Essen. 2006 erlebte Oliver Kahn als Bankdrücker beim WM-Gastgeber die sportliche Tragik des Torwart-Lebens, vier Jahre später könnte Rowen Fernandez ähnliches erleben. Fernandez ist die Nummer zwei bei Arminia Bielefeld und derzeit spricht nicht viel dafür, dass er der Torwart für Südafrika wird.
Herr Fernandez, Stammtorhüter Itumeleng Khune ist verletzt. Werden Sie am Samstag beim Länderspiel in Deutschland im Tor stehen?
Rowen Fernandez: Ich hoffe es. Der Trainer hat mir noch nichts Konkretes gesagt. Aber alle Anzeichen deuten darauf hin.
Und wie groß sehen Sie Ihre Chance, bei der WM 2010 in der Heimat die Nummer 1 Südafrikas zu sein?
Fernandez: Wenn ich in Bielefeld regelmäßig spiele, sollte ich auch in der Nationalelf die Nummer eins sein. Arminia-Trainer Thomas Gerstner wird sich das Spiel am Samstag ansehen, und ich hoffe, ich kann ihn mit einer guten Leistung überzeugen.
Derzeit sind Sie bei Arminia nur die Nummer zwei hinter Dennis Eilhoff. Dennoch haben Sie Ihren Vertrag bis 2012 verlängert. Wieso?
Fernandez: Der Verein hat mir einen Vertrag angeboten und ich fühle mich in Bielefeld sehr wohl. Und ich werde weiter meine Chance suchen, wieder Stammtorhüter zu werden.
Am Ende könnte es Ihnen ergehen wie Oliver Kahn 2006: Auch er wollte jenseits der 30 die WM im eigenen Land als Krönung der Karriere erleben und saß letztlich auf der Bank...
Fernandez: Ja, das habe ich mitbekommen. Aber ich hoffe, dass mir Kahns Schicksal erspart bleibt. Es passiert nicht so oft, dass eine WM im eigenen Land stattfindet. Und deshalb will ich dort unbedingt spielen.
Was bedeutet diese WM für Südafrika?
Fernandez: Sehr viel. Ich denke, sie wird nicht nur einen wirtschaftlichen Boom bewirken und den Fußball voranbringen, sondern in vielen Bereichen für Aufschwung sorgen.
Können alle Probleme bis zum WM-Start gelöst oder minimiert werden, vor allem im Bereich der Kriminalität? Und werden alle organisatorischen Hindernisse ausgeräumt?
Fernandez: Was soll ich sagen? Ganz bestimmt. Ich denke immer positiv.
Aber Sie arbeiten gerade Woche für Woche unter ganz anderen Voraussetzungen und sehen den Unterschied...
Fernandez: Deutschland ist natürlich etwas Besonderes in dieser Hinsicht. Viele Spieler haben mich in den letzten Wochen gefragt, wie es ist, in Deutschland zu spielen. Ich habe Ihnen erzählt, wie fußballverrückt dieses Land ist. Als wir das Stadion in Leverkusen besichtigt haben, waren alle begeistert. Sie sagten, das Stadion sei unglaublich und der Rasen weltklasse. Da habe ich gesagt: Wartet erst mal ab, was am Samstag hier los. Und so ist das hier jede Woche. Erschrocken waren viele Kollegen nur, weil es so viel regnet. Da musste ich ihnen sagen: Auch das ist hier leider meistens so.
Was rechnen Sie sich aus für das Spiel?
Fernandez: Deutschland hat zuletzt nicht wie gewohnt überzeugt, da wird Joachim Löw seine Spieler in die Pflicht genommen haben. Und sie haben eine sehr starke Mannschaft, gegen die meisten habe ich ja schon gespielt. Deutschland steht nicht umsonst unter den Top 5 in der Weltrangliste und wir ein paar Plätze dahinter (73, d. Red.). Deutschland möchte möglichst viele Tore schießen, mein Ziel ist es, zu Null zu spielen. Und wenn wir unsere Stärken abrufen können, werden wir es ihnen zumindest sehr schwer machen können. Schließlich haben wir beim Confed-Cup auch die Spanier und die Brasilianer ein bisschen geärgert.
Diese Spiele gingen trotzdem knapp verloren, am Ende war Ihr Team Vierter. Was hat diese Mini-WM in Südafrika bewirkt?
Fernandez: Das Selbstvertrauen der Mannschaft ist gewachsen, und das Fußball-Fieber in Südafrika ist gestiegen. Die Fans haben mit ihren Vuvuzelas von der ersten bis zur letzten Minute für Stimmung gesorgt. Und das war erst ein kleiner Vorgeschmack auf die WM. (sid)