Wolfsburg. VfL Wolfsburg hat sich von Trainer Valérien Ismaël getrennt. Das bestätigte der Verein. Ein Nachfolger soll Montag vorgestellt werden.

Nach nur 112 Tagen auf der Bank musste Valérien Ismaël am Sonntagabend seinen Posten beim VfL Wolfsburg räumen. Damit endete um kurz vor 21 Uhr die kürzeste Amtszeit eines Cheftrainers beim Fußball-Bundesligisten, der zuvor noch nie zwei in einer Saison feuern musste. Der Nachfolger ist gefunden und soll am frühen Montagnachmittag präsentiert werden. Wen der Klub heute vorstellt, ist bis gestern Nacht nicht mehr durchgesickert. Es soll sich um einen Coach handeln, den der VfL aus seinem laufenden Vertrag herauskauft. Daher durfte am Sonntag noch kein Name an die Öffentlichkeit gelangen.

Nur vier Siege aus 13 Pflichtspielen waren zu wenig für Ismaël. Die VfL-Führung zieht die Reißleine nach dem negativen Höhepunkt vom Freitag, als die Wolfsburger zu Hause mit 1:2 gegen Werder Bremen verloren und somit noch tiefer in den Abstiegsstrudel geraten sind. Dabei hatte der VfL da eine der besten Leistungen der ganzen Saison gezeigt – einzig die Chancenverwertung stimmte nicht.

Daher sagt Olaf Rebbe: „Wir haben uns in der Entscheidungsfindung nicht in erster Linie von dem jüngsten Ergebnis gegen Bremen leiten lassen, sondern vor allem auch die Eindrücke und Resultate aus den letzten Wochen und Monaten in die Bewertung miteinfließen lassen.“ Der 38-Jährige, der erst Anfang Januar offiziell zum VfL-Sportdirektor befördert wurde, musste somit nach nicht einmal drei Monaten im Amt seinen ersten Trainer feuern.

Dabei wirkte die Beziehung der beiden ehemaligen Bremer auch zuletzt noch sehr stabil. Rebbe: „Leider ist es uns nicht gelungen, trotz aller Geschlossenheit wieder sportlich erfolgreich zu sein.“ Das hatte der Sportdirektor auch noch am Donnerstag betont. Vor dem richtungsweisenden Spiel gegen Werder habe es keine Anzeichen gegeben, dass der Zusammenhalt intern bröckele. „Denn das“, so Rebbe am Donnerstag, „ist unsere große Stärke.“

Nur Minuten nach der 1:2-Niederlage gegen Bremen sah es aber schon wieder ganz anders aus. Rebbe wollte „nichts ausschließen“, was die Zukunft Ismaëls betrifft. Was folgte, war eine für den Trainer unwürdige Hängepartie, die das ganze Wochenende andauerte. Gespräche am Samstag, Gespräche am Sonntag. Alles hing am Nachfolger, der dem VfL wohl im Laufe des gestrigen Nachmittags seine Zusage gab. Und Ismaël? Der wurde dann vor die Tür gesetzt.

„Nach Abwägung aller Fakten und Umstände sind wir überein gekommen“, erklärt Rebbe, „dass die Trennung die richtige Maßnahme ist, um die Mannschaft in die Erfolgsspur zurückzuführen.“ Diese hatte der VfL allerdings bereits lange vor der Amtszeit Ismaëls verlassen. Der versuchte in seinen 112 Tagen viel – vielleicht zu viel: Er baute das Team um, taktisch wie personell, und bekam dadurch nie Stabilität in die verunsicherte Mannschaft. Er legte die Transfermarschroute im Winter gemeinsam mit Rebbe fest und holte mit Yunus Malli und Paul-Georges Ntep die absoluten Wunschspieler, die den Beweis ihrer Klasse bislang aber schuldig geblieben sind. Wie so viele andere Wolfsburger Kicker.

Ismaël fehlten die Punkte – und die Rückendeckung der Verantwortlichen, die nach außen zwar immer unumstößlich gewesen sein soll, aber spätestens vor Weihnachten schon bröckelte. Damals versuchte der VfL, David Wagner aus Huddersfield zu holen, ohne Ismaël weder davor noch danach darüber zu informieren. Jetzt ist der Wolfsburger Trainer schon wieder Geschichte. Es war eine sehr kurze, deren Ende allen Seiten nachhaltig geschädigt haben dürfte.