedanken gestrichen. "Damit beschäftige ich mich nicht, denn wir haben noch alle Möglichkeiten", sagte der 71-Jährige vor der Partie in Donezk (19 Uhr).
Rehhagel setzt auf "kontrollierte Defensive"
Dabei hat in Hellas der Abgesang auf Rehhagel schon begonnen. "Danke schön und auf Wiedersehen", titelte die Zeitung Ta Nea. Als Nachfolger wird unter anderem Ewald Lienen vom Zweitligisten 1860 München gehandelt, der als Klub-Coach Griechenland-Erfahrung vorweisen kann. Rehhagel wird auch in Donezk nicht von seiner Linie abweichen. Gegen den WM-Viertelfinalisten von 2006 um Stürmerstar Andrej Schewtschenko setzt "Rehhakles" auf "kontrollierte Defensive" - sprich: Mauertaktik.
Beim Anlauf auf die zweite WM-Teilnahme nach 1994 müssen die Griechen auf die Unterstützung der eigenen Fans verzichten. Aus Angst vor der Schweinegrippe wurden zwei Charterflüge gestrichen. Die eigenen Spieler wurden im Vorfeld bis auf den an einer Allergie leidenden Torhüter Alexandros Tzorvas geimpft.
Hiddink will "aggressiv auftreten"
Ein böses Erwachen könnte es auch für Hiddink und Russland in Slowenien geben. Dem Niederländer droht nach den WM-Teilnahmen mit seinem Heimatland 1998, Südkorea 2002 und Australien 2006 erstmals das Aus in der Qualifikation. Doch anders als Rehhagel will Hiddink die Flucht nach vorn antreten. "Wir werden aggressiv auftreten. Alles andere wäre gegen das Naturell der Spieler", erklärte Hiddink vor der Partie in Maribor (20.45).
Die Slowenen und die Kölner Profis Milivoje Novakovic und Miso Brecko haben durch das späte 1:2 im Hinspiel Hoffnung geschöpft. Zusätzliche Motivation gibt es durch Premierminister Borut Pahor, der versprochen hat, den Spielern im Fall der ersten WM-Teilnahme die Schuhe zu putzen.
Domenech warnt: "Es ist noch nichts gewonnen"
Die komfortabelste Ausgangssituation hat Frankreich vor dem Rückspiel gegen Irland (21 Uhr) im ausverkauften Stade de France. Doch Domenech warnt trotz des 1:0-Polsters: "Es wird wieder einen harten Kampf geben. Es ist noch nichts gewonnen, wir müssen höllisch aufpassen."
Trapattoni hat die erste Qualifikation für Irland bei einem großen Turnier seit der EM 1988 noch nicht abgehakt. "Die Chancen stehen 50:50", sagte der frühere Coach von Bayern München und des VfB Stuttgart, der auf der grünen Insel die Früchte seiner Arbeit ernten will.
Bosnien wird "angreifen wie hungrige Wölfe"
Auch Bosnien-Herzegowina muss ein 0:1 gegen den WM-Vierten Portugal umdrehen. "Wir werden angreifen wie hungrige Wölfe", sagte Miroslav Blazevic. Der Coach, der Kroatien 1998 zu WM-Bronze geführt hatte, setzt in Zenica (20.45) in Edin Dzeko vom deutschen Meister VfL Wolfsburg, Vedad Ibisevic und Sejad Salihovic von 1899 Hoffenheim sowie Zlatan Bajramovic von Eintracht Frankfurt gleich auf vier Bundesliga-Profis. Allerdings muss Blazevic auf Dzekos Wolfsburger Teamkollegen Zvjezdan Misimovic verzichten, der sich im Hinspiel am Knie verletzte.
Uruguay will sich in Montevideo in der Nacht zu Donnerstag (0.00 Uhr) gegen Costa Rica nach dem 1:0 im Hinspiel die elfte WM-Teilnahme nicht mehr nehmen lassen. Unter besonderer Beobachtung steht das dritte Spiel zwischen Algerien und Ägypten auf neutralem Boden in Omdurman im Sudan (20.30 Uhr), nachdem es am Samstag rund um die Begegnung in Kairo zu Ausschreitungen gekommen war.