Wolfsburg. Die Generalprobe des deutschen Meisters VfL Wolfsburg vor seiner Champions-League-Premiere am Dienstag gegen ZSKA Moskau ging daneben. Gegen Bayer Leverkusen kassierte der Titelverteidiger eine 2:3 (0:1)-Heimschlappe und versinkt vorerst im grauen Mittelfeld der Bundesliga-Tabelle.

Die Leverkusener dagegen bleiben ungeschlagen und stürmten - zumindest bis zum Samstagabend - an die Tabellenspitze. Zwar geriet ihr Erfolg nach einer 3:0-Führung am Ende noch einmal in Gefahr, doch Wolfsburgs Endspurt kam zu spät, um die Begegnung noch zu kippen.

Überrascht bis leicht verärgert reagierten Wolfsburgs Fans zunächst auf die Aufstellung – auch wenn sich der Wechsel in den letzten Tagen angedeutet hatte. „Dzeko, Dzeko“, skandierten sie, als der Top-Stürmer auf der Ersatzbank Platz nahm. An seiner Stelle stürmte erstmals von Beginn an Obafemi Martins neben Grafite. Doch auch diese Doppelspitze stellt absolute Extraklasse dar, was den Leverkusenern auch ziemlich schnell klar wurde.

Bei ihnen wurde Michal Kadlec wegen einer in der WM-Qualifikation erlittenen Knöchelblessur zunächst geschont. Für ihn rückte Hans Adu Sarpei auf die linke Position der Viererkette.

Viel Arbeit gab’s für die Defensivreihen auf beiden Seiten. Denn beide Teams suchten mit ihren schnellen Stürmern den Weg zum Tor – wobei die Hausherren oft ein wenig gefährlicher wirkten, Bayer sich aber keineswegs versteckte. Möglichkeiten von Martins (11. Minute) und Christian Genner (13.) standen auf Leverkusener Seite Chancen für Stefan Kießling (13.) Renato Augusto (27.) gegenüber, ohne dass es irgendwo „einschlug“.

„Die spielen und spielen, aber nix passiert“, meinte Wolfsburgs ehemaliger Publikumsliebling Roy Präger auf der Tribüne. Aber dann passierte es doch! Eine rote Karte für VfL-Torwart Diego Benaglio brachte Wolfsburg-Fans auf die Palme. Nach einer Abwehraktion gegen Kießling hatte Benalio auch gegen den anstürmenden Eren Derdiyok klären, erwischte den Bayer-Stürmer dabei leicht am Fugelenk, und Schiedsrichter Brych schickte den VfL-Keeper zum Duschen. „Wofür das denn?“ erregte sich auch Präger, da weder ein übles Foul noch eine Notbremse zu erkennen war.

Ein Platzverweis mit Folgen: Fünf Miuten war Andre Lenz, der Benaglio im VfL-Tor vertrat, machtlos. Nach einer Ecke von Renato Augusto wehrte er Schüsse von Derdiyok und Kießling aus kurzer Distanz noch ab, doch dann brachte Simon Rolfes den Ball im dritten Anlauf über die Linie.

Der Elfmeter, den Brych in der 58. Minute für Bayer pfiff, trug auch nicht zur Beruhigung der Wolfsburger Seele bei. Dabei hatte Barzagli Derdiyok diesmal erkennbar im Strafraum festgehalten. Rolfes ließ sich die Chance zu seinem zweiten Tor des Tages nicht nehmen.

Wenig später spielten die Teams plötzlich mit zehn gegen zehn. Derdiyok hatte wegen wiederholten Foulspiels vorzeitig Feierabend, und Dzeko durfte nun doch noch ran. Allerdings ohne Erfolg: Nur eine Minute nach seiner Einwechslung schloss der erneut unermüdliche Kießling einen Bayer-Konter mit dem 3:0 ab.

War’s das? Noch lange nicht! Per Freistoß verkürzte Zvejsdan Misimovic eine Viertelstunde vor Schluss auf 1:3, und Grafite gelang zehn Minuten vor dem Abpfiff mit einem umstrittenen Foulelfmeter das 2:3. Wolfsburg stürmte, Bayer wackelte – aber die Mannschaft von Trainer Jupp Heynckes rettete ihren „Dreier“ über die Zeit.