Dortmund. Ein Hollywood-Autor hätte sich kein besseres Drehbuch ausdenken können. Da schlurft der kleine Franck ins Dortmunder Stadion und gibt gelangweilt Autogramme, bevor er sich in den hinteren Winkel der Bank zurückzieht. Traumtor des Franzosen beim 5:1-Auswärtssieg des FC Bayern.
Franck ist sauer, weil ihm der Papa (und Bayern-Trainer) Louis van Gaal den Ball weggenommen hat und der Franzose nur Ersatz ist. Ab der 46. Minute darf Franck doch mitspielen, erzielt ein wunderbares Freistoßtor und hätte bei seinem folgenden Jubelsprung fast die niederländische Eiche „van Gaal” gefällt. „Ich hatte Mühe, stehen zu bleiben”, beschrieb der Bayern-Trainer den Moment, als er und Ribery plötzlich auf Augenhöhe waren. Und er nahm innige Gefühle wahr: „Er hat gezeigt, dass er diesen Trainer liebt.” Sein Präsident Franz Beckenbauer, einst Sänger des Gassenhauers "Echt Freunde kann niemand trennen", dürfte innerlich zu Tränen gerührt gewesen sein.
Das vorläufige Happyend
Es war das vorläufige Happyend einer bislang schwierigen Beziehung. Die Diskussionen um Riberys Position im Spielsystem und seine Fitness, und vor allem das Transfer-Theater mit Real Madrid: Alles schien Samstag vergessen. Und gestern legte der geläuterte französische Rebell gar noch nach und stellte eine Verlängerung seines bis 2011 laufenden Vertrags in Aussicht. „Im Fußball geht es manchmal schnell. Eine kleine Sitzung, dann kann sich das entscheiden.” Und den 26-Jährigen überkamen erneut die Emotionen: „Ich fühle mich hier geliebt”, erklärte er.
Keine Angst: In München droht keine Traumhochzeit. Denn das Pärchen neckt sich längst wieder. „Auf die Bank habe ich keine Lust mehr. Da wird mir langweilig. Ich würde gerne von Anfang an spielen”, wünschte sich Ribery gestern. Allerdings sieht sein Trainer weiter Fitness-Defizite: „Dass er fit ist, ist bis heute nicht der Fall”, bremste Louis van Gaal, dem der Franzose in der Jokerrolle offenbar gut gefällt.
„Es ist wie bei einer neuen Frau oder Freundin. Da läuft am Anfang auch nicht alles rund”, analysierte Hobby-Psychologe Bastian Schweinsteiger. Und hatte das treffende Bild für die Beziehungen „Ribery - van Gaal” und „van Gaal - FC Bayern” gefunden. Deren massive Annäherung am Samstag in Dortmund kommt zum idealen Zeitpunkt. „Das Spiel beim BVB war der Start in eine entscheidende Phase. Wir haben jetzt alle drei Tage ein Spiel”, erklärte Sportdirektor Christian Nerlinger mit Blick auf das Vollprogramm aus Champions League, Bundesliga und DFB-Pokal.