Essen. Wolfgang Niersbach ist mit seiner Berufung gegen die Fifa-Sperre wegen seiner Rolle in der Aufarbeitung der Sommermärchen-Affäre gescheitert.
- Die einjährige Sperre für den ehemaligen DFB-Präsident Wolfgang Niersbach bleibt bestehen
- Niersbach ist bei der Berufungskommission des Fußball-Weltverbandes Fifa gescheitert
- Der Hauptvorwurf lautet, dass Niersbach die Affäre um die WM-Vergabe für 2006 zuerst intern regeln wollte
Keine Gnade für Wolfgang Niersbach: Die Berufungskommission des Fußball-Weltverbandes Fifa hat die Einjahressperre für den früheren DFB-Präsidenten bestätigt. Niersbach bleibt der Zutritt auf die Fußball-Bühne weiter bis zum 24. Juli 2017 verwehrt.
Der ehemalige DFB-Präsident Wolfgang Niersbach will nach der Bestätigung seiner Einjahressperre durch die FIFA seine verbliebenen Ämter in den internationalen Fußball-Gremien aufgeben. Das teilte Niersbach am Freitag mit. Er werde seine "persönliche Konsequenz" ziehen und trotz seines Mandats bis 2019 sofort aus dem FIFA-Council zurücktreten, erklärte der 66-Jährige. Sein Mandat im UEFA-Exekutivkomitee laufe ohnehin im Frühjahr 2017 aus.
Die Berufungskommission des Fußball-Weltverbandes FIFA hatte zuvor Niersbachs Einspruch gegen seine Sperre abgelehnt. Der frühere Topfunktionär bleibt daher wegen seines Verhaltens in der Affäre um die WM 2006 bis zum Juli 2017 gesperrt. "Die Entscheidung trifft mich sehr hart", sagte Niersbach. "Denn ich bleibe bei meiner Bewertung, dass das Urteil der Ethik-Kommission völlig überzogen ist." Den Internationalen Sportgerichtshof CAS werde er nicht mehr anrufen.
Niersbach hatte mit dem Einspruch gegen die Entscheidung der Fifa-Ethikkommision wegen Verstößen gegen den Ethik-Code auf eine mildere Strafe gehofft. Wie die FIFA am Freitag aber mitteilte, erachtete auch die Berufungskommission Niersbachs Verhalten als Verstoß gegen Artikel 18 (Anzeige- sowie Mitwirkungs- und Rechenschaftspflicht) und Artikel 19 (Interessenkonflikte) des Ethikreglements. Der Hauptvorwurf lautet, dass Niersbach die Affäre um die WM-Vergabe für 2006 zuerst intern regeln wollte. Deshalb hatte er auch seinen Posten als Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) räumen müssen.
Sommermärchen-Affäre bleibt Thema
Bei seiner Sperre wurde der frühere Journalist nicht wegen möglicher Schmiergeldzahlungen oder Korruption bestraft, sondern wegen seines vorübergehenden Stillschweigens. Im Kern geht es bei der Sommermärchen-Affäre um die "verschwundenen" 6,7 Millionen Euro, die im Rahmen der WM-Vergabe vom DFB nach Katar überwiesen wurden. Warum, wissen bislang nur die Verantwortlichen.
Niersbach selbst saß damals im von Franz Beckenbauer geführten WM-Organisationskomitee. Und als er im Sommer 2015 nach eigener Aussage erstmals von Unregelmäßigkeiten um die Millionen erfahren hatte, wollte er dies zuerst intern regeln. Dieses Fehlverhalten wurde im Freshfields-Bericht, der am 4. März veröffentlicht wurde, klar beleuchtet. Daraufhin wurde Fifa-Chefermittler Cornel Borbély aktiv, er leitete seinen Abschlussbericht mit der ursprünglich geforderten Zweijahressperre am 22. April an die Ethikkomission weiter.
Ermittlungen waren zudem gegen Beckenbauer, gegen Ex-DFB-Präsident und Niersbach-Vorgänger Theo Zwanziger, gegen die früheren DFB-Generalsekretäre Helmut Sandrock und Horst R. Schmidt sowie gegen den einstigen stellvertretenden Generalsekretär Stefan Hans aufgenommen worden. (sid)