Im SID-Interview der Woche spricht Wolfgang Holzhäuser über das bevorstehende Bundesliga-Duell von Bayer Leverkusen beim VfL Wolfsburg und sein Vertrauen in Trainer und Mannschaft.
Das Duell der Werksklubs am Wochenende hat auch für Wolfgang Holzhäuser eine ganz besonders pikante Note. Der Sprecher der Geschäftsführung des Bundesligisten Bayer Leverkusen äußerte sich im Interview mit dem Sport-Informations-Dienst (SID) zum Spiel beim deutschen Meister VfL Wolfsburg am Samstag (15.30 Uhr/live bei Sky und Liga total), sein Vertrauen in Mannschaft und Trainer sowie der Zusammenarbeit mit dem Deutschen Fußball-Bund (DFB).
SID: "Die neue BayArena hat ihre internationale Feuertaufe am vergangenen Samstag beim Länderspiel gegen Südafrika erfolgreich bestanden. Sie war zuvor mit Bundesligastart offiziell eingeweiht worden. Erfüllt Sie mit Stolz, dass trotz vieler Widrigkeiten das Stadion nun als Schmuckkästchen zur Verfügung steht?"
Wolfgang Holzhäuser: "Wir haben bislang nur Positives gehört, das war auch am vergangenen Samstag beim Länderspiel so. Wir können mit Recht stolz auf das sein, was wir geleistet haben. Allerdings sind wir noch nicht am Ende angelangt. Wir wollen eine weitere Optimierung und Perfektionierung der BayArena. Es gibt schon einige Pläne in der Schublade, die wir in naher Zukunft angehen möchten. So werden wir schnellstens die Kiosk- und Toiletten-Situation für unsere Fans in den Bereichen verbessern, die nicht der Spitzhacke zum Opfer gefallen sind."
SID: "Die Bayer-Mannschaft hat einen sehr gelungenen Saisonstart hingelegt. Sie scheinen in der Person von Jupp Heynckes auch den richtigen Trainer gefunden zu haben. Stimmt aus Ihrer Sicht die Chemie zwischen Trainer und Mannschaft?"
Holzhäuser: "Das kann man mit Fug und Recht sagen. Unser Saisonstart war positiv, es werden aber auch wieder andere Tage kommen. Trotzdem: Wir sind von Jupp Heynckes überzeugt. Er ist ein erfahrener Fußballlehrer, dessen Vita viele Erfolge aufweist und der mit seiner Ausstrahlung bei den Spielern gut ankommt."
SID: "Ist es nicht ungewöhnlich, dass der älteste Bundesliga-Coach ausgerechnet eine so junge Mannschaft wie Bayer betreut, nachdem Leverkusen zuletzt in Bruno Labbadia auch einen jungen Trainer verpflichtet hatte?"
Holzhäuser: "Nein, nicht ungewöhnlich. Denn gerade die jungen Spieler haben vor Jupp Heynckes einen ganz natürlichen Respekt. Wir haben die Mannschaft in den letzten Jahren gezielt zusammengestellt. Rudi Völler und ich waren uns einig, dass Jupp Heynckes gut zu dieser Mannschaft passen könnte. Wir haben Vertrauen in das Team und Vertrauen zum Trainer. Zuletzt haben wir zweimal in Folge einen Platz im internationalen Geschäft verpasst. Einmal knapp, in der vergangenen Saison recht deutlich. Das hatte sicherlich auch mit mentalen Problemen zu tun. Wir erhoffen uns, dass Jupp Heynckes den Spielern soviel mentale Stärke mit auf den Weg gibt, um in dieser Saison das gesteckte Ziel, die Qualifikation für einen internationalen Wettbewerb, zu erreichen."
SID: "Am Samstag steht das Duell beim deutschen Meister VfL Wolfsburg auf dem Programm. Es ist gleichzeitig ein Duell zweier Werksklubs. Ist Wolfsburg im Grunde eine Kopie von Bayer 04, das im Profi-Fußball so eine Art Vorreiterrolle eingenommen hat?"
Holzhäuser: "Der größte Unterschied zu Wolfsburg ist, dass Bayer bereits seit mehr als 100 Jahren Werks- und Spitzensport betreibt. Wir feiern nun zehnjähriges Jubiläum. Denn vor zehn Jahren haben wir als erster Verein die Fußball-Abteilung ausgegliedert und eine Kapitalgesellschaft gegründet. Wolfsburg als Kopie von Bayer 04 zu bezeichnen, stimmt nur bedingt, denn wir setzen seit Jahren auf junge deutsche Spieler. Wolfsburg hat dagegen eine andere Philosophie, dort setzt man eher auf fertige Spieler aus dem Ausland."
SID: "Hat Wolfsburg Vorteile, weil Volkswagen mehr Geld in den Fußball steckt als die Bayer AG?"
