Gelsenkirchen. Nach der Trauer um Robert Enke steht für das DFB-Team wieder der Alltag an. Im Test gegen die Elfenbeinküste soll "mit großem Elan" der Weg zurück zur Normalität gefunden werden.

Die Trauer um Robert Enke verdrängen, die Freude am Fußball wiederfinden: Das Trikot von Enke wird zwar auf der Ersatzbank liegen, doch die deutsche Nationalmannschaft will eine Woche nach der Tragödie um den Nationalkeeper beim Länderspiel gegen die starke Mannschaft der Elfenbeinküste am heutigen Mittwoch (20.45 Uhr/live in der ARD) in Gelsenkirchen mit den Gedanken wieder auf dem Platz sein.

"Die Mannschaft hat eine ehrliche, tiefe Trauer gezeigt. Und es war auch richtig, gemeinsam zur Trauerfeier zu gehen. Aber das Spiel am Mittwoch wollen wir damit nicht mehr überladen. Wir wollen in den sportlichen Alltag zurückkehren und mit Freude Fußball spielen, denn das ist unsere Liebe. Und es wäre auch Roberts Wunsch gewesen, dass wir mit großem Elan in die Partie gehen", sagte Teammanager Oliver Bierhoff am Dienstag.

Löw erwartet "gute Leistung"

Das letzte Länderspiel des Jahres gegen die Elfenbeinküste wird wohl das traurigste, das die Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) je absolviert hat. Ob die Spieler wie gefordert so kurz nach der Tragödie wieder in der Lage sind, direkt umzuschalten und ihre beste Leistung abzurufen, darf nach den bewegenden und emotionalen Tagen zumindest bezweifelt werden. "Ich erwarte zwar eine gute Leistung meiner Mannschaft, weiß aber auch, dass das sicher nicht leicht fällt. Wir haben die Tage der Trauer gebraucht, wollen nun aber zurück zur Normalität kommen", sagte Bundestrainer Joachim Löw.

Auch Bierhoff hofft, dass das nach dem Ausfall Michael Ballacks von Ersatzkapitän Philipp Lahm auf das Feld geführte DFB-Team in ihrem ersten Spiel mit den neuen WM-Trikots einen zumindest sportlich glänzenden Jahresabschluss hinlegt. Bierhoff setzt dabei insbesondere auf die Charakterstärke der deutschen Elf, auch wenn die Partie gegen die Elfenbeinküste einer Reise ins Ungewisse gleichkommt.

"Elfenbeinküste ein ganz starker Gegner"

"In schwierigen Momenten konnte man immer auf die Mannschaft zählen. Wir werden versuchen, sehr guten Fußball zu spielen", sagte Bierhoff, der zudem die Wertigkeit der Partie gegen die Ivorer unterstrich: "Das ist für uns mit Blick auf die WM ein ganz wichtiger Test, denn die Elfenbeinküste ist ein ganz starker Gegner. Keiner von uns weiß im Moment, wie das Spiel ausgeht. Aber wir wollen das Jahr 2009 nicht so schlecht beenden, wie wir es mit der Niederlage gegen Norwegen begonnen haben", sagte Bierhoff.

Auch DFB-Präsident Theo Zwanziger hofft nach dem 0:1 zum Jahresbeginn, dass die Nationalmannschaft im letzten Spiel 2009 trotz der Trauer um Enke wieder Werbung in eigener Sache betreiben kann. Dass bislang nur 25.904 der 54.000 Tickets für das Spiel gegen die Elfenbeinküste verkauft wurden, ist ein deutliches Zeichen dafür, dass nicht mehr jedes Länderspiel automatisch für ein ausverkauftes Stadion sorgt.

"Nationalmannschaft ist der Deutschen liebstes Kind"

"Die Nationalmannschaft ist der Deutschen liebstes Kind. Deshalb gibt es auch immer mal schnell Kritik, wenn das Team mal nicht so gut und attraktiv spielt. Aber wir können den Zuschauern mit dem Kauf einer Eintrittskarte nicht die Garantie dafür geben, dass es zu einem spannenden Spiel mit tollen Toren kommt", sagte Zwanziger dem Sport-Informations-Dienst (SID).

Ohnehin wird für den dreimaligen Welt- und Europameister gegen die Elfenbeinküste nur mit einer sehr guten Leistung etwas zu holen sein. Auch ohne den verletzten Sturmtank Didier Drogba (Rippenprellung) vom FC Chelsea ist der Weltranglisten-19. gespickt mit internationalen Hochkarätern, wie beispielsweise Yaya Toure von Champions-League-Sieger FC Barcelona.

"Wir dürfen nicht mit Angst und Furcht in das Spiel gehen. Die Afrikaner sind gut besetzt, aber wir spielen zu Hause und haben uns in der Vergangenheit gegen schwere Gegner ohnehin leichter getan als gegen Mannschaft, die hinten drin stehen", sagte Bierhoff.

Wiese beginnt, Neuer kommt zur zweiten Halbzeit

Löw nutzt den Jahresausklang der Nationalmannschaft noch einmal für das ein oder andere WM-Experiment. So werden Torwart Tim Wiese von Werder Bremen und Angreifer Stefan Kießling von Bayer Leverkusen ihr Startelf-Debüt in der DFB-Auswahl feiern. In der zweiten Halbzeit wird Manuel Neuer von Schalke 04 dann für Wiese das DFB-Tor hüten. Zudem wird der Bremer Aaron Hunt voraussichtlich nach dem Seitenwechsel eine Bewährungschance erhalten.

"Tim hat noch kein Spiel von Beginn an gemacht und wird deshalb anfangen. Er hat es sich absolut verdient, auch einmal die Hymne mitzuerleben", sagte Teammanager Bierhoff, der auch dem zweiten Startelf-Debütanten Kießling eine deutliche Leistungsteigerung in den vergangenen Monaten bescheinigte: "Ich freue mich für ihn, er hat sich seinen Einsatz verdient. Er hat hart an sich gearbeitet und die Ruhe nicht verloren."

Für die Torhüter wird der Auftritt in der WM-Arena ohnehin sehr emotional. Denn auf der Ersatzbank wird ein Torwarttrikot von Robert Enke, der sich am Dienstag vor einer Woche das Leben genommen hatte, zwischen den Spielern an den Verstorbenen erinnern. Zudem spielt die Mannschaft mit Trauerflor. Vor dem Anpfiff wird in einem fünfminütigen Film auf dem Videowürfel an Enke erinnert. Mit dem Anstoß der Partie gegen die Elfenbeinküste soll für die Nationalelf dann der Anstoß zurück in den Fußball-Alltag folgen. (sid)