Holzhäuser: "Der Bayer-Konzern beteiligt sich mit einer bestimmten Summe an unserem Budget. Dieser Anteil wird jedes Mal aufs Neue überprüft und angepasst. Deshalb ist auch der Erfolg unserer Mannschaft so wichtig. Man sagt allerdings, dass die Zuwendungen von VW in die Fußball-Abteilung in Wolfsburg höher seien als die der Bayer AG in Leverkusen."
SID: "Sie kennen sich auch recht gut im internationalen Fußball aus. Könnte es sein, dass die Bundesliga-Klubs aufgrund des gesunden Wirtschaftens letztendlich Gewinner der Wirtschaftskrise sein könnten?
Holzhäuser: "Wirtschaftliches Augenmaß spielt in der heutigen Zeit eine große Rolle. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass das Geld bei jungen Spielern sicherlich eine wichtige, aber nicht immer die entscheidende Rolle spielt. Wer sich für einen deutschen Klub entscheidet, hat die Gewähr, dass das Geld regelmäßig auf dem Konto eingeht. Das ist bei vielen Klubs im Ausland nicht immer der Fall. Außerdem ist es so, dass wir in Leverkusen bei jungen Spielern einen sehr guten Ruf genießen. Ein Renato Augusto hat sich bei einem Juan oder Lucio über uns erkundigt. Auch Jorginho hat ihm geraten, nach Leverkusen zu wechseln. Deshalb tun wir uns hier leichter, auch international umworbene Spieler zu verpflichten."
SID: "Auch ein Rudi Völler spielt bei solchen Transfers als zusätzliches Pfund von Bayer eine gewichtige Rolle..."
Holzhäuser: "Das ist sicherlich so. Ich habe mich sehr für eine Verpflichtung von Rudi Völler eingesetzt. Sein Engagement beim AS Rom war damals eine Herzensangelegenheit. Ich habe ihm aber angeboten, dass er anschließend jederzeit zu uns zurückkommen kann. Er respektiert meine Führungsrolle und ich seine sportliche Kompetenz, dabei ergänzen wir uns glänzend."
SID: "Sie halten mir Ihrer Meinung nicht hinterm Berg und gelten als Querdenker. Wie kommen Sie damit klar, dass Sie häufiger mit Ihren Äußerungen anecken?"
Holzhäuser: "Solange ich als Querdenker bezeichnet werde, ist das kein Problem. Schlimmer wäre es, wenn ich als Querkopf eingestuft würde. Ich werde weiter meine Meinung vertreten, auch wenn sie nicht allen passt."
SID: "Sie waren kommissarischer Ligaverbands-Präsident. Wie beurteilen Sie das Wirken von Ligaverband und Deutscher Fußball Liga?"
Holzhäuser: "Im sportpolitischen Bereich, wo wir lange Zeit nicht ausreichend repräsentiert waren, sind wir mit Liga-Präsident Reinhard Rauball sehr gut aufgestellt. Auch die DFL unter Christian Seifert hat in den Verhandlungen um den Fernsehvertrag in Anbetracht der wirtschaftlich schwierigen Zeiten und der Probleme mit dem Kartellamt einen zufriedenstellenden Vertrag ausgehandelt. Allerdings würde ich mir etwas mehr Nähe zum Fußball und zu den Vereinen wünschen. Da sehe ich durchaus noch Steigerungspotenzial."
SID: "Wie beurteilen Sie das Verhältnis des Profi-Fußballs zum Deutschen Fußball-Bund?"
Holzhäuser: "Ich bin der festen Überzeugung, dass Wolfgang Niersbach als DFB-Generalsekretär einen tollen Job macht. Ihm ist es gelungen, dass einige Barrieren abgebaut wurden. Er baut auf ein partnerschaftliches Verhältnis und einen Interessenausgleich."
SID: "Trotzdem hat es bei der Nominierung für die U20-WM in Ägypten Konflikte gegeben, weil die Profi-Klubs während der Saison nicht auf ihre besten Nachwuchskräfte verzichten wollen."
Holzhäuser: "Als auf einer Ligaverbandssitzung der Rahmenterminplan besprochen wurde, habe ich darauf hingewiesen, frühzeitig die Problematik zu diskutieren. Denn es besteht keine Abstellungspflicht für die Klubs. Wolfgang Niersbach hat damals auch erklärt, dass man das Problem nur partnerschaftlich lösen könne. Wir werden Lars Bender und Richard Sukuta-Pasu abstellen, aber sicherlich nicht Toni Kroos und Stefan Reinartz. Sollte sich FIFA-Präsident Joseph S. Blatter mit seiner Ankündigung durchsetzen und eine Abstellungspflicht auf welcher rechtlichen Grundlage auch immer durchsetzen, dann werden wir eine sofortige Absetzung der Spieltage verlangen und auch durchsetzen."